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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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wurde.
    Sein Blick fiel auf ihre schmalen Füße, die nackt aus der zugebundenen Hose hervorlugten.
    Und plötzlich war sie in seinem Kopf, und die Luft war schwer von Schweiß und Sex und dem Geruch wachsender Dinge.
Ihr langer Körper hob sich von der Erde ihm entgegen, um sich mit ihm zu paaren, ihn in sich aufzunehmen. Der kleine Edelstein glitzerte an ihrem weichen Bauch. Die Sonne versengte seine Schultern, als er in sie eintauchte, Mann gegen Frau, Sex gegen Sex, Kraft gegen Kraft …
    Erstaunt und bis ins Mark berührt, starrte er sie an. Sein Pulsschlag dröhnte in seinen Ohren.
    Der Wind entschlüpfte ihm, weil er abgelenkt war. Das Schiff brach aus. Der Baum schwang auf Conn zu.
    »Pass auf!«, rief sie.
    Der schwere Baum fegte über das Deck, während der Wind, von der lenkenden Kraft der Magie befreit, die Richtung änderte. Conn duckte sich und verwünschte die Segel und seinen Kontrollverlust.
    Das Deck neigte sich.
    Er versuchte, den Wind und das Hauptsegel wieder in den Griff zu bekommen, und zog die Fockschot leewärts. Die Brise frischte auf. Die Segel rumpelten zusammen und blähten sich auf. Das Schiff neigte sich erst zur Seite, sammelte sich dann wieder wie ein ungebärdiges Pferd und machte einen Satz vorwärts in die Wellen.
    Lucy taumelte auf die Ruderbank zu und plumpste darauf. Wasser spritzte über die Reling. Sie fuhr vor dem Sprühregen zurück wie eine Katze.
    Conn winschte die Leine des Hauptsegels. »Danke.«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Für die Warnung«, erklärte er.
    »Ich konnte ja schlecht zulassen, dass du über Bord gehst.«
    Er war erfreut. »Tatsächlich.«
    »Ich meine es so«, sagte sie. »Ich kann nicht segeln. Oder schwimmen.«
    Ah. Er erinnerte sich. Sie war wasserscheu.
    Undenkbar für die Tochter einer Selkie.
    »Du musst lernen, mit dem Meer zu leben«, erwiderte er.
    Sie richtete sich in ihren unförmigen Kleidern auf. »Ich habe kein Problem mit dem Meer. Solange es auf seiner Seite bleibt und ich auf meiner. Ich werde nur nervös, wenn die Grenzen verschwimmen.«
    Er erkannte, dass sie ihn provozieren wollte. Nur sehr wenige wagten es, ihn zu provozieren.
    Er hätte verärgert sein müssen. Stattdessen ertappte er sich dabei, dass sie ihm seltsamerweise gefiel. Sie war nicht ohne Reiz, diese Tochter der Atargatis.
    Er sah auf sie hinunter. »Es ist doch nur Wasser.«
    Es verursachte ihr Brechreiz, als sie über die wachsenden Wogen blickte, die sich um den Schiffsrumpf herum türmten. Der Wind pfiff in den Segeln. »Richtig. Ich schätze, ich sollte auch noch dankbar dafür sein, dass du ein Boot besorgt hast.«
    »Ich habe es für dich ausgesucht. Nachdem …«
Nachdem er sie zwischen Kletterpflanzen und Kürbissen genommen hatte.
»Nachdem wir uns getroffen hatten«, vervollständigte er ruhig den Satz.
    »Ausgesucht?«
    »Aus eurem Hafen.«
    Sie zog die Augenbrauen zusammen, bis sie wie ihr Bruder Caleb aussah. »Du meinst: Du hast es gestohlen.«
    Conn zuckte die Achseln. »Selkies halten sich nicht an Besitztum fest, wie Menschen es tun. Wir treiben dahin, wie die See dahintreibt. Wir nehmen das an, was uns die Gezeiten schenken.«
    »Ihr nehmt euch also einfach, was ihr wollt.«
    Die Geringschätzigkeit in ihrer Stimme störte ihn. Er war ein Selkie, einer aus der Ersten Schöpfung. Er benötigte ihre Zustimmung nicht. »Wir nehmen uns, was wir brauchen.« Er hielt ihrem Blick stand und ließ die Erinnerung an ihre Paarung zwischen ihnen brennen. »Und was man uns anbietet.«
    Farbe stieg ihr ins Gesicht. Aber sie sah nicht weg. »Wohin bringst du mich jetzt?«
    »Nach Hause.« Er nickte nach Steuerbord, wo die Küste im Rhythmus des Schiffs auf und ab hüpfte. »Nach Sanctuary.«
    Ihre Knöchel leuchteten weiß in ihrem Schoß, doch ihre Augen ruhten unverwandt auf ihm. »Das ist nicht zu Hause. Nicht mein Zuhause.«
    Er wollte sie nicht gegen sich aufbringen. Aber je eher sie sich in ihr Schicksal fügte, desto leichter war es für sie beide.
    »Mit der Zeit wird es das schon werden«, entgegnete er.
    Hoffte er.
    »Mit der Zeit?« In ihrer Stimme war ein scharfer Unterton wie von Panik. Oder Wut. »Wie lange willst du mich dort festhalten?«
    Er antwortete nicht.
    Sie fing die fliegenden Strähnen ihres Haars ein und hielt sie sich aus dem Gesicht. Hinter ihr zerfloss das weiß schäumende Kielwasser auf der tiefblauen See. »Wie lange?«, wiederholte sie.
    Etwas regte sich in seinem Herzen, ein Wurm des Skrupels oder des Mitleids. Unwillig, ihrem

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