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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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zu kümmern, Tyler war wegen seiner
Vernarrtheit in Lauren zu unzuverlässig und …«, sein Blick
wanderte zu Jane, »sie sollte eigentlich nie wieder ins Meer
zurück.«
    »Wegen der Verletzung an deinem Fuß?«
    »Der Fuß ist nicht so schlimm«, erwiderte Jane. »Dir ist
es vielleicht nicht aufgefallen, aber mir fehlt ein Teil meiner
Flosse.«
    Das war es tatsächlich nicht. Janes Bewegungen unter Wasser
schienen mir absolut synchron mit denen von Javen Spinx
gewesen zu sein.
    »Ja, weil ich mich auf jeden von euch einstellen kann«, sagte
er. »Allein ist Jane längst nicht mehr so schnell und wendig,
wie sie es früher einmal war. Aber das ist eine Sache, über die
wir uns vielleicht später einmal unterhalten können.«
    Und die wahrscheinlich auch Bo einschließt, fügte ich in
Gedanken hinzu.

Inzwischen war der Abend hereingebrochen. Der Wind hatte
nachgelassen, die Wolken hingen nicht mehr so tief und auch
das Meer war ein wenig zur Ruhe gekommen.
    Seit einer geraumen Weile saßen Javen Spinx, Jane und ich
nun schon auf den Klippen, und einer dumpfen Ahnung zum
Trotz war mir noch immer nicht klar, was sie nun eigentlich
wirklich
von mir wollten.
    Ich warf einen Blick zu den Cottages hinauf und registrierte,
dass in beiden Häusern Licht brannte. Tante Grace war also
offenbar nach wie vor mit dem Herrichten der Gästewohnungen
beschäftigt.
    »Warum haben Sie in St Peter Port so getan, als würden Sie
mich nicht kennen?«, fragte ich.
    »Du«, sagte Javen Spinx.
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an.
    »Warum hast
du
in St Peter Port so getan …« Er lächelte.
    »Entschuldigung.« Keine Ahnung, wieso, aber es fiel mir
einfach schwer, ihn zu duzen.
    Javen Spinx hob die Hände. »Kein Problem. Du wirst dich
schon noch daran gewöhnen.«
    »Wollten Sie mich warnen? Oder gibt es einen anderen
Grund? Hatte es vielleicht sogar mit meiner Mutter zu tun?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Du siehst ihr übrigens
nicht besonders ähnlich.«
    »Dann komme ich wohl mehr nach meinem Vater«, sagte
ich schulterzuckend.
    »Mag sein.« Um Javen Spinx’ Mundwinkel zuckte es. »Jedenfalls
ist deine Mutter eine ganz wundervolle Frau. Ich bin sehr
dankbar dafür, dass ich damals so viel Zeit mit ihr verbringen
durfte.«
    »Waren Sie in sie verliebt?«, rutschte es mir über die Lippen.
    »Oh ja!« Seine Augen leuchteten auf und um seine Pupillen
bildete sich ein sonnengelber Strahlenkranz. »Sehr sogar.«
    Ich war so perplex, dass ich ihn ein paar Sekunden lang nur
anstarrte
    »Aber sie hat mir gesagt, dass Sie in dieser Hinsicht überhaupt
kein Interesse an ihr gezeigt hätten«, platzte ich schließlich
heraus.
    »So, hat sie das?« Ein tiefes Lächeln grub sich in Javen Spinx’
Augenwinkel. »Na ja, ein Hai weiß sich eben zurückzuhalten.«
Plötzlich verhärteten sich seine Züge, und er kam mir so nah,
dass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten. »Wir kennen
unsere Grenzen, Elodie«, sagte er sehr leise, dafür aber
umso schärfer. »Und wir übertreten sie nicht.«
    Er hatte seine Hand auf meinen Unterarm gelegt, und ich
spürte die gleiche Kälte auf meiner Haut, die ich schon in Lübeck
bemerkt hatte – damals sogar durch meine dicke Canvasjacke
hindurch.
    Ich schluckte schwer, denn ich ahnte, was jetzt kam. Er
wollte mir Gordy nicht ausreden – oh nein, er wollte, dass ich
mich aus freien Stücken gegen ihn entschied. Doch zu meiner
Überraschung knüpfte Javen Spinx nun an meine ursprüngliche
Frage an.
    »In St Peter Port waren andere Hainixe in der Nähe«, erklärte
er, »und ich kann es mir nicht leisten, mit einem Delfinnix
in Verbindung gebracht zu werden. Dadurch würde
meine Autorität untergraben. Es tut mir wirklich leid, wie ich
mich dir gegenüber verhalten habe. Schließlich war es ganz
allein meine Schuld. Ich war einfach nicht umsichtig genug,
eigentlich hättest du mich gar nicht entdecken dürfen«, fügte
er etwas milder hinzu.
    Das kann nicht stimmen, dachte ich, denn natürlich fielen
mir sofort Bos Worte wieder ein. Er hatte behauptet, dass es
Javen Spinx bei allem, was er tat, nie um ihn selbst ginge, sondern
einzig und allein darum, Schaden von einzelnen Individuen
seiner Art abzuwenden. Wenn der Hainixjunge recht
hatte, war Javen Spinx’ Erklärung also eine Lüge.
    Herausfordernd sah ich ihn an, doch er dachte offenbar gar
nicht daran, auf meine Gedanken einzugehen.
    »Haie und Delfine passen nicht zueinander«, sagte er hart.
»Was nicht heißt, dass sie sich nicht ineinander

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