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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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gewöhnlicher Streit war. Diesmal ging ihre Wut über die üblichen Vorwürfe weit hinaus. Er wusste, dass sie ihn auf jede erdenkliche Weise kontrollierte, seine E-Mails las und sich aus vorgeschobenen Gründen bei seinen Kollegen nach ihm erkundigte, um sicherzugehen, dass er auch wirklich an seinem Arbeitsplatz war. Das war ihm vollkommen bewusst, und er hatte es akzeptiert. Doch diesmal steckte mehr dahinter.
    Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht und sich wortlos ins Bett gelegt. Aber das war sinnlos. Sanna hatte ihm etwas zu sagen und würde sich nicht davon abbringen lassen, egal, ob er nun hier unten oder oben im Schlafzimmer war.
    Â»Ist etwas passiert?« Plötzlich wurde ihm eiskalt. Hatte sie irgendetwas getan? Er wusste schließlich, wozu sie fähig war.
    Â»Heute ist ein Brief gekommen.« Endlich rührte sie sich. Sie ging in die Küche. Er nahm an, dass er ihr folgen sollte.
    Â»Ein Brief?« Christian atmete auf. Wenn es bloß das war.
    Â»Das Übliche.« Sanna warf ihm den Umschlag hin.
    Â»Wer schickt dir die eigentlich? Behaupte nicht, du wüsstest es nicht. Ich glaube dir kein Wort.« Ihre Stimme überschlug sich. »Wer ist sie? Hast du dich heute mit ihr getroffen? Warst du deshalb nicht zu erreichen? Warum tut sie das?« Fragen und Vorwürfe sprudelten nur so aus ihr heraus. Christian sank auf den Küchenstuhl am Fenster. Er würdigte den Brief in seiner Hand keines Blickes.
    Â»Ich habe keine Ahnung, Sanna.« Tief im Innern sehnte er sich fast danach, ihr alles zu erzählen. Aber er konnte es nicht.
    Â»Du lügst«, schluchzte sie. Sie senkte den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel den Rotz ab. Dann blickte sie auf. »Ich weiß, dass du lügst. Es gibt oder gab da jemanden. Ich habe hier heute alles auf den Kopf gestellt und Sachen gesucht, die mir verraten könnten, mit wem ich eigentlich verheiratet bin. Und weißt du was? Ich habe nichts gefunden. Nichts. Ich habe keine Ahnung, wer du bist!«, brüllte sie.
    Er ließ ihren Zorn über sich ergehen. Sanna hatte ja recht. Er hatte alles hinter sich gelassen, sogar sich selbst und den, der er früher gewesen war, hatte er zurückgelassen. Auch die beiden und sie . Dabei hätte er begreifen müssen, dass sie sich nicht damit abfinden würde, in Vergessenheit zu geraten. Es reichte ihr nicht, ein Teil seiner Vergangenheit zu sein. Er hätte es wissen müssen.
    Â»Sag doch was!«
    Christian zuckte zusammen. Sanna hatte sich nach vorne gebeugt und spuckte beim Schreien. Langsam hob er den Arm, um sich das Gesicht abzuwischen. Dann senkte sie die Stimme und kam ihm noch näher. Sie flüsterte fast.
    Â»Doch ich habe weitergesucht. Jeder besitzt irgendwas, wovon er sich nicht trennen kann. Und deshalb will ich von dir wissen …« Sie machte eine Pause, und er spürte, wie es unter seiner Haut vor Aufregung kribbelte. Ihre Züge drückten nun eine gewisse Befriedigung aus, das war neu und beängstigend. Er wollte nicht noch mehr hören, wollte nicht mehr mitspielen, aber Sanna steuerte gnadenlos auf ihr Ziel zu.
    Sie nahm einen Gegenstand von einem Küchenstuhl. Ihre Augen blitzten von all den Gefühlen, die sich in ihren gemeinsamen Jahren angestaut hatten.
    Â»Deshalb will ich wissen, wem das hier gehört.« Sie hielt etwas Blaues hoch.
    Christian sah sofort, worum es sich handelte. Er musste sich beherrschen, um es ihr nicht aus den Händen zu reißen. Sie hatte kein Recht, das Kleid zu berühren! Er wollte es ihr sagen, sie anschreien und ihr klarmachen, dass sie eine Grenze überschritten hatte, aber sein Mund war ausgetrocknet, und er brachte keinen Laut hervor. Er wollte nach dem blauen Stoff greifen, der sich an seiner Wange so weich anfühlte und so federleicht in seiner Hand lag, doch sie zog blitzschnell die Hand weg und hielt sie über ihren Kopf.
    Â»Wem gehört das?« Ihre Stimme war nun noch leiser, kaum hörbar. Sanna faltete das Kleid auseinander und hielt es sich vor die Brust, als wollte sie ausprobieren, ob ihr die Farbe auch stehen würde.
    Christian nahm sie überhaupt nicht wahr, sondern starrte nur das Kleid an. Er konnte nicht mit ansehen, wie es besudelt wurde. Gleichzeitig arbeitete sein Gehirn erstaunlich besonnen und effizient. Seine sorgfältig getrennten Welten drohten aufeinanderzuprallen. Die Wahrheit konnte er nicht

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