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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Partnerin für den Abend suchst, Wächter, suchst du am falschen Platz.«
    Die vereinzelt herumstehenden Tische und Stühle im Dunkeln umgehend, trat der Burgvogt in den Unterrichtsraum. »Ich habe meine Partnerin vor über hundert Jahren gefunden. Dies war ihr Platz. Ich komme, um hier zu sitzen und mich an sie zu erinnern.«
    Angesichts von Griffs ungebrochener Zuneigung zu seiner verstorbenen Gefährtin schämte sich Conn für seine Übellaunigkeit. Er schämte sich und war fast neidisch. »Waren in der Halle keine Selkie-Frauen, die dir Ablenkung für die Nacht versprechen könnten?«
    Griff lächelte schief. »Die Hälfte von ihnen habe ich bei ihrer ersten Verwandlung in der See behütet. Ich bin zu alt für sie.«
    »Jünger als ich.«
    Griff ließ seine große Gestalt auf einem kleinen Stuhl nieder und streckte die langen Beine in Richtung Kamin. »Es geht nicht um die Jahre, mein Prinz. Es geht darum, was man mit ihnen macht.«
    Conn neigte verstehend den Kopf.
    »Ich bin überrascht, Euch hier zu sehen«, fuhr Griff fort. »Beziehungsweise Euch überhaupt heute Abend zu sehen.«
    Conn drehte das Glas in seiner Hand. »Meine Pläne für den Abend sahen sich mit einem unerwarteten … Hindernis konfrontiert.«
    Griff richtete sich auf. »Gau?«
    »Einem Hindernis menschlicher Natur.«
    Griff entspannte sich wieder und betrachtete die bernsteinfarbene Flüssigkeit in Conns Glas. »Und deshalb versucht Ihr, es auch menschlich zu lösen?«
    »Es erschien mir passend.« Conn ließ sich den achtzehn Jahre alten Scotch auf der Zunge zergehen. »Wenn man mal von ihrer sonstigen Beschränktheit absieht – die Menschen machen guten Whisky.«
    Griff bedachte ihn mit einem gleichmütigen Blick. »Und ist diese ›sonstige Beschränktheit‹ schuld daran, dass Ihr allein im Dunkeln trinkt, anstatt die Gesellschaft Eurer Lady zu genießen?«
    Conn erstarrte. Er sprach nicht mit seinen Wächtern über sein Privatleben. Aber er konnte auch nicht zulassen, dass Griff die Verantwortung für das gegenwärtige Dilemma Lucy anlastete. »Es ist nicht ihre Schuld«, erwiderte er knapp, »sondern meine.«
    Eine Weile saßen sie in einträchtigem Schweigen da.
    Griff räusperte sich. »Manchmal brauchen Frauen – Menschenfrauen – Arbeit, um mit den Umständen warm zu werden.«
    Conn hob die Augenbrauen. »Wenn du daran denkst, mir Tipps für mein Sexleben zu geben, werde ich noch einen Drink brauchen.«
    »Ich rede nicht vom Bett. Oder nicht nur«, beschwichtigte Griff. »Das Mädchen ist noch nicht mal einen Tag auf Sanctuary. Sie braucht Zeit, um sich einzugewöhnen.«
    Zeit war etwas, das Selkies in Hülle und Fülle besaßen. Im Laufe seiner langen und fürsorglichen Existenz war Conn dazu übergegangen, in Jahren und Jahrhunderten zu denken. Doch die Ermordung der Selkie Gwyneth durch den Dämon und die Nachricht von Gaus bevorstehendem Besuch hatten in ihm einen ungewohnten Druck entstehen lassen.
    Der Besuch des Dämonlords und seine eigene Ungeduld.
    Von seinem Bedürfnis und seiner Lust getrieben, hatte er zu früh gesprochen, zu sehr gedrängt, zu viel erwartet. Griff hatte recht. Lucy brauchte Zeit, um sich an die Insel zu gewöhnen, bevor sie akzeptieren konnte, dass ihr Platz hier war. Bevor sie ihn akzeptieren konnte.
    »Wie lange?«, fragte er.
    »Das hängt davon ab, was Ihr getan habt, um sie zu vergraulen«, antwortete Griff.
    Der Stimme des Wächters war eine wissende Belustigung anzuhören – das kam davon, wenn man einen Menschen liebte, nahm Conn an. Griff hatte auf Conns Befehl Emma aus dem Wrack ihres Schiffes gerettet, mit ihr über sechzig Jahre gelebt und zwei Menschenkinder mit ihr aufgezogen.
    Und am Ende hatte er erlebt, wie seine Kinder groß wurden und sich ihm entfremdeten, hatte die Hand ihrer Mutter gehalten und sie sterben sehen. Auch das kam davon, wenn man sein Leben an ein sterbliches Leben band. An eine sterbliche Liebe.
    Die Erinnerung an seine eigenen Worte suchte Conn heim.
»Ich wäre dir treu. Solange du lebst, hätte keiner von uns beiden einen anderen Partner.«
    Er schob den Gedanken daran weg.
    »Wie lange hat es gedauert, bis deine Frau … eingewöhnt war?«, fragte er.
    Griff rieb sich das Kinn. »Wochenlang. Es würde Eurem Mädchen helfen, wenn Ihr eine Aufgabe für sie finden würdet. Eine nützliche Aufgabe. Sorgt dafür, dass sie das Gefühl hat, hier gebraucht zu werden.«
    Lucys Bild, Lucys Worte kamen ihm wieder in den Sinn.
»Mein ganzes Leben lang habe ich mir

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