Me(e)hr Mann fürs Herz
auch der Ozean, Jonas. Und hör auf, so um dich zu schlagen. Es sieht aus, als würdest einen Seehund in Not nachahmen.“
„Aaarrrghh!“
„Oh, entspann dich. Dir passiert schon nichts. Wir sind nicht mal zehn Meter von der Küste entfernt.“ Dr. Barb lag noch immer auf dem Bauch und sonnte sich, wie Fred erleichtert feststellte. So konnte sie Freds Schwanz nicht sehen, selbst wenn sie in die richtige Richtung und sie direkt anschauen würde.
„Das Ding ist ja riesig!“ Jonas hustete, als er aus Versehen einen großen Schluck Salzwasser nahm. „Er denkt bestimmt darüber nach, wie ich wohl schmecke.“
Dem Rochen war es herzlich egal, wie Jonas schmeckte. Anmutig schwamm er um sie herum, entweder weil er neugierig oder weil er auf der Suche nach Futter war – oder beides.
Sie versuchte, ihn abzulenken. „He, weißt du, wie ein Rochen auch genannt wird? Nixentasche!“
„Wie faszinierend. Würdest du jetzt bitte mein Leben retten und ihn töten?“
„Ich werde ihn nicht umbringen, Jonas.“ Sie packte seinen Arm, warf erneut einen Blick zurück auf die dösende Dr. Barb und beförderte sich und Jonas mit einem kräftigen Stoß ihres Schwanzes sechshundert Meter weiter aufs Meer hinaus. „So besser? Jetzt bist du nur noch von Fischen und vielleicht auch von einer Meeresschildkröte umgeben.“
Jonas hustete noch weitere zehn Minuten lang. „Würdest du mich das nächste Mal bitte warnen, bevor du den Motor anstellst?“, keuchte er dann.
„Seitdem wir auf dieser Insel gelandet sind, tust du nichts anderes als zu meckern. Und mit Dr. Barb zu schlafen. Was ist bloß mit dir los?“
„Machst du Witze? Glaubst du nicht, es ist ganz schön stressig, den ganzen Tag am Strand zu liegen und sich zu fragen, was ihr da draußen so besprecht? Und sich dann Sorgen zu machen, ob deine Freundin hinter das größte Geheimnis deiner besten Freundin kommt?“
„Das ist wirklich … lahm“, entschied Fred.
„Ganz alleine Rum-Cola zu trinken, weil deine Freundin eine Wissenschaftlerin ist, die unbedingt die lokale Flora und Fauna erkunden muss? Gestern hat sie drei Stunden damit verbracht, Weintrauben an die Leguane zu verfüttern …“
„Armes Baby. Selbst wenn sie hier ist, fühlst du dich nicht genug beachtet.“
„Oder sich zu fragen, ob wohl heute der Tag ist, an dem ihr euch alle zusammen an den Strand legen werdet, vorzugsweise vor den Kameras von CNN? Weißt du, wie stressig das ist?“
„Du bist gestresst? Ich flippe aus, seitdem ich weiß, dass meine Rede tatsächlich Einfluss auf die Entscheidung haben wird!“
Ein langer dunkler Schatten glitt an Jonas vorbei, und Fred konnte nicht anders: Sie riss die Augen auf. Unglücklicherweise sah Jonas dies und fuhr herum. „Was? Was? O mein Gott, es ist ein weißer Hai, oder? Oder?“
„Möglicherweise“, sagte Fred vorsichtig. „Ich glaube nicht, dass ich ganz allein mit einem fertig werde. Beweg … dich … nicht.“ Dafür komme ich in die Hölle, sagte sie sich und grinste insgeheim.
„O mein Gott“, flüsterte Jonas entsetzt.
Der dunkle Schatten kam an die Oberfläche … und prustete Jonas einen Schwall Wasser zwischen die Augen. „Guten Abend, Jonas. Kleine Rika.“
„Du hast mir … richtig Angst eingejagt!“, brüllte Jonas. „Tu das nie wieder, es sei denn, du willst zu Hunderten von Fischstäbchen verarbeitet werden. Dafür könnte ich sorgen!“
„Jonas ist heute Abend ein wenig hysterisch“, erklärte Fred. „Ich glaube, er hat seine Tage.“
„Ich wusste nicht, dass die Männer eurer Art das auch haben können.“
„Haben sie auch nicht“, sagte Jonas beleidigt. „Ich gehe. Ihr beiden müsst euch einen anderen Zweibeiner suchen, den ihr foltern könnt.“ Mühsam paddelte er gen Ufer. „Außerdem habt ihr beide Spliss!“, rief er noch zurück, bevor eine Welle über ihm zusammenschlug und den Rest seiner Beleidigungen verschluckte.
„So habe ich das noch gar nicht gesehen“, sagte Fred, während sie ihm nachsah.
„Wie denn, kleine Rika?“
„Er sagte, es sei nervenaufreibend, auf unsere Entscheidung zu warten.“
„Für uns nicht minder.“
„Richtig, richtig. Was gibt’s Neues?“
„Nichts.“ Er zog sie in seine Arme und strich mit den Lippen über ihren Scheitel. „Ich wollte dich nur sehen.“
„Oh. Das ist aber nett. Vorsicht, Dr. Barb liegt am Strand.“
„Ich sehe sie. Obwohl ich ernsthaft bezweifle, dass sie mich auch sieht … oder dich.“ Mit einem Achselzucken war das Thema
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