Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)
zahlreiche Fragestellungen dazu, inwiefern die Meditationspraxis Konzentration, Lernen, Empathie, Sozialverhalten, einen gesunden Lebensstil und Prozesse der Sinnfindung unterstützt.
Schließlich stellt auch die Arbeitswelt einen Anwendungsbereich dar, in dem bereits erste Studien dazu durchgeführt wurden, wie sich Meditation auf den Umgang mit Stress im Beruf auswirkt (Walach et al., 2007) und in der Ausbildung von Managern eingesetzt werden kann, um deren intuitive Fähigkeiten zu verbessern (Sadler-Smith & Shefy, 2007). Einen Einblick in das Potential von Meditation als Ressource im Berufsleben bietet ein kürzlich erschienenes Buch, in dem Führungskräfte ihre persönlichen Erfahrungen mit Meditation schildern (Jäger & Kohtes, 2009). Hier eröffnet sich ein weiteres interessantes Gebiet für die Meditationsforschung.
Entwicklungsphasen
Die vergleichsweise kurze Geschichte der Meditationsforschung lässt sich in mehrere Abschnitte unterteilen. In der nachfolgenden Abbildung ist die Anzahl der Publikationen wiedergegeben, die in den letzten 50 Jahren zum Thema »Meditation« veröffentlicht wurden. Bei der zugrundeliegenden Recherche in der wissenschaftlichen Datenbank ISI Web of Knowledge wurden ausschließlich Artikel in Fachzeitschriften einbezogen, also keine Tagungsbeiträge, Leserbriefe oder Ähnliches.
Die Frühphase beginnt in den 60er Jahren und erstreckt sich bis Anfang der 70er Jahre. Es handelte sich hauptsächlich um Studien, die mit Yogis und Zen-Mönchen vor Ort in Indien und Japan durchgeführt wurden. Vereinzelt wurden auch in westlichen Labors erste Messungen vorgenommen, die sich vor allem mit physiologischen Parametern wie der Herzfrequenz, dem Sauerstoffverbrauch und der elektrischen Hirnaktivität befassten. Die Anzahl der Studien war jedoch gering, und in manchen Jahren erschien keine einzige Publikation zum Thema.
Diese Situation änderte sich schlagartig durch die starke Verbreitung der transzendentalen Meditation Anfang der 70er Jahre. Maharishi, der aus Indien stammende Begründer der Methode, erlangte als Guru der Beatles große Popularität, und es standen viele Probanden für Studien zur Verfügung, die auf eine hochgradig standardisierte Weise in die Technik eingeführt worden waren und diese täglich praktizierten. Es entstanden viele Doktorarbeiten von Anhängern der transzendentalen Meditation, und die Bewegung selbst benutzte Forschungsergebnisse, um für die Methode zu werben. Die Forschungsaktivität in dieser ersten Blütezeit erreichte 1978 mit 48 Artikeln einen Höhepunkt und ließ danach zunächst wieder etwas nach.
Den Übergang in eine Phase der Konsolidierung markiert das Jahr 1984, in dem ein umfassendes Herausgeberwerk erschien, das die wichtigsten bis dato gesammelten Befunde zusammenstellte und kommentierte (Shapiro & Walsh, 1984). Wenige Jahre später erschien im renommierten Verlag der Universität Oxford ein hervorragendes Lehrbuch zur Psychologie der Meditation , in dem Experten die Felder der Meditationsforschung in Fachbeiträgen ausführlich behandelten und den Forschungsstand kritisch bilanzierten (West, 1987). In Deutschland erschien 1995 die Monographie des Medizinprofessors Klaus Engel, die einen Überblick über die Geschichte, Theorien und Ergebnisse der Meditationsforschung lieferte.
Mit dem Jahr 2000 begann eine bis heute andauernde Boomphase der Meditationsforschung, deren Ende nicht abzusehen ist. In den letzten zehn Jahren sind tatsächlich deutlich mehr wissenschaftliche Publikationen zum Thema erschienen als in den gesamten vierzig Jahren zuvor (in Zahlen: 59 % aller Artikel seit dem Jahr 2000, das sind rund 1400). Als Ursachen für diesen rasanten Zuwachs sind mehrere Entwicklungen auszumachen. Während Meditation lange Zeit als exotisches Phänomen galt, das vorwiegend in religiösen und esoterischen Kreisen verbreitet war, wird sie heute zunehmend als mentales Training, als Methode zur Selbstregulation verstanden. Traditionelle Meditationsmethoden und ihre Wirkungen werden auf der Grundlage moderner wissenschaftlicher Modelle erklärt und angewandt.
Einen wichtigen Impuls für diese neue Sichtweise und Form des Umgangs gaben (und geben nach wie vor) die Dialoge des Dalai Lama mit führenden westlichen Wissenschaftlern. Die Treffen, die seit den 1980er Jahren vom Mind & Life Institute organisiert werden und zunächst im kleinen Kreis stattfanden, haben sich inzwischen zu richtungsweisenden Kongressen entwickelt, über die bereits
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