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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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versäumen? »Der Herbst ist die beste Zeit für die Umpflanzung.«
    »Wirklich?« Griffs dunkle Augen musterten sie eingehend. »Dann sollten Sie es sich mal ansehen.«
    »Das werde ich.«
    Warum nicht? Conn hatte ihr gesagt, dass sein Treffen mit den übrigen Wächtern bis über Mittag dauern würde. Eines hatte sie beim Erwachsenwerden gelernt: Man konnte nicht herumsitzen und darauf warten, dass sich jemand um einen kümmerte. Conn sorgte für sie, dafür, dass sie es bequem hatte, dass sie ihr Vergnügen hatte. Es war nur so, dass er auch andere Verpflichtungen hatte, die ihn mit Beschlag belegten, und sie hatte …
    Es kribbelte in ihrem Nacken.
Kaum welche.
    Höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.
    »Okay.« Sie erhob sich. »Danke.«
    »Iestyn wird Ihnen das Mittagessen bringen«, erklärte Griff.
    »Ich kann es mir selbst holen. Normalerweise kann ich das schon allein.«
    Griff und die Jungs starrten sie aus leeren, verständnislosen, männlichen Augen an.
    Lucy seufzte. »Ich komme ja sowieso an der Küche vorbei.«
    Und an der großen Halle, dachte sie. Conn war dort. Nicht, dass sie ihn wirklich sehen würde, aber allein die Nähe zu ihm ließ ihr Herz schon hüpfen. Als ob sie wieder zehn Jahre alt wäre und mit dem Rad an Matthew Millers Haus vorbeiführe, verschwitzt und atemlos vor Erwartung.
    Aber als sie sich dem Torbogen zum äußeren Burghof näherte, wurden ihre Schritte zögerlicher. Diesen Weg hatte sie nicht mehr genommen seit ihrer Begegnung mit dem Dämonlord. Die Erinnerung kam ihr eindringlich und schmerzhaft wieder in den Sinn. Sie sperrte sie genauso aus, wie sie Gau ausgesperrt hatte.
    »Er hat gespürt, dass du ein Mensch und deshalb verletzbar bist«,
hatte Conn bei einem ihrer Gespräche gesagt. Letzte Nacht? Die Nacht davor? Er war aufgestanden, um Treibholz aufs Feuer nachzulegen, und der Feuerschein war über seine starken Gesichtszüge geglitten. Lucy hatte die Decke über die Brüste gezogen. Ihr war kalt, wenn er nicht an ihrer Seite war – und die Erinnerung an Gau ließ sie frösteln. Conns Stimme war tief und schneidend wie eine Axt.
»Jetzt weiß er, dass du unter meinem Schutz stehst. Er wird die Souveränität von Sanctuary nicht noch einmal verletzen.«
    Lucy war sich ziemlich sicher, dass sie sich selbst geschützt hatte, aber sie mochte das Gefühl, das Conns Fürsorge in ihr weckte. Das Gefühl, dass sie in Sicherheit war. Dass jemand sich um sie kümmerte. Außerdem war Conn nackt. Während er sprach und sich über das Feuer beugte, studierte sie die Neigung seiner Schultern und die Wölbung seiner Lenden.
    Sie ging über das Kopfsteinpflaster weiter.
    Das lange, niedrige Gebäude gegenüber dem Bergfried war die Küche mit dem Brunnen daneben. Lucy sah keine angelegten Beete oder Pflanzkübel, aber zwischen den Pflastersteinen kroch eine Pflanze mit winzigen Blättern dahin, in der sie Thymian erkannte; im Schatten wucherte ein höher wachsender Strauch, der Salbei sein konnte. In der Nähe der Küchentür spross ein Haufen graugrüner Blätter mit ausgedörrten Blütenständen. Lavendel? Sie zerrieb eines der samtigen Blätter zwischen den Fingern und schnupperte daran. Majoran. Wohlschmeckend zu Hühnchen und Fisch. Sie würde Griff dazu überreden, sie hin und wieder das Kochen übernehmen zu lassen.
    Sie plante einen Garten, plante das Essen … Sie baute sich hier ihr altes Leben wieder auf, mit Conn als dem neuen Mittelpunkt.
    Etwas daran kam ihr nicht richtig vor. Sie schob das Gefühl weg und öffnete die Tür zur Küche.
    Der Innenraum war halbdunkel, unordentlich und kühl, eher Vorratskammer denn Küche. Es roch nach Äpfeln und Zwiebeln, Fisch und Torf. Die geschlossenen Fensterläden ließen Streifen von Licht durch und offenbarten Steine, die mit Ruß befleckt waren, Regale, auf denen dick der Staub lag, sowie Tonnen, Säcke und Fässer, die aufgestapelt entlang der Wände standen.
    Okay.
Lucy drehte sich langsam. Wenn sie etwas tun wollte, war sie am richtigen Ort. Als sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, entdeckte sie einen langen, ausladenden Tisch voller Dinge, die wie Schätze von einem Flohmarkt aussahen: altes Silber, Kristall und Porzellan. Eine breite, offene Feuerstelle und ein kalter Herd aus Eisen befanden sich an dem einen Ende des Raums. Ein tiefer Trog mit einem Rohr dominierte das andere Ende. An den Wänden zogen sich offene Regale hin.
    Lucy trat näher und betrachtete erstaunt blinzelnd die Reihen von Dosen. Alle

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