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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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zu springen drohte. Von Verlangen – zu berühren, zu besitzen – getrieben, wehrte sie sich gegen seinen Griff um ihr Handgelenk. Seine Finger packten noch fester zu, um dann loszulassen und Lucy zu umfangen, während sie die Arme um seinen Hals schlang. Mit dem Knie drängte er zwischen ihre Oberschenkel. Seine breite Hand legte sich um ihren Po und riss sie an sich. Er war ganz und gar erregt und drückte sich fest und lang an sie. Er schob sie Richtung Bett.
    Panik regte sich in dem Nebel aus Emotion, in der Welle des Verlangens. Panik und Vernunft.
    Sie tauchte keuchend auf. »Nein.«
    »Zu spät.« Sein Mund forderte den ihren. Die Berührung war hart und wie ein heißes Brandeisen. »Ich will dich. Gib dich mir hin.«
    Oh, sie war durchaus versucht, schrecklich versucht und besorgt. Er war zu stark für sie. Wenn sie zuließ, dass er sie nahm, wenn sie sich ihm und ihrem Verlangen einmal hingab, würde er sie verschlingen, ihren Körper, ihren Geist und ihr Herz. Ihr Puls raste. Die Bettkante stieß in ihre Kniekehlen.
    »Du hast gesagt, du würdest mich nicht zwingen«, erinnerte sie ihn atemlos an seine eigenen Worte.
    »Nicht zwingen.« Seine Lippen fühlten sich warm an auf ihrer Wange, ihrem Ohr, ihrem Hals. »Überreden.«
    Angesichts seiner Kunstfertigkeit wurden ihre Knie ganz schwach. Aber tief drinnen blieb ein kleiner, harter Kern ihres Lucy-Selbst, trotzig wie ein Samenkorn im Winter. Sie schüttelte den Kopf. »Das ist dasselbe. Das ist dasselbe, wenn ich nicht einfach gehen kann.«
    Seine Hände erstarrten. Er hob den Kopf. »Unsinn. Du willst es. Du willst mich.«
    Sie wehrte sich dagegen, zusammenzuzucken. »Vielleicht.«
Ja.
»Aber ich werde nicht mit dir schlafen, solange ich deine Gefangene bin.«
    Seine Augen verengten sich. Er war wütend, bemerkte sie. Wut – und jede andere starke Emotion – hatte sie schon immer erschreckt. Aber sich selbst zu verlieren, die Kontrolle zu verlieren, machte ihr noch mehr Angst.
    »Du würdest deinen Körper benutzen, damit du um deine Freiheit schachern kannst?«, fragte er.
    Feuer peitschte ihr Gesicht. »Es ist mein Körper. Wir können keine gleichberechtigte Beziehung haben, wir können keinen Sex haben, wenn ich keine freie Wahl treffen darf.«
    »Gleichberechtigte Beziehung.« Ein Knurren voller Wut und Enttäuschung entrang sich seiner Kehle. »Ich bin eher dein Gefangener als du meiner.«
    Wenn das Bett sie nicht gestützt hätte, wäre sie ins Wanken geraten. Wäre zurückgewichen. Sie rettete sich in Verwirrung. »Ich habe keine Ahnung, was du meinst.«
    »Ich bin ein Selkie.« Er riss das Seehundfell vom Fußende des Bettes und hielt es ihr unter die Nase. Der Pelz stand zwischen ihnen, schwer und fließend. »Ich habe dir mein Fell anvertraut. Ich habe dir mich und meine Freiheit anvertraut. So gewiss, wie du das Schicksal meines Volkes in Händen hältst, hältst du mein Leben in Händen.«
    Sie fühlte sich in die Ecke gedrängt, fassungslos, angegriffen. Hinter ihr stand das Bett, sie saß in der Falle. Sie starrte ihm entgegen, wehrhaft wie ein kleines, in die Enge getriebenes Tier. »Ich habe nicht um dein Leben gebeten. Oder um dein Fell. Ich habe um nichts von alldem hier gebeten. Ich will es nicht.«
    Seine silberfarbenen Augen loderten. »Du hast nur nicht den Mut, es anzunehmen«, entgegnete er kalt.
    Dann ließ er das Fell fallen und ging.
     
    Conn saß im Dunkeln in dem Vorzimmer, das früher als Unterrichtsraum für die Selkies gedient hatte, und nicht bei jenen Wächtern, die noch immer in der Halle versammelt waren. Die meisten waren zu Bett gegangen, in ihr eigenes oder ein fremdes, um zu schlafen oder sich erfolglos zu paaren. Die letzten Gespräche – über Politik und Paarbeziehungen – sanken mit dem ersterbenden Feuer zu einem Raunen herab.
    Conn blickte stirnrunzelnd in sein Whiskyglas. Er hatte aus dem Scheitern seines Vaters gelernt und war entschlossen, dessen Fehler nicht zu wiederholen.
    Folge niemals einem Impuls.
    Gib niemals Gefühle zu.
    Zeige niemals Schwäche.
    Heute Abend hatte er diese drei Verbote missachtet, mit vorhersehbarem und katastrophalem Ergebnis.
    Schritte warnten ihn, dass er nicht mehr allein war. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er hob den Kopf und hoffte … was? Dass sie ihm nachgelaufen kam?
    Griff stand unter dem Türbogen, umrahmt vom Feuerschein des großen Kamins.
    Conns Enttäuschung war so stechend wie der Whisky in seinem Mund. Seine Augenbrauen flogen empor. »Wenn du eine

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