Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)
Nachhaltigkeit der Besserung zu überprüfen.
In einer großangelegten Studie zur Wirksamkeit von Psychotherapie, in der Meditation als Entspannungsverfahren einbezogen wurde, kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Meditation als Verfahren mit nachgewiesener Wirksamkeit angesehen werden könne (Grawe, Donati & Bernauer, 1994). Diese allgemeine Aussage stützte sich auf die Auswertung von lediglich 15 zum damaligen Zeitpunkt vorliegenden hochwertigen Studien, in denen diverse Meditationstechniken zum Einsatz kamen.
Eine weitaus umfassendere und differenziertere Untersuchung zur Bewertung der gesundheitlichen Wirkungen von Meditation wurde von einer amerikanischen Behörde in Auftrag gegeben, der Agency for Healthcare Research and Quality (Ospina et al., 2007). Der Ergebnisbericht mit einem Umfang von 263 Seiten (plus ca. 200 Seiten Anhang!) berücksichtigt fünf Kategorien: Mantra-Meditation, Achtsamkeitsmeditation, Yoga, Tai Chi und Qigong. Die Qualität der 813 einbezogenen Studien wurde nach strengen Kriterien bewertet, wie sie üblicherweise in der Pharmaforschung zur Anwendung kommen. Neben der allgemeinen Wirksamkeit ging es um die Frage, ob sich einige Meditationstechniken bei der Behandlung einer bestimmten Erkrankung als effektiver erweisen würden als andere. Durch die strengen Auswahlkriterien konnten jedoch am Ende nur eingeschränkte Aussagen zu Bluthochdruck, Herzkrankheiten und Stress getroffen werden. Zwischen den Methoden zeigten sich bezüglich der Wirksamkeit keine bedeutsamen Unterschiede. Insgesamt wurde die empirische Grundlage als zu dürftig eingeschätzt, um wirklich belastbare Aussagen zu erhalten. Dabei ist jedoch zu beachten, dass lediglich Publikationen bis zum Jahr 2005 berücksichtigt worden waren. In den letzen fünf Jahren hat sich die Befundlage in Bezug auf die Achtsamkeitsmeditation deutlich verbessert (siehe Kapitel 2).
Um die Frage nach der Wirksamkeit zu beantworten, werden solche Meta-Analysen durchgeführt, die die Ergebnisse vieler Einzelstudien zusammenfassen und bewerten. Vergleichsuntersuchungen, bei denen verschiedene Meditationsverfahren direkt miteinander verglichen werden und die Zuordnung der Teilnehmer zufällig erfolgt, sind eher selten. So ist es bisher kaum möglich, eine Empfehlung zu geben, welche Methode bei welcher Erkrankung die besten Ergebnisse erwarten lässt. Auch die Frage, welche Meditationsmethode zu welcher Person passt, ist bisher ebenso ungeklärt wie die Frage nach der »Dosis«, also der Übungsdauer und Übungshäufigkeit, die erforderlich ist, um eine gewünschte Wirkung zu erzielen.
Allerdings ist fraglich, ob das medizinische Standardvorgehen von Diagnose, differentieller Indikation und Verordnung therapeutischer Maßnahmen für Meditation angemessen ist. Es handelt sich schließlich um Methoden, die als Hilfe zur Selbsthilfe konzipiert sind, d.h., nach dem Erlernen einer Technik, die dem Betroffenen persönlich zusagt, wird diese weitestgehend selbständig und gemäß den eigenen Bedürfnissen praktiziert.
Eine weitere Fragestellung in Bezug auf die gesundheitlichen Effekte von Meditation betrifft die Art und Weise, wie Meditation ihre positiven Wirkungen hervorruft. Hier besteht die engste Verbindung zur oben beschriebenen Grundlagenforschung, in der die psychologischen und physiologischen Wirkungen von Meditation untersucht werden. Die Grundlagenforschung liefert Modelle zu Aufmerksamkeitsteuerung, Emotionsregulation und Denkprozessen, die dabei helfen zu erklären, wie Meditationstechniken z.B. bei Aufmerksamkeitsdefiziten, Ängsten und Depressionen spezifische positive Wirkungen entfalten können. Insbesondere die neurowissenschaftliche Forschung kann hier wichtige Erkenntnisse darüber liefern, welche Funktionen und Strukturen des Gehirns bei den jeweiligen Störungen betroffen sind und wie diese durch Meditation beeinflusst werden können.
Obgleich der Schwerpunkt der Anwendung von Meditation im klinischen Sektor liegt, existieren noch weitere Anwendungsbereiche, die Erwähnung verdienen und Entwicklungspotentiale bergen. So wurden beispielsweise in verschiedenen Projekten in Indien, den USA und auch in Deutschland Meditationskurse mit Gefängnisinsassen durchgeführt, um Selbstreflexion, Selbstkontrolle und pro-soziales Verhalten zu fördern.
In den USA haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Initiativen gebildet, die dafür eintreten, Meditationsunterricht an Schulen und Universitäten zu etablieren. Hier ergeben sich
Weitere Kostenlose Bücher