Meeresrauschen
hoffe es so sehr. Wenn nicht …«
Er brach ab und senkte den Blick, denn inzwischen hatten
wir die Gruppe erreicht. Tyler, Isaac, Finley und Mike standen
zusammen und diskutierten über das Wetter. Alle vier trugen
ihre Neoprenanzüge, die Bretter lagen aber noch auf dem Anhänger.
Die Mädchen hockten schweigend auf den Felsen. Olivia
trug Ohrstöpsel, ihr pinkfarbener i-Pod lugte aus der Brusttasche
ihrer Jeansjacke. Sie hatte das Gesicht auf ihre Hände gestützt
und wippte lustlos mit dem rechten Knie. Joelle zeichnete
mit der Schuhspitze Dreiecke in den Sand und Aimee starrte
gedankenverloren vor sich hin. Als sie uns bemerkte, kniff sie
kurz die Augen zusammen, dann hellte sich ihre Miene auf.
Sie erhob sich und kam auf uns zu.
»Hallo, Elodie!«, rief sie, ohne ihren Blick von Gordy zu
nehmen. »Ist das ein Freund von Elliot und Zak?«
»Nein«, sagte ich und versuchte, meiner Stimme einen festen
Klang zu geben und ihr dieselbe Geschichte aufzutischen,
die ich zuerst auch meiner Großtante erzählt hatte. »Das ist
Gordian. Er ist Marathonschwimmer und plant, im Sommer
den Ärmelkanal zu durchqueren.«
»Aha …?« Aimees linke Augenbraue bog sich nach oben.
»Du hast ihn dir also aus dem Meer gefischt?«
Ich nickte. »Sozusagen.«
»Na, hoffentlich verschwindet er nicht genauso schnell wieder
wie die anderen vier«, meinte Joelle, die mittlerweile ebenfalls
aufgestanden und zu uns herübergekommen war.
Isaac, Tyler, Finley und Mike hatten ihre Unterhaltung inzwischen
beendet und fixierten Gordy nun offen feindselig.
»Er hat nichts mit ihnen zu tun«, betonte ich. »Gordian
kennt sie überhaupt nicht.«
»Ist ja schön, dass du das so genau weißt«, spottete Mike. Er
schob sein Kinn vor und nickte in Richtung Gordy. »Hat unser
Anblick ihm die Sprache verschlagen oder kann er gar nicht
sprechen?«
Ich öffnete den Mund, doch Gordy kam mir zuvor.
»Ich kann dir auch nichts anderes sagen«, entgegnete er.
»Ganz abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, wovon
ihr redet. Welche Typen meint ihr überhaupt? Und wieso
sollte ich etwas mit ihnen zu tun haben?«
»Weil du genauso fremd hier bist wie die«, knurrte Isaac und
machte einen Schritt auf Gordy zu.
»He, lass ihn in Ruhe!«, sagte Aimee. Sie fasste Isaac am Arm
und versuchte, ihn von Gordian wegzuziehen. »Er sieht doch
sympathisch aus.«
»Ja, klar«, höhnte Finley. »Genauso sympathisch wie die
Sark-Typen … Bis sich einer von ihnen in eine Bestie verwandelte
und Lauren und Bethany tötete.«
»Seht ihr keine Nachrichten?«, mischte Ruby sich ein. »Es
gibt überhaupt keine Bestie.«
Ich musste mich verdammt zusammenreißen, um nicht herumzuschnellen.
Ruby verblüffte mich immer wieder. Die Information,
die die Polizei an die Presse gegeben hatte, irritierte sie hundertprozentig genauso sehr wie mich, im Augenblick
kam diese Meldung uns allerdings äußerst gelegen. Und Joelle
sprang auch sogleich darauf an.
»Genau«, sagte sie. »Es hat nie eine solche
Mörderbestie
gegeben,
da ist einfach die Fantasie mit jemandem durchgegangen,
der zu sehr an die alten Legenden glaubt. Fest steht lediglich:
Lauren ist in Meerwasser ertrunken, ebenso wie Bethany.
Beide haben kurz vorher mit jemandem geschlafen. Wer das
war, weiß bis heute niemand. Und auch bei Bethany hat es
nicht den Anschein, als wäre es mit Gewalt geschehen.«
»Sagt das dein Cousin?«, blaffte Mike sie an. »Oder hat er
sein Praktikum in der Pathologie inzwischen beendet?«
»Nein, Louie ist immer noch dort«, gab Joelle aufgebracht
zurück.
»Gut«, zischte Isaac. »Dann kannst du uns bestimmt auch
erzählen, ob sie die DNA mittlerweile verglichen haben und
es ein und derselbe Typ war, der die beiden auf dem Gewissen
hat.«
»Nein, das kann ich nicht!« Joelles dunkle Augen funkelten
vor Wut. »Und selbst wenn ich es könnte, würde ich es euch
garantiert nicht auf die Nase binden. Ihr würdet doch sowieso
nur wieder die falschen Schlüsse ziehen.«
Finley schüttelte den Kopf. »Ich glaub’s nicht«, stieß er hervor.
»Ich glaub’s einfach nicht! Und wir sind mal Freunde gewesen.
Hatten jede Menge Spaß miteinander und haben uns
alles erzählt.« Sein Blick fiel auf Olivia, dann machte er eine
wegwerfende Geste, wandte sich ab und stapfte davon.
Olivia sah ihm eine Weile nach.
»Ihr irrt euch«, sagte sie schließlich leise. »Okay, wir hatten
Spaß und wir haben einander vertraut. Das Problem war nur, dass ihr Jungs uns Mädchen bereits unter euch
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