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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Größen und Formen von Dosen und Konserven standen dort, beschriftet in allen möglichen Sprachen, mit verblassten Bildern von Tomaten, Pfirsichen, Bohnen.
    »Wir nehmen das an, was uns die Gezeiten schenken«,
hatte Conn gesagt.
    Wenn sie sie aufbekam, konnte sie ein Festmahl veranstalten.
Ein Festmahl für wen?
    Sie zog die Augenbrauen zusammen. Wenn sie allein aus Dosen essen wollte, konnte sie auch zurück nach Maine gehen.
    Nicht, dass sie wirklich hätte zurückgehen können. Nicht, dass sie jetzt noch gewollt hätte. Conn war nicht in Maine.
    Ihre Stirn glättete sich wieder; sie straffte die Schultern und begann, unter den Messern mit den Griffen aus Knochen und den silbernen Gebäckzangen nach einem Dosenöffner zu suchen.
    Eine Männerstimme drang durch die geschlossenen Fenster herein. »… dringendere Geschäfte belegen ihn mit Beschlag.«
    Eine Frau lachte freudlos. »Belegen sein Bett mit Beschlag, meint Ihr wohl.«
    Lucy erstarrte und griff sich einen Bratenheber.
    »Ich entnehme dem, dass Ihr die Liaison des Prinzen nicht gutheißt«, erwiderte der Mann kühl.
    O Gott. Sie durchquerten den Burghof, ein Mann und eine Frau. Wächter?
    »Ich habe mein Recht verwirkt, etwas gutzuheißen oder nicht, als ich das Bett des Prinzen verließ«, gab die Frau zurück. »Und Ihr, Lord Morgan?«
    Lucy hielt den Atem an. Durch die Fensterläden geschützt, näherte sie sich dem Fenster, um die beiden besser sehen zu können. In einer Mischung aus Scham und Unbehagen erlaubte sie sich, hinauszuspähen. Ein großer Mann ganz in Schwarz, mit silbernem Haar und glattem Gesicht. Das musste Morgan sein. Und die Frau an seiner Seite, mit rotem Haar und großen, rosafarbenen Perlen, hatte mit Conn das Bett geteilt.
    Sie war sehr schön, bemerkte Lucy.
    Sie versuchte, dem keine Beachtung zu schenken. Was hatte sie erwartet? Conn musste all diese Techniken irgendwo gelernt haben. Als sie sich auf ihn eingelassen hatte, hatte sie gewusst, dass er keine 3000 Jahre alte Jungfrau war.
    »Das Schelfeis im Norden bricht auseinander«, sagte Morgan. »Die Seehunde verlieren von Tag zu Tag mehr von ihren Gründen. Unter diesen Umständen halte ich es für schwierig, das Interesse an Conns neuer Zuchtstute aufrechtzuerhalten.«
    Autsch.
    Es schnürte Lucy die Kehle zu. Sie kannten sie doch gar nicht. Wie konnten sie da über sie urteilen?
    »Ihr habt meine Sympathien. Wenn nicht gar, wie es scheint, Conns Hilfe?« Dem Tonfall der Frau nach zu urteilen war die Frage eher eine Feststellung.
    »Er tut, was er kann«, sagte Morgan grimmig. »Was nicht ausreicht, um den Verheerungen durch die Menschen zu begegnen. Vielleicht werden wir erst Ruhe haben, wenn die Meere ansteigen und sie ertränken.«
    Lucy schluckte. Offenbar war sie nicht der einzige Mensch, den diese beiden Selkies nicht mochten. Sie waren niederträchtig. Hasserfüllt.
    Conns Zuchtstute.
    Sie erschauerte.
    »Ihr seid Euch also mit Gau einig?«, raunte die Frau.
    Morgans lange Schritte stoppten. Sie standen nun in der Nähe des Fensters. Lucy kauerte sich in den Schatten, während ihr Herz wie ein gefangener Vogel gegen die Rippen schlug. »Ihr habt den Prinzen gehört«, sagte er ausdruckslos. »Die Kinder der See sind neutral im Krieg der Hölle gegen die Menschen.«
    »Nicht ganz neutral, solange diese menschliche
galla
mit ihm das Bett teilt.« Der verächtliche Ton machte eine Übersetzung überflüssig.
    »Ihre Mutter war eine Selkie«, wandte Morgan ein.
    »Ihre Mutter war eine Schlampe.«
    »Aber eine fruchtbare«, ergänzte Morgan. »Conn wünscht sich ein Kind.«
    Die rothaarige Frau entblößte ihre Zähne. »Ihr maßt Euch an, mir zu sagen, was Conn sich wünscht?«
    »Ich maße mir gar nichts an«, sagte Morgan schroff. »Wäre es anders, dann wüsste die Hölle vielleicht eine andere Antwort darauf.«
    Sie gingen. Falls die Frau noch etwas darauf sagte, konnte Lucy es nicht mehr hören. Ihr dröhnte das Blut in den Ohren. Ihr Magen schlug Purzelbäume.
    Sie musste Conn sehen. Augenscheinlich war die Versammlung beendet. Er würde bald kommen, um sie zu suchen. Sie brauchte die Beruhigung durch seine starken Arme und seine aufmunternden Worte.
Er
hasste sie nicht, weil sie ein Mensch war. Er fand sie schön. Er war bereit gewesen, ihr Zeit zu lassen.
    Solange sie weiter Sex mit ihm hatte.
    »Conn wünscht sich ein Kind.«
    Sie schloss die Augen gegen den Schmerz. Ja, das tat er.
»Dein Blut und meinen Samen, um mein Volk zu retten«,
hatte er gesagt.
    Er

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