Me(e)hr Mann fürs Herz
Cherokee-Indianer zu finden, und fragt die. Auch sie haben einmal geglaubt, dass ihnen die Erde genauso gehört wie allen anderen. Als Wissenschaftlerin habe ich selber beobachten dürfen, was Zweibeiner mit der Erde anstellen.
Was sollen wir also tun?
Ich weiß es nicht. Ich wünschte, ich könnte euch sagen, dass ihr, wenn ihr euch entscheiden solltet, euch der Welt zu zeigen, unbehelligt hingehen könnt, wohin ihr wollt. Aber ich kenne die Menschen zu gut, um euch Garantien zu geben.
Andererseits, wenn ihr versteckt bleibt, habt ihr nichts verloren.
Aber ihr habt auch nichts gewonnen.
Ich würde also sagen, es ist eure Entscheidung. Euer aller Entscheidung. Ich helfe euch, falls ihr euch dazu entscheiden solltet, euch dem Volk meiner Mutter zu zeigen. Ich tue alles, was in meiner Macht steht, auch wenn das bedeuten sollte, dass ich mich selbst outen muss. Weil ich selbst wohl kaum zurückstehen kann, wenn ihr alle mutig genug seid, eure Existenz bekannt zu machen.
Ich glaube … ich glaube, das ist alles, was ich jetzt dazu zu sagen habe.
Fred „trat vom Rednerpult herunter“, oder wie immer das bei so einem Pelagial heißen mochte. Sie wich einfach ein wenig zurück und nahm ihren Platz in der Menge wieder ein. Mekkam schwebte stocksteif in der Strömung, die Augen geschlossen. Nach einer ganzen Weile öffnete er sie wieder und sagte: Möchte nun jemand Fredrikas Ausführungen widerlegen?
Ich. Meema, die zierliche schwarzhaarige Meerjungfrau, schwamm zu Mekkam. Wie können wir ihr auch nur ein Wort glauben? Sie wurde von Zweibeinern aufgezogen, das gibt sie sogar zu! Schlimmer noch, sie wurde gezeugt von dem, dessen Namen wir nicht länger nennen. Sie könnte uns in einen Hinterhalt führen. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass dies jemand aus ihrer Familie versuchen würde.
Ich muss gar nicht hinterhältig sein, um dich fertigzumachen, Meerna, Schätzchen, dachte Fred zuckersüß. Ich kann dir, wann ich will, den Kopf abreißen und mit deinem Blut das Meer noch salziger machen.
Seht ihr? Sie denkt wie ein Zweibeiner. All ihre Reaktionen sind die eines Landbewohners. Sie ist gemein und neigt zur Gewalttätigkeit.
Sie ist auch die, die vielleicht zu meiner Frau wird, sagte Artur und schwamm an Mekkams linke Seite. Wagst du es, meine Urteilskraft in Frage zu stellen?
Meerna öffnete den Mund – merkwürdig für einen Telepathen – und schloss ihn wieder. Sie schwieg lange, dann sagte sie: Hoheit, das tue ich nicht.
Natürlich nicht, dachte Fred. Was sollte sie auch sonst sagen? Angsthase. Sie könnte wenigstens den Mut haben, zu ihren Überzeugungen zu stehen.
Nein, Meerna hat nicht unrecht, fügte Fred hinzu, die sich wieder einmal ärgerte, dass sie mit einem Gewissen geschlagen war. Warum solltet ihr mir vertrauen? Nicht wegen der Taten meines Vaters – den Mann habe ich nie gekannt, und deswegen wird er wohl auch kaum einen Einfluss auf mein Verhalten haben. Und ebenso wenig wegen meiner Einstellung zu den Taten meines Vaters. Vielleicht habe ich eben gelogen. Meerna hat schon recht: Ihr kennt mich nicht. Das ist auch der Grund, warum ich keine der beiden Vorgehensweisen empfehlen konnte. Mir blieb nur, euch die Konsequenzen darzulegen, solltet ihr euch für das eine oder das andere entscheiden. Ihr solltet mir besser nicht vertrauen, und das ist auch gut so. Ihr müsst selber zu einer Entscheidung kommen.
So. Das musste mal gesagt werden.
Wer bist du, dass du andere beleidigst, Meerna?, rief Tennian plötzlich von ihrem Platz an der Seite aus. Fredrika hat sich deine Beleidigung gefallen lassen, dabei hätte sie auch ganz anders reagieren können. Sie kennt unsere Sitten nicht, hat aber unsere Unhöflichkeit hingenommen, ohne sich zu beschweren … obwohl der Prinz ihr Gehör schenkt!
Da hast du verdammt recht, dachte Fred. Sein Gehör schenkt er mir – und noch viel mehr, wenn ich nur wollte.
Sie hätte uns das lieben schwer machen können, wenn sie nur gewollt hätte. Und was hat sie getan? Sie hat sich vor uns hingestellt und uns ihre ehrliche Meinung gesagt!
Richtig!
Aber auch das hat dich noch nicht zufriedengestellt, und ich habe den Verdacht, dass es in der Geschichte deiner Familie etwas gibt, das dies erklären könnte.
Sollen wir wirklich Licht in unsere dunklen Ecken bringen, oder willst du dich an deine guten Manieren erinnern, daran, dass du eigentlich etwas Besseres als die Landbewohner bist?
Ich … habe niemanden beleidigen wollen. Das war zwar eine glatte Lüge,
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