Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)
Meditation«; Krampen, 1998) nur wenig Verbreitung und kaum Beachtung von Seiten der Wirksamkeitsforschung, so dass eine detaillierte Besprechung an dieser Stelle entfallen kann.
Einige Bekanntheit erlangte in den USA die sogenannte Benson-Methode , die ebenfalls aus dem Yoga abgeleitet worden war. Anstatt ein traditionelles Mantra wie beispielsweise »OM« zu verwenden, wies Benson seine Probanden an, das ähnlich klingende »ONE« zu wiederholen, also die englische Zahl eins, um jeden religiösen Gehalt zu vermeiden. Er konnte zeigen, dass sich bei der Wiederholung des Wortes bei jeder Ausatmung mit der Zeit ein Zustand tiefer Entspannung einstellt, eine »Relaxation Response«, die sich anhand physiologischer Maße objektivieren ließ (Beary & Benson, 1974).
Gleichartige Effekte der anstrengungslosen Wiederholung von Mantras wurden in unzähligen Studien zur transzendentalen Meditation (TM) beobachtet. Die klinische Anwendbarkeit der TM wurde jedoch dadurch eingeschränkt, dass Meditationskurse von autorisierten Lehrern teuer waren. Außerdem erfolgte die Zuweisung verschiedener Mantras an die Schüler nach einem geheimen Schlüssel und war in eine hinduistische Zeremonie eingebunden. Als Alternative entwickelte Carrington daher eine »nicht-kultische« Variante der TM, bei der sich die Teilnehmer ihr Mantra selbst auswählen durften (Carrington, 1997). Ihre als Clinically Standardized Meditation bezeichnete Methode fand in der Folge jedoch keine größere Verbreitung und wird nach Kenntnis des Verfassers hierzulande nicht angeboten.
In Deutschland wird TM zwar nach wie vor als weltanschaulich neutrale Methode zur Entspannung und Gesundheitsförderung mit wissenschaftlich nachgewiesener Wirksamkeit angeboten. Den ideologischen Hintergrund bildet dabei jedoch die »Wissenschaft der kreativen Intelligenz« von Maharishi. In der politischen Landschaft ist die TM-Organisation als »Naturgesetzpartei« in Erscheinung getreten, mit dem Ziel, durch die Verbreitung der TM die Kriminalität zu besiegen und den Weltfrieden herbeizuführen. Aufgrund der innerhalb der Bewegung anzutreffenden überwertigen Ideen und Tendenzen zur Selbsttäuschung empfiehlt Fehr (2002), sich bei Interesse an freie TM-Lehrer mit psychotherapeutischer Qualifikation zu wenden, die von dieser Bewegung unabhängig sind.
Achtsamkeitsbasierte klinische Verfahren haben in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt (Heidenreich & Michalak, 2006). Die bekanntesten Methoden sind:
ein Programm zur Suchtbehandlung von Marlatt
die dialektische Therapie der Borderline-Störung nach Linehan
die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie zur Rückfallprophylaxe bei Depressionen von Segal, Williams und Teasdale
das Programm Stressbewältigung durch Achtsamkeit ( mindfulness-based stress reduction , MBSR) nach Kabat-Zinn
Vor allem das letztgenannte MBSR-Programm wird in zahlreichen Gesundheitszentren in den USA eingesetzt, und es existieren inzwischen viele Studien zu seiner Wirksamkeit bei verschiedenen Erkrankungen. In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung der Forschungsaktivität in den letzten 30 Jahren dargestellt, also seitdem dieses verhaltensmedizinische Programm 1979 von Jon Kabat-Zinn an der Universität von Massachusetts erstmals durchgeführt wurde (Datenbank: ISI Web of Knowledge).
Die Grafik verdeutlicht, dass die Forschungstätigkeit in den ersten zwanzig Jahren nach Vorstellung des Programms äußerst gering war. Nach einigen Publikationen von Kabat-Zinn selbst in den 80er Jahren erschienen bis zur Jahrtausendwende lediglich vier weitere Artikel. Erst in der oben beschriebenen Boomphase der Meditationsforschung kam es zu einem steilen Anstieg mit zuletzt 38 Artikeln alleine im Jahr 2009.
Eine Ursache für das enorme wissenschaftliche Interesse an MBSR dürfte darin liegen, dass es sich um ein hochgradig strukturiertes und standardisiertes Programm handelt. Kursinhalte der insgesamt acht wöchentlichen Sitzungen sind:
sanfte Körperübungen aus dem Yoga und Achtsamkeitsmeditation (Atembeobachtung, Body-Scan; siehe Teil 1 des Buches), die von den Teilnehmern täglich zu Hause geübt werden sollen
Kurzvorträge zu verschiedenen Themen (unter anderem Stress, Umgang mit Gefühlen und dem Körper, achtsame Kommunikation) mit anschließendem Erfahrungsaustausch in Gruppengesprächen
ein Tag der Achtsamkeit in der sechsten Woche
Übungen zum achtsamen Verhalten im Alltag (z.B. beim Essen) und Anregungen, Routinetätigkeiten
Weitere Kostenlose Bücher