Meeresrauschen
Händen, um sich zu befreien, doch ich ließ sie nicht
los. Es war nicht das geringste Problem für mich, sie festzuhalten,
und ich konnte nur hoffen, dass Tyler nicht auffiel,
wie außergewöhnlich stark ich war. Im Moment schien er sich
jedoch voll auf Ashton eingeschossen zu haben und sah überhaupt
nicht zu mir herüber.
»Gar nichts weiß ich«, zischte er. »Vielleicht tut unser kleines
Arschloch ja bloß so, als ob es einen Nervenschaden hätte …
damit es uns ungestraft mit seinen beschissenen Schimpfwörtern
bombardieren kann.«
»W-wir w-waren F-Freunde, und i-ich möchte, d-dass das s-so
bleibt«, sagte Ashton und erwiderte standhaft Tylers herabwürdigenden
Blick.
»Jemand, der sich mit Mördern abgibt, kann nicht mein
Freund sein.« Tyler packte Ashton an der Jacke, zerrte ihn zu
sich heran und richtete seinen bebenden Zeigefinger auf Gordy.
»Der da und seine feinen Freunde haben Lauren auf dem Gewissen.
Und dafür wird er bezahlen … jetzt oder später.«
Ashtons ganzer Körper zuckte mittlerweile, als würde er mit
Elektrostößen bearbeitet.
»Gordy hat m-mit L-Laurens T-Tod nicht z-zu tun … verficktes
Arschloch«, presste er hervor und schlug mit seinem heftig
zuckenden Arm auf Tylers Rücken ein.
»Hör auf damit!«, fauchte Tyler. Sein Gesicht war zu einer
hässlichen Grimasse verzerrt und noch immer wechselte seine
Iris in rasendem Tempo den Farbton. Sein Hals war inzwischen
bis zu den Schlüsselbeinen hinunter dunkelrot angelaufen.
»Hör sofort auf damit!«
Aber Ashton hörte nicht auf. Wie auch? Er war seinem Anfall
hilflos ausgeliefert. Und weil Tyler seine Jacke nicht losließ,
war es unvermeidbar, dass Ashtons Arm weiter auf Tyler
eindrosch.
»Scheiße!«, schrie Ruby. »Scheiße! Scheiße! Scheiße!« Dann
fing sie an zu heulen. »Ich bring dich um, Tyler. Ich schwöre
dir, ich bring dich um.«
»Scheiße! Scheiße! Scheiße!« Dann
fing sie an zu heulen. »Ich bring dich um, Tyler. Ich schwöre
Mein Blick flog von einem zum anderen, mein Herz trommelte
wie verrückt und meine Lunge fühlte sich mit jedem
Atemzug schwerer an – wie ein Schwamm, der sich allmählich
mit Wasser vollsog –, bis ich kaum noch Luft bekam. Die Situation
drohte zu eskalieren, und ich hatte keine Ahnung, wie
wir das Ruder jetzt noch herumreißen sollten.
Keine Angst, Elodie,
sagte Gordy.
Wir schaffen es. Wir bringen
die beiden heil hier raus.
Mit drei Schritten war er bei Ashton und legte ihm seine
Hand auf die Schulter. Der Effekt war noch beeindruckender
als beim ersten Mal: Ashton hörte augenblicklich auf zu zucken
und sein Arm hing nun schlaff herunter.
»Wir gehen jetzt«, sagte Gordy. »Elodies Großtante erwartet
uns zum Essen. Besser, wir verspäten uns nicht.« Er richtete seinen
Blick auf Ruby und dann auf mich. »Ihr wisst ja, wie sie ist.«
Tyler hielt Ashtons Jackenstoff noch immer fest umklammert.
»Lass ihn bitte los«, sagte Gordy sanft, aber bestimmt. »Dies
hier ist eine Sache allein zwischen dir und mir. Wir werden
sicher noch mal eine Gelegenheit finden, uns darüber auszutauschen.
«
Tyler schwieg, doch seine Kiefermuskeln arbeiteten unaufhörlich.
Erst nach etlichen bangen Sekunden löste er seine
Finger aus Ashtons Jackenstoff und ließ die Hand sinken.
»Feigling!«, blaffte er Gordian ins Gesicht.
Gordy verzog keine Miene.
»Danke«, sagte er, während er Ashton auf Ruby und mich
zuschob. »Lauft schon mal vor. Ich komme gleich nach.«
Vergiss es. Ich gehe nicht ohne dich!
Vertrau mir, Elodie. Es wird keinen Kampf geben.
»Also gut«, sagte ich und lockerte meinen Griff um Rubys
Arm. »Wir warten bei den Fahrrädern.«
»Gute Idee.« Ruby machte sich von mir los, dann nahm sie
Ashtons Hand und zog ihn in Richtung Bootszufahrt. Offenbar
war sie sehr besorgt um ihn, denn sie blickte sich nicht
einmal mehr um, und daher merkte sie auch nicht, dass ich
mich zurückfallen ließ und mich wieder zu Gordy und Tyler
umwandte.
Die beiden sprachen miteinander, allerdings so leise, dass
ich kein Wort davon verstand. Ich konnte nicht einmal ausmachen,
ob sie stritten, denn sie standen nahezu reglos voreinander
und gestikulierten so gut wie gar nicht. Plötzlich drehte
Tyler sich abrupt um und eilte mit langen, sichtbar beherrschten
Schritten davon.
Gordys Gesichtszüge entspannten sich und er kam sofort zu
mir herübergelaufen.
»Was hast du ihm gesagt?«, bestürmte ich ihn.
»Die Wahrheit.«
»Was genau?«
Er trat dicht neben mich und legte mir seine warme Hand
in
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