Meere - Tierparadiese unserer Erde
Pinguinmilch
Bis dahin müssen aber die Küken beider Brutschichten einen ganzen Winter durchstehen, wo sie dann oftmals mehrere Wochen ohne Futter auskommen müssen und sich in den Kolonien eng aneinanderdrängen, um die Angriffsfläche für Wind und Wetter zu verkleinern. Gefüttert werden sie mit vorverdauter Nahrung aus dem Kropf und – wenn das Weibchen lange zur Nahrungssuche ausbleibt – mit Pinguinmilch, einem eiweiß- und fettreichen Sekret der Speiseröhrenwand. Die Geschlechtsreife wird nach sechs Jahren erreicht.
Das Wort Pinguin leitet sich übrigens vom lateinischen »pinguis« für »fett« oder »wohlgenährt« ab und wurde ursprünglich als Name für den längst ausgestorbenen Riesenalk (
Pinguinus impennis
) vergeben.
Tiefgekühltes Leben: die antarktischen Eisfische
Im 19. Jahrhundert entdeckte man, dass sich im kältesten Meer der Welt mit Temperaturen von bis zu –2,5 °C Fische tummelten. Noch bis heute wird daran geforscht, was es den Antarktisfischen ermöglicht, in Meeresgebieten zu überleben, die man früher für praktisch unbewohnbar hielt. Die Antwort: Sie gehen sparsam mit ihrer Energie um. Zudem senken bei vielen von ihnen spezielle Frostschutzmittel den Gefrierpunkt des Blutes.
© Nature Picture Library/Doug Allan
Eisfische leben in kalten und gemäßigten Gewässern an der Grenze zum Südpolarmeer.
Südpolarmeer: eiskalte Isolation
Nachdem sich die Antarktis in der Erdgeschichte vollständig von Australien und der Spitze Südamerikas getrennt hatte, entwickelten sich zusammenlaufende Meeresströmungen, die den nun isolierten Kontinent umschlossen. Diese gewaltige Barriere verhindert seither den Zustrom warmer Wassermassen. Heute liegt die Temperatur des Südpolarmeeres an vielen Orten ganzjährig in der Nähe des Gefrierpunkts von Meerwasser (1,9 °C). Das kalte Wasser verdrängte die meisten der vormals in den Gewässern des Urkontinents beheimateten Fische. Doch eine Gruppe von Fischen widerstand dem harten Klima: die Eisfische der Antarktis. Einige stellen unter dem Packeis Kleinkrebsen, anderen Wirbellosen oder Fischen nach, die vom Algenbewuchs auf dem Eis leben. Von derHauptgruppe der Antarktisfische, den Antarktisdorschen (Nototheniidae), bewohnt ein großer Teil ausschließlich die polaren Gewässer rund um den Südkontinent. In vielen Gebieten machen sie bis zu 77 % der Artenzahlen und über 90 % der Biomasse aus. Der bis zu 2 m lange Schwarze Seehecht (
Dissostichus eleginoides
) ist einer ihrer Vertreter und lebt vorwiegend in mittleren Tiefen ab 300 m, vor allem rund um die Antarktis, vor den Küsten Chiles und Patagoniens sowie den Falkland-Inseln. Seine Hauptbeute bildet ein anderer Eisfisch:
Pleuragramma antarcticum
, der in Gestalt und Größe an die nordischen Sandaale erinnert.
Eisfische profitieren vom sommerlichen Abschmelzen des Packeises, wenn ein Großteil der im Eis überdauerten Organismen ins freie Wasser gelangt und die sich entwickelnde Algenblüte der polaren Lebensgemeinschaft einen Nahrungsschub beschert. Die absinkenden toten Zellen (Detritus) dienen wiederum bodenbewohnenden Krebsen und anderen Kleintieren als Nahrung, die ihrerseits von Grundfischen gefressen werden.
Eisfische
Channichthyidae
Klasse Knochenfische
Ordnung Barschartige
Familie Eisfische
Verbreitung polare Gewässer rund um die Antarktis, eine Art um Feuerland
Maße Länge: 9–80 cm, manche Arten bis 2 m
Nahrung Krebse, Wirbellose, kleine Fische
Geschlechtsreife mit 5–8 Jahren
Zahl der Eier 100–1000
Höchstalter 20 Jahre
Mit Frostschutzmitteln gegen die Kälte
Eis ist eine Bedrohung für Fische. Es kann über Kiemen und Körperdecke in den Körper eindringen und den Gefrierprozess im Blut überhaupt erst auslösen. Als Kaltblüter überleben die meisten Fische gerade noch eine Bluttemperatur von –1 °C. Eisfische gefrieren in eisfreiem Salzwasser aber erst bei –6 °C. Etwa die Hälfte dieser Gefrierpunkterniedrigung geht auf das Konto gelöster Ionen wie Salze. Die andere Hälfte basiert auf gewundenen Aminosäureketten, die als Frostschutzmittel wirken. Sie lagern sich im Moment der Eisbildung an die Kristalle an. Diese verlieren Wassermoleküle an die Umgebung, was indirekt den Gefrierpunkt senkt.
Energiesparer
In der klirrenden Kälte benötigen Eisfische jedes Energiequantum zum Überleben, besonders im dunklen Polarwinter, wenn die Produktivität des Ökosystems auf dem Tiefpunkt ist. Die Produktion der komplexen Frostschutzmoleküle ist aber
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