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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Christian erhalten hatte? Es war doch so, wie Christian ihr selbst erzählt hatte, als sie so aufgewühlt gewesen war. Irgendein geistesgestörter Mensch hatte sich zufällig auf ihn eingeschossen, und dieser Jemand war höchstwahrscheinlich vollkommen ungefährlich.
    Sie wollte ihn fragen, warum er dann auf der Buchpremiere so heftig reagiert hatte. Glaubte er selbst, was er sagte? Doch als er offenbarte, woher das blaue Kleid stammte, blieben ihr die Fragen im Hals stecken. Seine Erzählung war entsetzlich und schnitt ihr buchstäblich ins Herz. Gleichzeitig war sie tröstlich, weil sie so viel erklärte. Und vieles verzeihlich machte.
    Außerdem relativierte sich ihr Kummer, wenn sie an Cia und das dachte, was diese im Moment durchmachte. Sie und Christian würden Magnus vermissen. Das Verhältnis zu ihm war nicht immer ungezwungen, aber doch wie selbstverständlich gewesen. Erik, Kenneth und Magnus waren zusammen aufgewachsen und hatten eine gemeinsame Geschichte. Sie kannte sie vom Sehen, hatte aber aufgrund des Altersunterschieds nie näher mit ihnen zu tun gehabt, bevor Christian dazukam und sich mit ihnen anfreundete. Natürlich hatte sie gemerkt, dass die anderen Ehefrauen sie sehr jung und vielleicht ein bisschen naiv fanden, aber sie wurde trotzdem mit offenen Armen empfangen, und im Laufe der Jahre war diese Freundschaft ein Teil ihres Lebens geworden. Besondere Anlässe feierten sie gemeinsam. Manchmal trafen sie sich am Wochenende sogar spontan zum Abendessen.
    Von den Frauen hatte sie Lisbet immer am liebsten gemocht. Sie war ruhig, auf eine stille Weise lustig und begegnete Sanna immer auf Augenhöhe. Außerdem vergötterte sie Nils und Melker. Es war ein Jammer, dass sie und Kenneth keine eigenen Kinder bekommen hatten. Sanna hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie es nicht schaffte, Lisbet zu besuchen. Weihnachten hatte sie es versucht. Sie war mit einem Weihnachtsstern und einer Schachtel Pralinen hingegangen, aber als sie Lisbet mehr tot als lebendig im Bett liegen sah, hätte sie am liebsten die Flucht ergriffen. Lisbet entging ihre Reaktion nicht. Sanna merkte ihr das an. Sie sah das Verständnis, in das sich ein Hauch von Enttäuschung mischte. Diesen enttäuschten Blick konnte sie nicht noch einmal ertragen, sie hielt es nicht aus, sich dem Tod in Menschengestalt gegenüberzusehen und so zu tun, als läge dort ihre Freundin im Bett.
    Â»Hallo! Was machst du zu Hause?« Sie blickte erstaunt auf, als Christian hereinkam und wortlos seine Jacke aufhängte.
    Â»Bist du krank? Du arbeitest doch heute bis fünf.«
    Â»Es geht mir nicht besonders«, brummte er.
    Â»Du siehst auch nicht gut aus«, murmelte sie besorgt. »Und was hast du mit deiner Stirn gemacht?«
    Er winkte ab. »Das ist nicht weiter schlimm.«
    Â»Hast du dich gekratzt?«
    Â»Hör auf. Ich kann deine Verhöre nicht ertragen.« Er holte heftig Luft und fuhr etwas ruhiger fort: »Ein Journalist war in der Bibliothek und hat mich nach Magnus und den Briefen gefragt. Ich habe das alles so satt.«
    Â»Hm. Hier haben sie auch wie die Verrückten angerufen. Was hast du ihm erzählt?«
    Â»So wenig wie möglich.« Er hielt inne. »Aber morgen steht bestimmt trotzdem etwas in der Zeitung. Die schreiben doch, was sie wollen.«
    Â»Da wird Gaby sich freuen«, erwiderte Sanna säuerlich. »Wie ist das Treffen mit ihr eigentlich gelaufen?«
    Â»Gut«, antwortete Christian einsilbig, aber sein Tonfall verriet ihr, dass das nur die halbe Wahrheit war.
    Â»Wirklich? Ich könnte es verstehen, wenn du ihr übelnähmst, dass sie dich der Presse ausgeliefert hat …«
    Â»Ich habe doch gesagt, es ist gut gelaufen«, zischte Christian. »Musst du immer alles hinterfragen, was ich sage?«
    Wieder überkam ihn die Wut. Sanna starrte ihn fassungslos an. Mit finsterem Blick kam er auf sie zu und schrie immer weiter.
    Â»Kapier endlich, dass du mich in Ruhe lassen musst! Hör auf, mir ständig nachzuspionieren und dich in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen.«
    Sie blickte in die Augen ihres Mannes, den sie nach den gemeinsamen Jahren gut hätte kennen müssen, aber die Person, die sie jetzt ansah, war ihr vollkommen fremd. Zum ersten Mal hatte Sanna Angst vor ihm.
    Als Anna auf dem Weg nach Sälvik in die Kurve hinter dem Segelklub bog, musste sie die Augen zusammenkneifen. Was Haarfarbe und

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