Medstar 02 - Jedi-Heilerin
worauf ich damit hinauswill.«
Sein Onkel sagte nichts.
»Genau genommen«, fuhr Jos fort, »gibt es nicht einmal ein Verbot dieser Art von Arrangement, und so sind alle zufrieden. Kein Skandal, keine Schande, und falls die >Haushälterin< durch einen unbekannten Liebhaber schwanger wird, könnte ihr Kind von den Arbeitgebern beinahe genauso aufgezogen werden wie ihr eigenes - allein schon aufgrund ihrer Fürsorgepflicht gegenüber einer geschätzten Angestellten. Vielleicht adoptieren sie das Kind sogar ganz legal, da mehr und mehr dieser Enster-Ehen kinderlos bleiben.
Und wenn das Kind einer guten Frau dem Gärtner ähnelt oder der Nachwuchs des Dienstmädchens wie ihr Arbeitgeber aussieht, nun, dann kann das natürlich bloß Zufall sein.«
Sein Onkel schüttelte den Kopf. »Das wird auf unserem Heimatplaneten so praktiziert?«
»Das ist weit verbreitet und wird die ganze Zeit über so gemacht, immer regelmäßiger.«
Erel sah aus, als habe er in irgendetwas Saures gebissen. »Nun, dann hast du deine Antwort doch schon.«
»Nein, Sir, habe ich nicht!«, entgegnete Jos. Sein Tonfall wurde wieder angespannt, doch diesmal zügelte er sich nicht. »Ich will meiner Gattin diese Sitte nicht zumuten - eine Lüge zu leben, die niemanden täuscht, bloß um einen archaischen, unzeitgemäßen Brauch lebendig zu erhalten, der nicht mehr länger irgendeinem Zweck dient. Ich würde Tolk dauerhaft zur Frau nehmen, für alle Zeit, und jeder, für den das inakzeptabel ist, kann meinetwegen die Schotten öffnen und Vakuum schnüffeln, wenn's nach mir geht.«
»Deine Familie...«
»Tolk ist meine Familie! Sie steht an erster Stelle. Von jetzt an kommen alle anderen erst danach. Ich liebe sie. Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen, und wenn ich auf Händen und Knien über ein rasiermesserscharfes Obsidianfeld kriechen müsste, um sie davon zu überzeugen, dann würde ich das tun.«
Der ältere Mann lächelte.
»Was ist so lustig?« Jos spürte, wie sein Zorn heißer anschwoll. Er würde dem Mann eine verpassen, ob nun Großonkel, befehlshabender Offizier oder nicht!
»Dieselbe Ansprache habe ich meinem Bruder gehalten, lange bevor du geboren wurdest.« Er stand auf. »Herzlichen Glückwunsch, Neffe! Ich werde deine Entscheidung auf jede nur erdenkliche Weise unterstützen, die mir möglich ist.«
Jos blinzelte. Er hatte das Gefühl, als wäre er in eins dieser starken Vakuumlöcher geraten, gegen die er Sternenjägerpiloten hatte ankämpfen sehen. »Wie bitte?«
»Sich jahrtausendealten Bräuchen zu widersetzen, ist nichts für die Schwachen. Würde Tolk dir weniger als das bedeuten, würdest du es am Ende bereuen. Wie du schon sagst, womöglich tust du das irgendwann trotzdem - aber zumindest nimmst du die Sache aus einer Position der Stärke heraus in Angriff.«
Jos beugte sich über den Schreibtisch und sah dem älteren Mann in die Augen. »Im Moment, Onkel, fange ich dank deiner Einmischung bei null an. Tolk wird zu einer anderen Flehr versetzt. Sie spricht jetzt nicht einmal mehr mit mir, und irgendwie sehe ich nicht, wie die Dinge zwischen uns wieder besser werden sollten, wenn tausend Klicks Wasser zwischen uns liegen.«
»Junge, ohne meine Erlaubnis geht auf diesem Planeten niemand vom Medizinischen Expeditionskorps der Republik irgendwohin. Wenn die Frau, die du liebst, es wert ist, alles andere aufzugeben, um mit ihr zusammen zu sein, dann hast du etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Ich werde meinen Fehler korrigieren. Sie wird wieder zu dir zurückkommen.«
»Aber... wie? Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen. Wie willst du...?«
»Indem ich Tolk die Aufzeichnung dieser Unterhaltung ansehen lasse«, sagte Admiral Kersos. »Sie war bereit, dich aufzugeben, weil sie dich liebt. Wenn sie sieht und hört, wie sehr du sie liebst, wird das einen Unterschied machen.«
Jos setzte sich hin. Er fühlte sich, als habe er gerade einen Himmelsdom erklommen. Konnte Onkel Erel seinen Fehler tatsächlich wiedergutmachen? Oder war es bereits zu spät?
»Keine Sorge, Jos. Was ich vermassele, bringe ich auch wieder in Ordnung.«
Und zum ersten Mal seit Tagen spürte Jos, wie sich in ihm ein Gefühl der Hoffnung regte.
33. Kapitel
Den Dhur saß für sich allein in der Cantina und brütete vor sich hin.
Er hatte den ersten Entwurf seines Beitrags über die Bota-Mutation fertig gestellt und betrachtete ihn ohne jede Bescheidenheit als eine seiner besten Arbeiten. Es war ihm gelungen, einige
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