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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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die Verlegerin besser nicht anrufen und stattdessen einen kühlen Kopf bewahren sollen. Einer der Zwillinge versetzte ihr einen Tritt in die Rippen.
    Es war ein so merkwürdiges Gefühl. Glück. Anna gewöhnte sich allmählich daran und lernte, es auszuhalten. Aber es war so lange her. Falls sie es je erlebt hatte.
    Â»Gib sie zurück!« Belinda raste hinter Dans jüngster Tochter Lisen her, die sich kreischend hinter Anna versteckte und krampfhaft Belindas Haarbürste umklammerte.
    Â»Du darfst sie dir nicht ausleihen! Gib sie her!«
    Â»Anna …«, schmeichelte Lisen, aber Anna ließ sich nicht erweichen, sondern fasste sie an den Schultern.
    Â»Wenn du Belinda die Bürste weggenommen hast, musst du sie ihr zurückgeben.«
    Â»Siehst du!«
    Anna warf ihr einen scharfen Blick zu.
    Â»Und du musst deine kleine Schwester auch nicht durchs ganze Haus jagen!«
    Belinda zuckte mit den Schultern. »Sie ist doch selbst schuld.«
    Â»Warte, bis der kleine Bruder kommt«, rief Lisen, »der macht alle deine Sachen kaputt.«
    Â»Da ich sowieso bald ausziehe, wird er sich wohl eher auf deine Sachen stürzen.« Belinda streckte ihr die Zunge heraus.
    Â»Sag mal, bist du eigentlich achtzehn oder fünf?«, fragte Anna, konnte sich das Lachen aber trotzdem nicht verkneifen. »Wieso seid ihr euch eigentlich so sicher, dass es ein Junge wird?«
    Â»Weil Mama gesagt hat, dass man einen Sohn bekommt, wenn man so einen dicken Hintern hat wie du.«
    Â»Pscht!«, zischte Belinda, aber Lisen begriff gar nicht, wo das Problem lag. »Entschuldigung.«
    Â»Schon okay.« Anna lächelte tapfer, fühlte aber trotzdem einen kleinen Stich. Dans Exfrau war also der Meinung, ihr Hinterteil wäre zu dick. Allerdings konnten selbst solche Kommentare, an denen, wie sie zugeben musste, durchaus etwas Wahres dran war, ihrer guten Laune keinen Abbruch tun. Sie und die Kinder waren – ohne Übertreibung – ganz unten gewesen, und nun hatten sich Emma und Adrian trotz allem, was sie durchgemacht hatten, zu behüteten und ausgeglichenen Kindern entwickelt. Manchmal konnte sie es selbst kaum glauben.

W irst du dich benehmen, wenn die Gäste kommen?«
    Er nickte. Im Traum wäre ihm nicht eingefallen, sich so aufzuführen, dass Mutter sich für ihn schämen müsste. Er wollte es ihr um jeden Preis recht machen, damit sie nicht aufhörte, ihn zu lieben.
    Als es klingelte, stand Mutter abrupt auf. »Sie sind da.« Der erwartungsvolle Ton in ihrer Stimme war beunruhigend. Wenn er diesen feinen Klang hörte, der nun von den Schlafzimmerwänden widerhallte, hatte sie manchmal ein anderes Gesicht. Aber diesmal musste es nicht so sein.
    Â»Soll ich dir den Mantel abnehmen?« Unten im Flur hörte er die Stimme des Vaters und das Gemurmel der Gäste.
    Â»Geh schon, ich komme gleich nach.« Mutter winkte ihm. Ein Hauch von ihrem Parfüm wehte zu ihm herüber. Sie setzte sich an ihre Frisierkommode und überprüfte ein letztes Mal Haar und Make-up. Dabei betrachtete sie voller Bewunderung ihr Spiegelbild. Er blieb stehen und sah ihr fasziniert zu. Als ihre Blicke sich im Spiegel trafen, bildete sich eine Falte zwischen ihren Augenbrauen.
    Â»Habe ich dir nicht gesagt, du sollst runtergehen?«, herrschte sie ihn an. Er spürte, wie das Dunkle einen Moment lang seine Klauen nach ihm ausstreckte.
    Beschämt senkte er den Kopf und lief hinunter in das Stimmengewirr. Mutter sollte sich nicht für ihn schämen müssen.

D ie kalte Luft biss im Hals. Er liebte dieses Gefühl. Alle hielten ihn für verrückt, wenn er im Winter laufen ging, aber ihm waren zehn Kilometer in eisiger Kälte weitaus lieber als in der drückenden Sommerhitze. An den Wochenenden drehte er einige Extrarunden.
    Kenneth warf einen Blick auf die Armbanduhr. Sie hatte alles, was er brauchte, um seinen Trainingsplan zu optimieren. Pulsmesser, Schrittzähler, sogar die Zeiten seiner letzten Läufe waren gespeichert.
    Sein nächstes Ziel war der Stockholm-Marathon. Er hatte bereits zweimal daran teilgenommen, genau wie am Kopenhagener Marathon. Er trainierte seit zwanzig Jahren, und wenn er die Wahl gehabt hätte, wäre er gern in zwanzig oder dreißig Jahren beim Laufen tot umgefallen, denn das Gefühl, wenn sich die Füße leicht und fest zugleich über den Boden bewegen und Rhythmus und Herzschlag irgendwann eins

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