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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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weiß nicht, ob er so weit gehen würde. Es ist gut möglich, dass er sich an das Ehrenwort, das er Eurem Vater gegeben hat, noch immer gebunden fühlt.«
    »Seine Loyalität muss unserem Volk gelten. Nicht dem König.«
    »Welchem Volk? Morgan ist einer aus dem Finnvolk.«
    »Das Finnvolk gehört ebenso zu den Kindern der See wie die Selkies. Wenn er einem dient, dient er uns allen. Wir können nicht überleben, wenn wir unsere Loyalität aufteilen.«
    »Sprecht Ihr von Morgan?«, fragte Griff ruhig. »Oder von Euch selbst?«
    Conn holte tief Luft. »Meine Loyalität steht außer Frage. Wir brauchen Kinder. Ein Kind, eine Tochter der Atargatis, um die Prophezeiung zu erfüllen.«
    »Morgan macht sich Sorgen, dass eine Schwangerschaft einen Konflikt mit der Hölle heraufbeschwören könnte.«
    Die Kinder des Feuers würden eine Veränderung im gegenwärtigen Gleichgewicht der Kräfte nicht gutheißen.
    Conn ballte die Fäuste. Sein Kopf hämmerte. »Ich werde sie nicht aufgeben.«
    »Weil sie die Blutlinie weiterführt.«
    Weil er sich sein Dasein nicht mehr ohne sie vorstellen konnte, ohne ihre stille Hartnäckigkeit, ihre wilde Sexualität und ihre Augen, die so tief und geheimnisvoll wie die See waren.
    »Ich werde sie nicht aufgeben«, wiederholte er ruhiger.
    Griff seufzte. »Dann müsst Ihr mit Morgan sprechen.«
    »In Ordnung.« Ein weiterer Aufschub, der ihn von Lucy fernhielt. Verdammt. »Und du kannst mit Enya reden.«
    »Enya, Lord?«
    »Ja.« Conn lächelte schmallippig. »Da du Frauen so gut verstehst.«
    »Nicht diese Frau.« Griff räusperte sich. »Warum lasst Ihr Eure Lady nicht die Wächter für sich gewinnen? Wenn sie sie kennenlernen würden, würden sie sicher –«
    »Sie verachten sie, weil sie ein Mensch ist«, unterbrach ihn Conn. »Alle Treffen auf der Welt werden daran nichts ändern.«
    »Kein Mensch auf der Welt kann, was sie kann«, wandte Griff ein.
    »Ich werde sie dem nicht aussetzen –«
    »Conn.«
    Sein Name. Ihre Stimme. Das Flüstern wurde vom Wind herangetragen, und es grub sich wie ein Widerhaken in sein Gehirn.
    Er zuckte zusammen wie ein Fisch an der Angel.
    Lucy?
    Sein Herz trommelte. Er spürte das spinnenartige Krabbeln von Ärger in seinem Nacken, eine kriechende Angst unter seiner Haut, während sein Blick durch den Burghof huschte.
    »Mein Prinz? Was ist?«, fragte Griff.
    Conns Schläfen pochten. In den Schatten unter den Türmen war niemand. Aber ihre Stimme war in seinem Kopf, wie ein gezackter silberner Haken verbunden mit einer Angelschnur, die so dünn wie Draht war.
    Seine Zunge fühlte sich dick an. »Wo ist sie?«, fragte er heiser.
    »Enya?«
    »Meine Lady.«
    Griffs Gesicht legte sich in besorgte Falten. »In Eurem Gemach, nehme ich an.«
    Nein.
    Lucy.
    Etwas stimmte nicht.
    In Conns Lunge wurde es eng. Er folgte dem Zerren seines geflüsterten Namens und trat in das schräg einfallende Sonnenlicht, in die warme Luft hinaus. Die Angelschnur flog auf dem Wind wie eine Strähne von Lucys Haar davon, über die Schlossmauern und weit fort. Brüchig. Golden.
    Wo bist du?
    Seine gedachte Frage kam aus dem innersten Mark seiner Knochen, ergoss sich wie Blut aus seinem Herzen und eilte an dem leuchtenden Faden entlang.
    Sie war irgendwo dort draußen. Jenseits der Schlossmauern. Er spürte an dem Vibrieren in seinen Fingerspitzen und in seinem Kopf, dass sie wie ein Vogel im eisernen Griff des Windes zitterte.
    Griff rührte sich. »Mein Lord.«
    Die Unterbrechung schleuderte Conn fast zurück, aber er klammerte sich an diesen Funken der Verbindung, wand sich den Draht entlang, spulte seine Kraft ab, versuchte, sie zu erreichen in verzweifelter Sehnsucht nach ihrer Berührung …
    Der Faden riss.
    Es verschlug ihm den Atem.
Nein.
    Die Verbindung war unterbrochen.
    Lucy.
    Sie war fort.
    Conns Blut brüllte in seinen Ohren.
    »Mein Prinz?« Griffs besorgte Stimme. »Mein Lord, ist alles in Ordnung?«
     
    »Ist alles in Ordnung?«
    Iestyns angespannte Stimme bohrte sich durch das Brüllen in Lucys Ohren und den Nebel in ihrem Kopf.
    Der letzte Angriff hätte sie beinahe erledigt. Sie taumelte, benebelt vom Schock, völlige Ermattung in den Knochen.
    »Laufen Sie nicht weg«,
hatte Iestyn befohlen.
    Kein Problem. Sie konnte ihre Beine nicht bewegen. Konnte kaum ihre Arme heben. Ihre Schultern brannten wie Feuer, und erschöpft, wie sie war, sah sie nur noch wie durch einen Schleier.
    »Ja«, krächzte sie.
    Jedenfalls war sie am Leben. Atmete. Oder zumindest, sagte sie

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