Meerjungfrau
Grund, und sie konnte ihn nur noch von einer Seite zur anderen drehen.
Er hockte sich neben die Wanne, legte die Wange auf den Rand und verfolgte ihren Kampf. Sie hätte nicht versuchen sollen, ihm seine schöne Mutter wegzunehmen. Sie hatte es verdient zu sterben. Es war nicht seine Schuld.
Nach einer Weile bewegten sich Arme und Beine nicht mehr, sondern sanken langsam nach unten. Ruhe breitete sich in ihm aus. Der Geruch war verschwunden, und er konnte wieder atmen. Alles würde werden wie immer. Sein Kopf ruhte seitlich auf dem kalten Wannenrand. Er betrachtete Alice, die nun ganz still war.
H ereinspaziert!« Verschlafen, aber komplett angezogen machte Ulf Rosander Patrik und Paula die Tür auf.
»Danke, dass wir so kurzfristig kommen durften«, sagte Paula.
»Kein Problem. Ich brauchte meinem Chef bloà zu sagen, dass ich etwas später komme. In Anbetracht der Umstände hat dafür jeder Verständnis. SchlieÃlich haben wir einen Kollegen verloren.« Er ging ins Wohnzimmer voran.
Es sah aus wie nach einem Bombeneinschlag. Ãberall lagen Spielsachen und andere Dinge herum, und Ulf musste erst einen Haufen Kinderkleidung vom Sofa räumen, bevor sie sich setzen konnten.
»Morgens vor dem Kindergarten herrscht hier immer Chaos«, entschuldigte er sich.
»Wie alt sind Ihre Kinder?«, fragte Paula. Patrik lehnte sich zurück und überlieà ihr den Anfang. Als Polizist durfte man auch die Konversation nicht unterschätzen.
»Drei und fünf.« Rosander strahlte. »Zwei Mädchen. Das ist bereits mein zweiter Wurf. Ich habe noch zwei Söhne im Alter von vierzehn und sechzehn, aber die sind im Moment bei ihrer Mutter. Sonst würde es hier noch schlimmer aussehen.«
»Wie kommen die Geschwister mit dem Altersunterschied zurecht?«, fragte Patrik dazwischen.
»Besser als erwartet. Die Jungs sind natürlich in einem Alter, in dem es immer Reibungen gibt, aber die Mädchen vergöttern ihre groÃen Brüder, und ihre Liebe wird erwidert. Sie nennen sie die Elchbrüder.«
Patrik lachte, aber Paula guckte verständnislos. »Das stammt aus einem Kinderbuch«, erklärte er. »In ein paar Jahren kennst du die auch alle in- und auswendig.«
Er wurde wieder ernst und wandte sich an Rosander. »Wie Sie wissen, haben wir Magnus gefunden.«
Rosanders Lächeln erlosch. Er strich sich mit der Hand durch das ohnehin wirre Haar.
»Wie ist er zu Tode gekommen? Ist er ins Wasser gegangen?«
Der Ausdruck war altertümlich, aber in den Ohren von Menschen, die so nah am Meer leben, klang er vertraut.
Patrik schüttelte den Kopf. »Das wissen wir noch nicht. Im Moment müssen wir erst mal herausfinden, was am Morgen vor seinem Verschwinden geschehen ist.«
»Ich weià nicht, wie ich Ihnen da helfen soll.« Rosander hob ratlos die Hände. »Er hat angerufen und gesagt, er komme ein wenig später.«
»War das ungewöhnlich?«, fragte Paula.
»Dass Magnus zu spät kam?« Rosander runzelte die Stirn. »Ja. Wenn ich es mir so recht überlege, war es das erste Mal.«
»Seit wann sind Sie gemeinsam zur Arbeit gefahren?« Diskret legte Patrik einen Spielzeug-Schlüsselbund aus Plastik zur Seite, auf den er sich versehentlich gesetzt hatte.
»Seitdem ich vor fünf Jahren bei Tanumsfönster angefangen habe. Vorher nahm Magnus den Bus. Bei der Arbeit kamen wir ins Gespräch, und da habe ich ihm angeboten, mit mir zu fahren. So konnten wir uns die Benzinkosten teilen.«
»Und in diesen fünf Jahren hat er nie angerufen und gesagt, er würde später kommen?«, wiederholte Paula.
»Nein, nie. Daran würde ich mich erinnern.«
»Wie klang er am Telefon?«, fragte Patrik. »Ruhig? Aufgeregt? Er hat nicht zufällig erwähnt, warum er sich verspätete?«
»Das hat er nicht erwähnt. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, es ist ja eine Weile her, aber er wirkte nicht ganz wie er selbst.«
»In welcher Hinsicht?« Patrik beugte sich vor.
»Aufgewühlt ist wahrscheinlich ein zu starkes Wort, aber ich hatte trotzdem den Eindruck, dass da etwas war. Ich dachte, er hätte sich vielleicht mit Cia oder den Kindern gestritten.«
»Hat Sie etwas Bestimmtes auf diesen Gedanken gebracht?« Paula warf Patrik einen Blick zu.
»Nun ja, das Gespräch dauerte etwa drei Sekunden. Magnus rief an und sagte, er würde sich verspäten
Weitere Kostenlose Bücher