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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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Wir brauchen einen Beweis. Bringen wir ihn runter und holen uns eine Genanalyse. Verdammt, Mann. Das bringt uns auf die Titelseite eines jeden verfluchen Wissenschaftsblattes. Ach ja, bevor ich es vergesse … was sagst du dazu?“
    Nico zog ihm das T-Shirt über die Brust. Aus dem Augenwinkel sah Christopher, wie hell die Streifen auf seiner Haut leuchteten. Heller als jemals zuvor.
    „Wie erklärst du dir das?“, triumphierte Nico. „Hast du so was schon mal gesehen? Irre, oder? Er leuchtete wie eine Wunderlampe. Entlang der Wirbelsäule sieht es genauso aus. Glaubst du mir jetzt?“
    „Was meine Meinung dazu ist? Pass auf.“ Kurze Stille herrschte, dann schrie eine überaus wütende Stimme: „Sieh verdammt noch mal zu, dass du Land gewinnst! Das ist meine Meinung. Wer hat dir so eine bescheuerte Idee ins Hirn geschissen? Verschwinde, oder ich vergesse mich. Und einer Sache kannst du dir sicher sein: Das hier hat ein saftiges Nachspiel.“
    „Aber …“
    „Verpiss dich, bevor ich noch ungemütlicher werde.“ Alan verpasste seinem Gegenüber einen derart groben Schubser, dass er das Gleichgewicht verlor und nach hinten kippte. „Du hast eindeutig ein paar zu viel gezwitschert. Denkst du wirklich, dass dir einer diese gequirlte Scheiße glaubt? “
    Nico rappelte sich auf. Er kniff die Augen zu wütenden Schlitzen zusammen und schien etwas erwidern zu wollen, doch zu Christophers und vermutlich auch Alans Überraschung fuhr er herum und suchte das Weite.
    „Junge, Junge.“ Der Schiffsarzt half ihm auf und stützte ihn beim Gehen. „So grün, wie du bist, würde ich auf Chloroform tippen, aber das existiert in meinem Fundus nicht. Geht’s wieder?“
    Ihm wurde erneut schlecht, doch in der Zielgeraden entschied sich sein Magen für den Rückzug. Jeder Schritt fühlte sich an, als würde er über schmelzende Butter laufen. Dann, als sie die Treppe erreicht hatten, begannen sich deren Stufen wellenförmig zu bewegen.
    „Ich kann da nicht runter“, nuschelte er. „Sie bewegen sich.“
    „Quatsch.“ Alan schob ihn mit sanfter Gewalt die Treppe hinunter. „Die Stufen sind völlig in Ordnung. Nur deine Wahrnehmung ist im Eimer. Also wirklich, Chris. Was hast du dir bloß dabei gedacht? Einfach ins Wasser gehen und dich dann auch noch erwischen lassen. Beim heiligen Assisi, du hast dein Glück schon mehr als strapaziert.“
    Er blinzelte. Der vor ihnen liegende Gang schien sich wie Gummi in die Länge zu ziehen. Er wurde länger und länger und füllte sich mit waberndem, grünem Licht. Mehrere Kabinentüren zerflossen zu Spiralen, andere blähten sich auf wie Ballons. Ein Kichern entfuhr ihm. Es war vollkommen unkontrollierbar. Aus dem Kichern wurde ein Lachen, bis er sich krümmte, ihm Tränen über die Wangen liefen und seine Bauchmuskeln sich anfühlten, als müssten sie reißen.
    „Meine Fresse.“ Alan seufzte. „Du gehst ja ab wie eine Rakete. Sieht so aus, als hätte dieses Arschloch mein LSD entdeckt.“

    „Was sagst du?“ Maya kapierte, aus weinseligem Schlaf gerissen, zunächst kaum das Ausmaß der überbrachten Nachricht.
    „Chris ist schwimmen gegangen“, wiederholte Alan. „Ausgerechnet heute Nacht. Nico machte einen Abstecher zu den Bildschirmen und hat eine Sequenz aufgezeichnet, in der dein Freund munter abwärts driftet.“
    Sie starrte Alan mit offenem Mund an, während ihr Gehirn Synapse für Synapse hochfuhr. „Du verarschst mich.“
    „Nein.“ Alan ließ sich auf die Bettkante fallen. „Chris ist jetzt in seiner Kabine, sieht bunte Spiralen und kommt aus dem Lachen nicht mehr raus. Jeanne und ich haben ihm zwar gerade den Kopf gewaschen, aber er hat so viel Zeug intus, dass ihm alles scheißegal ist.“
    „Wie bitte?“
    „Jedenfalls ist die Aufnahme wohl so diffus, dass unser Vollpfosten einen Beweis für nötig hielt. Und da seine beutesichernden Maßnahmen dank mir scheiterten, sieht es um seinen Nobelpreis schlecht aus. Weißt du, was ich denke? Du soll-test ein Netz nehmen, Nico dort hineintun und ein paar Steaks dazugeben. Anschließend ziehen wir das Ganze hinter dem Schiff her. Im Freibeuterjargon nennt sich das Haiknödel. Die martialische Version des Meisenknödels, du verstehst?“
    Maya konnte ihn nur mit offenem Mund anstarren.
    „Sag mal, kriegst du noch was mit?“ Alan verpasste ihr eine Kopfnuss. „Der Typ hat Chris unter Drogen gesetzt und wollte ihn auffliegen lassen. Wäre ich nicht dazugekommen, wäre auf dem Kahn jetzt der Teufel los. Ja, du

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