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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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gerettet, verdammt noch mal! Ist dir das eigentlich klar? Wie kannst du ihn dafür auch noch bestrafen? Das wirst du bereuen, ich schwöre es dir.“
    „Bereuen?“, presste er mit hochrotem Gesicht hervor. „Du irrst dich. Ich und meine Mitstreiter werden mit dieser Entdeckung vielmehr auf sämtlichen Titelseiten dieses Erdballs erscheinen. So sieht es aus. Und jetzt müsst ihr mich entschuldigen, wir haben zu tun. Ach ja, bevor ich es vergesse: Danke!“
    „Wofür?“
    „Ohne dich hätten wir niemals von ihm erfahren.“
    Sie taumelte. Ihr Verstand weigerte sich, das Geschehen zu begreifen. Er sträubte sich, verschloss sich, hüllte sich in alles dämpfende Watte. Doch als die Tür mit einem Knall zuschlug, kroch das klare Denken hinter seinem Schutzwall hervor.
    „Ich glaube das alles nicht.“ Alan schloss die wimmernde Jeanne in seine Arme. „Kneif mich, Maya. Kneif mich bitte. Ich will sofort aufwachen. Was für ein beschissener Traum.“
    „Das hier ist real“, brummte Solander. „Das ist die echte, ekelerregende Realität. Ich glaube das alles nicht. Kann mich mal wer aufklären? Was war das gerade? Ich dachte erst, es liegt an meinen Medikamenten, dass ich Schwimmhäute sehe.“
    „Lange Geschichte“, schnaubte Alan. „Ein anderes Mal, okay?“
    Maya rüttelte am Knauf der Tür, hämmerte gegen das Metall und tobte sich um den Verstand. So lange, bis sie kraftlos zusammensackte. „Es ist meine Schuld. Alles meine Schuld. Alan, bring mich um.“
    „Nicht jetzt. Erst mal kümmere ich mich um Jeannes Bein.“ Er drückte das Mädchen auf die Liege. „Ich werde es schienen, okay? Alles wird gut.“
    „Klar doch.“ Maya schmeckte bittere Galle auf ihrer Zunge. Im Hintergrund sah sie Clara erwachen und aus großen Augen in die Runde starren.
    „Alles wird gut. Für Max und Konsorten.“
    Ihr wurde übel. Sie mussten etwas tun. Irgendetwas. Verdammt! Ihr Gehirn visualisierte noch einmal, was geschehen war. Allein sie hatte dem Schicksal diese verhängnisvollen Impulse verpasst. Nur sie und niemand sonst. Es war abzusehen gewesen, dass dies hier geschehen würde, und doch hatte sie Christopher erlaubt, an der Reise teilzunehmen. Wegen ihrer Neugier. Wegen ihrer Vernarrtheit. Wegen ihrer Unfähigkeit, das Nötige zu tun und hinter dem Wohl eines anderen zurückzutreten.
    Mit wilder Verzweiflung schlug sie gegen die Tür. Schrie und tobte, klopfte und prügelte auf das Metall ein, bis Solander sie an seinen weichen Körper drückte.
    „Anstatt hysterisch zu werden“, brummte er, „sollten wir lieber nachdenken. Ganz ruhig nachdenken. Komm, setz dich. Ich lass mir was einfallen.“
    „Ich breche ihnen jeden Knochen im Leib, wenn sie ihm was antun.“
    Solander streichelte ihr Haar und hielt sie unnachgiebig umfangen. „Wenn wir hier rauskommen, dann helfen Alan und ich dir dabei. Versprochen.“

    Das Schiff wendete und hielt direkt auf ihn zu. In ihm erwachte der Wunsch, einfach hierzubleiben und sich fangen zu lassen. Maya noch einmal zu sehen, sie noch einmal zu berühren, alles hätte er dafür in Kauf genommen. Doch es würde ihr das Herz brechen. Sie würde sich an allem die Schuld geben und daran zugrunde gehen.
    Erst als das Schiff vor ihm aufragte, tauchte er unter. Der Schmerz war unbeschreiblich. Er fühlte brennende Wut, abgrundtiefe Verzweiflung und Hass gegenüber dem Schicksal. Ohne Maya fühlte er sich leer und sinnlos. Ohne sie war ein Leben unmöglich, doch das Ende ihrer Gemeinsamkeit war besiegelt. Wenn er ihr jetzt noch einmal nahe kam, brachte er nicht nur sich, sondern auch sie in Gefahr.
    Während er sich vom Schiff entfernte und zurückkehrte in die Tiefe, fühlte es sich an, als versteinerte sein Herz. Wieder strömten die Stimmen auf ihn ein und riefen ihn zu sich, doch er schleuderte ihnen ein so zorniges „Bleibt weg von mir!“ entgegen, dass sie verängstigt schwiegen.
    Am Grund des Meeres war vom Sturm nicht viel zu spüren. Er ließ sich auf den schlammigen Boden sinken und verharrte still, versuchte, die unangenehmen Töne des Sonars zu ignorieren. Doch bald wurden sie so intensiv, dass es wehtat. Felsen konnte das Signal nicht durchdringen, also musste er sich in das Riff flüchten und eine Höhle finden.
    Die Oberfläche war nur als ferner Schimmer zu erkennen, aufgewühlt vom Orkan. Was taten diese Idioten nur? Wollten sie ihn wirklich in diesem Unwetter verfolgen? Das war Selbstmord, und doch schienen sie sich genau dazu entschlossen zu haben. Seine

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