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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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Gerät fest. Bei der Rangelei verschwand Adrians Gesicht und wurde ersetzt durch ein bewegtes, fast lebendiges Bild der Wellen zwischen ihnen. Erschrocken hielten die beiden Nixen inne. Es klickte. Fassungslos starrte Ondra auf das verwackelte, aber eindeutige Konterfei von Auras Schwanz, das jetzt das kleine Viereck ausfüllte. Sie schüttelte das Ding, aber Aura verschwand nicht. «Verdammt!», fauchte sie. «Wenn ich nur wüsste, wie das funktioniert.»
    Aura wollte sich ausschütten vor Lachen. «Wissen, wissen», spottete sie, «wozu soll das gut sein?» Als Ondra nicht antwortete, fuhr sie fort: «Du bist deinem Vater ähnlicher, als du glaubst, weißt du das? Er hat sich auch nie damit begnügt, die Gedanken der anderen zu lenken. Immer wollte er auch
verstehen.
» Sie sprach das Wort mit einer Betonung aus, die vollkommen klarmachte, für wie abwegig sie dieses Streben hielt. «Er konnte tagelang in deinem Verstand lauern wie eine Flunder auf sandigem Grund, nur um zu wissen, was du dachtest. Also wirklich.»
    «Ich mache so was nicht», schnappte Ondra, in Gedanken immer noch mehr bei dem Handy als bei dem Gespräch.
    «Nein, du nicht, du dressierst nur Möwen. Muss eine echte Herausforderung sein.»
    Ondra drückte das kleine Gerät etwas zu fest. Es glitt ihr aus der feuchten Hand und fiel ins Wasser. Obwohl sie mit einer blitzschnellen Bewegung danach griff, bekam sie es erst knapp unter der Oberfläche zu fassen. Das Bild auf dem Display verschwand. «Verdammt!»
    «Das kommt davon.» Aura räkelte sich in der Brandung.
    Ondra schüttelte das Handy. Wasser lief heraus. Es sah so tot aus, wie das bei einem elektronischen Gerät möglich war. «Falls du es wissen willst», sagte Ondra. «Mein Vater
versteht
überhaupt gar nichts. Und er interessiert sich auch für nichts. Jedenfalls für nichts, was mir wichtig ist.»
    «Du armes, armes Ding.» Der Sarkasmus in Auras Stimme wurde nur gemildert von ihrer entspannten Pose.
    «Wir sind uns kein bisschen ähnlich. Und das sagt er mir auch jedes Mal, wenn er hier ist.»
    «Na, dann ist es ja ein Glück, dass er meist in sämtlichen Weltmeeren unterwegs ist, oder?»
    «Du bist echt ein Miststück, weißt du das?»
    Aura hob den Kopf. Was sie jetzt in Ondras Gesicht sah, ließ sie für einen Moment ernst werden. Mit weicherer Stimme sagte sie: «Entschuldige. Er fehlt dir. Natürlich tut er das.» Sie strich der Freundin über den Arm, die nicht antwortete. «Er hat so große Aufgaben, Ondra, er beschützt uns alle, dafür ist er der König.» Vorsichtig nahm sie dem Mädchen das Handy ab. Sie betrachtete es mit hochgezogenen Brauen. «Und das hier würde ihm missfallen, fürchte ich.»
    Schneller, als Ondra reagieren konnte, hatte sie das Ding in hohem Bogen fortgeworfen. Es trudelte durch den blauen Himmel und versank weit draußen im tiefen Wasser.
    «Es macht dir Angst, ja? Weil es anders ist. Also weg damit.» Ondra lachte bitter. «So seid ihr alle. Aber auf den Menschen hackt ihr herum.»
    «Und was glaubst du, dass
die
sind?» Langsam wurde auch Aura wütend. «Nehmen sich, was sie wollen, und vernichten, was sie nicht brauchen, verschmutzen und verderben, was sie sehen. Überall dringen sie mit ihren Schiffen und ihren Netzen ein, und was sie entdecken, das ist als Nächstes ganz sicher vom Aussterben bedroht. Und so was ist dir also lieber, ja? Wenn dein Vater auch nur eine Ahnung von dem hätte, was du treibst, dann …»
    «Erzähl es ihm doch», schnappte Ondra. «Schwimm doch einfach hin und tratsch alles weiter. Dann wissen wir es ganz genau.» Sie sah nun wirklich wütend aus. «Oder bist du eine von denen, in deren schlammigem Geist er bereits wie eine Flunder herumfläzt, um auf dem Laufenden zu bleiben?» Ihr Zorn verflog bei dem Gedanken, sie könnte verraten worden sein. Es durfte einfach nicht sein. Aura und sie waren ziemlich verschieden. Aber sie hatte sonst niemanden. Resigniert fügte sie hinzu: «Und so was nennt sich Freundin.»
    «Heh.» Aura neigte sich vor, um ihr das schwarze Haar hinters Ohr zu streichen. Erst zuckte Ondra zurück, dann ließ sie es geschehen. «Du weißt, dass das nicht stimmt», sagte Aura leise. Eindringlich fuhr sie fort: «Aber wir müssen aufpassen, gerade jetzt, wo so ein Aufruhr herrscht bei den Zweibeinern.»
    Ondra schnaubte abfällig, aber Aura blieb bestimmt. «Stell dir vor, er wäre abgestürzt. Peng. Matsch.» Sie unterstrich ihre Worte mit einer ausdrucksvollen Geste. «Eine zweite Leiche in so

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