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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Sand verschluckte alles, jede Kontur und jede Bewegung. Sie konnten bis auf fünfzig Meter an die beiden herankommen und sie trotzdem übersehen. Wenn er wenigstens eine Ahnung hätte, in welche Richtung sie flohen, dann könnte er eine groß angelegte Treibjagd einleiten. Mit seinen fünfzehn Jeeps und den drei Hummer-Wagons ließe sich so etwas schon organisieren. Aber wäre das eine wirklich gute Idee? Was sie suchten, war so gefährlich, dass es ratsam erschien, wenn möglichst wenige davon erfuhren. Seine Männer waren nicht eingeweiht, und dafür war er im Nachhinein dankbar. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn einer seiner Gefolgsleute den Stein in die Finger bekam. Noch mehr Tote oder Verwundete wären die Folge. Nein, er würde diese Jagd allein zu Ende bringen müssen, bestenfalls mit Irene Clairmont an seiner Seite. Sie konnte ihm noch nützlich sein, auch wenn er nicht wusste, was er mit ihr machen sollte, wenn er den Stein erst in seinen Besitz gebracht hatte. Aber darüber nachzudenken lohnte sich erst, wenn es so weit war.
    Er blickte zum Himmel und fluchte. Laut Wetterbericht sollte dieser Sturm noch drei weitere Tage anhalten. Bis dahin waren Hannah Peters und Chris Carter über alle Berge. Vorausgesetzt, sie überlebten dieses Wetter.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete er Irene, die auf dem Beifahrersitz saß und in die Wüste starrte. Er bemerkte, wie ihre Finger krampfhaft ineinander verschränkt waren.
    »Wie fühlen Sie sich? Ist alles in Ordnung?«
    Sie drehte den Kopf mit einer mechanisch anmutenden Steifheit und sah ihn an. »Es geht mir gut.«
    Das war alles, was er zur Antwort bekam. Er versuchte es mit ein bisschen mehr Offenheit. »Hören Sie, Madame Clairmont, es tut mir ehrlich Leid, was dort im Berg mit Ihrem Team geschehen ist, das müssen Sie mir glauben. Niemand konnte diese Katastrophe voraussehen. Ich möchte versuchen, Ihnen dabei zu helfen, die Kollegen Carter und Peters wiederzufmden. Die beiden haben in diesem Sturm keine Chance.«
    »Stimmt es, was Hannah über Sie gesagt hat? Das mit dem Überfall. Stecken Sie dahinter?«
    Er überlegte kurz, ob er ihr die Wahrheit zumuten sollte. »Ja. Unser Ziel war es, Ihnen den Stein abzunehmen, sobald Sie ihn gefunden hatten. Dass es dabei Tote geben würde, war niemals beabsichtigt, das müssen Sie mir glauben. Das ist eine Sache, die allein Ibrahim Hassad und seine Rebellen zu verantworten haben. Und dafür werde ich ihn noch zur Rechenschaft ziehen.«
    Irene starrte aus dem Fenster.
    »Hören Sie, die Sache ist noch nicht zu Ende. Wir haben eine reelle Chance, die beiden aufzugreifen. Wenn Sie mir erzählen, was Sie wissen, könnte das von großem Nutzen sein. Was gedachten Sie denn mit dem Stein zu tun? Gab es Vereinbarungen, wie er außer Landes geschafft werden sollte? Sie müssen versuchen, sich zu erinnern. Jede noch so unbedeutende Kleinigkeit ist wichtig. Das Leben Ihrer Freunde könnte davon abhängen.«
    »Monsieur Durand, Sie sind ein Lügner.«
    Der Oberst richtete sich auf. »Wie bitte?«
    »Es liegt Ihnen doch überhaupt nichts an Peters und Carter. Wenn es nach Ihnen ginge, könnten die Knochen der beiden in der Sonne bleichen. Sie wollen diesen Stein … genau wie ich«, fügte sie flüsternd hinzu.
    Er lächelte. »Ihnen kann man nichts vormachen, so viel steht fest.« Durand griff in das Handschuhfach, förderte eine Packung Gauloises zutage und hielt sie Irene hin. Als sie den Kopf schüttelte, steckte er sich selbst eine an.
    »Ich mag Menschen, die ohne Umschweife zur Sache kommen und furchtlos sind. Haben Sie Angst vor mir?«
    »Nein. Noch nicht. Sie brauchen mich, sonst hätten Sie mich schon längst erledigt. Wahrscheinlich werden Sie mich genau so lange am Leben lassen, bis Sie den Meteoriten in Ihren Händen halten. Wenn ich also Angst haben sollte, dann erst, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben.«
    Der Oberst spürte, wie seine Hände sich um das Lenkrad krampften. Es passierte ihm zum ersten Mal in seinem Leben, dass er jemandem begegnete, der aus ihm wie aus einem Buch las. Er hasste das. Andererseits war er von dieser Frau fasziniert. Sie war nicht nur hübsch, sondern auch überaus klug. Eine gefährliche Mischung, wie er aus Erfahrung wusste.
    »Seien Sie unbesorgt, Madame Clairmont, ich verspreche Ihnen, dass Ihnen nichts geschehen wird. Sie haben mein Wort darauf.« Er war selbst überrascht, was da aus seinem Munde kam, stand es doch in direktem Gegensatz zu dem Vorschlag Naumanns. Doch je

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