Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)
(Hausarbeit, Duschen etc.) als informelle Achtsamkeitsübungen zu gestalten
Eine ausführliche Darstellung des Programms ist dem Buch von Kabat-Zinn (2006) zu entnehmen. Außerdem sind zahlreiche weitere Bücher und Audio-CDs mit Meditationsanleitungen erhältlich. In Deutschland haben sich mehrere Einrichtungen, die Ausbildungen zum MBSR-Lehrer anbieten, zu einem Verband zusammengeschlossen, und in fast allen größeren Städten werden inzwischen Kurse angeboten ( www.mbsr-verband.org ).
Nachfolgend werden zunächst die wichtigsten körperlichen und psychischen Erkrankungen beschrieben, bei denen MBSR bisher eingesetzt wurde. Inwiefern auch gesunde Personen von einer Teilnahme profitieren können, wird dann in einem eigenen Abschnitt behandelt. Eine Beurteilung der Wirksamkeit erfolgt schließlich im letzten Abschnitt auf der Grundlage mehrerer vorliegender Meta-Analysen.
Behandlung von Krankheiten
Ausgangspunkt bei der Entwicklung des MBSR-Programms durch Kabat-Zinn war die Notwendigkeit, ein Angebot für chronische Schmerzpatienten zu schaffen. Es handelte sich um sogenannte »hoffnungslose Fälle«, also austherapierte Patienten, bei denen die üblichen Formen der Behandlung keine Besserung mehr erbrachten. MBSR zielte darauf ab, einen veränderten Umgang mit den körperlichen Schmerzempfindungen zu vermitteln, eine akzeptierende, nicht wertende Haltung einzunehmen, wie sie für die Achtsamkeitsmeditation kennzeichnend ist. Ermutigt von den guten Erfolgen, setzte Kabat-Zinn später das Programm auch bei Patienten mit Hauterkrankungen ein und konnte zeigen, dass der Erfolg der regulären Behandlung durch die zusätzliche Teilnahme an einem MBSR-Kurs gesteigert wurde.
Viele körperliche Erkrankungen lösen in den Betroffenen Stressreaktionen aus, die wiederum den Krankheitsverlauf selbst negativ beeinflussen können. Dies gilt insbesondere für Erkrankungen, bei denen das Immunsystem eine wichtige Rolle spielt. So liegen inzwischen bereits mehrere Studien zu positiven Wirkungen von MBSR bei Krebs vor.
Die aktuelle Bibliographie von Williams und Zylowska (2009) listet neben wissenschaftlichen Studien zu MBSR bei den bereits genannten Krankheiten und verschiedenen spezifischen Schmerzsyndromen (Kopfschmerzen, Fibromyalgie etc.) unter anderem noch folgende Anwendungsbereiche auf:
Rehabilitation nach Hirnverletzungen
Diabetes
Herzkrankheiten
Immunschwäche (AIDS)
Fettleibigkeit
Stress bei Frauen durch Geburt und Menopause
Organtransplantationen
Arthritis
Tinnitus
Die meisten körperlichen Erkrankungen sind von Schmerzen begleitet und rufen in den Betroffenen Stress hervor. Durch die Stressreduktion mittels MBSR nimmt die psychische Belastung ab. Das MBSR-Programm leitet die Teilnehmer gezielt dazu an, ihre Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Negative Bewertungen, die zu einer Verschlechterung der Situation beitragen und zu einem Gefühl der Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit führen, werden bewusst gemacht und abgebaut. Stattdessen wird die Selbstverantwortung betont und durch die Förderung einer wohlwollenden Haltung das Selbstwertgefühl gesteigert und das Selbstvertrauen, die Erkrankung aus eigener Kraft bewältigen zu können.
Im ersten Teil des Buches wurden bereits einige Beispiele dafür gegeben, wie Teufelskreise dazu führen können, dass sich normale Gefühlsreaktionen der Trauer, Angst oder Wut zu psychischen Störungen entwickeln. Eine Haltung der Achtsamkeit kann dabei hilfreich sein, solche inneren Aufschaukelungsprozesse zu erkennen und zu unterbrechen.
Für Patienten mit Suchtproblemen und für Patienten mit wiederholten depressiven Episoden existieren die oben erwähnten spezifisch ausgerichteten klinischen Behandlungsprogramme. Demgegenüber ist MBSR ein eher unspezifisches Verfahren, das bei einer großen Bandbreite von psychischen Beeinträchtigungen zum Einsatz kommen kann. Für manche Störungen und Zielgruppen wurden eigene MBSR-Varianten entwickelte, beispielsweise Programme zur Behandlung von Essstörungen (Williams & Zylowska, 2009) oder eine auf Studierende zugeschnittene Variante, die besonders relevante Themen wie Lernen und Prüfungsängste gezielt anspricht (Lynch et al., 2009).
Stressbedingte Erkrankungen und psychische Störungen sind in der Allgemeinbevölkerung heutzutage sehr verbreitet. Abgesehen von dem damit verbundenen individuellen Leiden sind auch die verursachten Gesundheitskosten und volkswirtschaftlichen Schäden immens. So wird heute davon ausgegangen,
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