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Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)

Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)

Titel: Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ott
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    Erfreulicherweise ist die empirische Meditationsforschung nicht darauf angewiesen, dass eine allgemein anerkannte Definition existiert, denn hier wird üblicherweise eine sogenannte Arbeitsdefinition verwendet, die erklärt, was im Rahmen der jeweiligen Studie unter Meditation verstanden wird. Idealerweise ist im Methodenteil genau beschrieben, welche Technik die untersuchten Personen praktizieren und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.
    Dies hat jedoch zur Konsequenz, dass die Ergebnisse von Studien nur bedingt miteinander vergleichbar sind, weil sich die als »Meditation« untersuchten Methoden erheblich voneinander unterscheiden können. Diese Problematik wird in den weiteren Kapiteln wiederholt zu Tage treten, denn bei der Schilderung von Forschungsergebnissen sind pauschale Aussagen über die Wirkung von Meditation in den meisten Fällen nicht zulässig.
    Selbst wenn in Studien die gleiche Meditationsmethode untersucht wird, kann dies unter völlig verschieden Perspektiven erfolgen. Meditation kann unter anderem konzipiert werden als:

     
Technik zur Entspannung und Stressbewältigung
Mentales Training zur Schulung spezifischer Leistungen
Klinische Intervention zur Behandlung von Krankheiten
Methode zur Erkenntnisgewinnung durch systematische Innenschau
Asketische Praxis zur Erlangung spiritueller Einsichten

    Aus der eingenommenen Perspektive leiten sich die interessierenden Fragestellungen ab und die Methoden, die zum Einsatz kommen. Der nächste Abschnitt stellt die am stärksten beforschten Themenfelder der Meditationsforschung vor.
    Fragestellungen und Methoden
    Der weitaus größte Anteil aller Studien der Meditationsforschung beschäftigt sich mit mindestens einer der folgenden vier Fragen:

     
Was erleben Meditierende?
Wie beeinflusst Meditation die Persönlichkeit und Leistungsfähigkeit?
Welche Wirkungen hat Meditation auf Atmung, Herz, Immunsystem, Gehirn etc.?
Wie effektiv ist Meditation bei der Behandlung körperlicher und psychischer Erkrankungen?

    Für jeden angehenden Meditierenden besteht die Möglichkeit, sich vorab über die Antworten zu informieren, die die Forschung auf diese Fragen bisher geliefert hat. Zu den Wirkungen von Meditation auf die Physiologie, das Verhalten, das Erleben und die Gesundheit der Praktizierenden existieren inzwischen weit über tausend Publikationen, die zuletzt von Murphy und Donovan (1997) zusammengetragen und ausführlich kommentiert wurden. Ihre Bibliographie deckt den Zeitraum bis 1993 ab, ist frei im Internet zugänglich und mit einer Suchfunktion versehen (siehe Link im Literaturverzeichnis). Neuere Studien können über die öffentlich zugängliche Datenbank PubMed gefunden werden, die derzeit bei einer Recherche mit dem Suchbegriff »Meditation« 1847 Treffer liefert ( www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed , Abruf am 9. April 2010).
    Wirkungen auf Erleben und Verhalten, auf Persönlichkeit und kognitive Leistungen sowie die klinische Wirksamkeit von Meditation als Verfahren zur Entspannung und zur Behandlung von psychischen Störungen sind Gegenstand der psychologischen Forschung, die sich in erster Linie auf Fragenbogen, Interviews, Verhaltensbeobachtung und Leistungstests stützt.
    Physiologische Effekte und die Wirksamkeit bei körperlichen Erkrankungen werden demgegenüber vorrangig in der medizinischen Forschung untersucht. Eine strikte Aufteilung existiert jedoch nicht, denn auch in der psychologischen Forschung werden Befragungen häufig mit physiologischen Messungen kombiniert, um subjektive und objektive Daten miteinander in Beziehung zu setzen. Bei diesem psychophysiologischen Ansatz werden Maße wie Puls- und Atemfrequenz, Muskelspannung, Hautleitfähigkeit und die elektrische Hirnaktivität in Form des Elektroenzephalogramms (EEG) registriert. In den letzten Jahren sind verschiedene bildgebende Verfahren hinzugekommen, wobei sich die Magnetresonanztomographie (MRT) inzwischen zur dominierenden Methode entwickelt hat. Im dritten Kapitel wird ausführlich auf Befunde der neurowissenschaftlichen Meditationsforschung mittels EEG und MRT eingegangen.

    Bei klinischen Fragestellungen geht es um heilsame Wirkungen von Meditationsübungen. Es wird überprüft, ob sich die Symptombelastung durch die Teilnahme an einem klinischen Meditationsprogramm reduzieren lässt. Hierzu werden die Symptome vorher und nachher erfasst und häufig auch nochmals mit einigem zeitlichen Abstand, um die

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