Meerjungfrau
Mittwochsbesuchen deutlich gezeigt, was ihr persönlich am wichtigsten war.
»Was sollen wir tun? Haben wir noch nicht alles unternommen, oder sollten wir etwas noch einmal machen? Irgendwas muss uns doch entgangen sein.«
»Magnus hat sein gesamtes Leben in Fjällbacka verbracht. Wenn es also in seiner Vergangenheit oder auch in der Gegenwart ein Geheimnis gibt, muss es hier zu finden sein. Allerdings spricht sich hier normalerweise alles herum wie ein Lauffeuer, und wir haben trotzdem nichts Negatives über ihn erfahren. Bis jetzt sehe ich nicht den geringsten Grund, warum ihm jemand hätte Schaden zufügen, geschweige denn ihn umbringen wollen.
»Er scheint ein richtiger Familienmensch gewesen zu sein. Eine gute Ehe, wohlgeratene Kinder, normaler Freundeskreis. Trotzdem ist wohl jemand mit einem Messer auf ihn losgegangen. Könnte es sich um die Tat eines Wahnsinnigen handeln? Hat sich eine psychisch kranke Person aus heiterem Himmel auf ein zufälliges Opfer gestürzt?« Paula trug die Hypothese mit wenig Enthusiasmus vor.
»Das lässt sich zwar nicht ausschlieÃen, aber ich glaube es nicht. Dagegen spricht vor allem, dass er Rosander angerufen und seine Verspätung angekündigt hat. AuÃerdem klang er anders als sonst. Irgendetwas muss an diesem Morgen passiert sein.«
»Mit anderen Worten, wir sollten uns auf die Leute konzentrieren, die ihn kannten.«
»Leichter gesagt als getan«, sagte Patrik. »Fjällbacka hat ungefähr tausend Einwohner. Jeder kennt mehr oder weniger jeden.«
»Danke, ich habe die hiesigen Gegebenheiten allmählich begriffen«, lachte Paula. Sie wohnte erst seit kurzem in der Gemeinde Tanum und musste sich noch daran gewöhnen, dass hier an die Anonymität der GroÃstadt nicht zu denken war.
»Im Prinzip hast du recht. In diesem Fall sollten wir im inneren Kreis anfangen und uns von dort aus nach auÃen vorarbeiten. Wir sprechen so bald wie möglich mit Cia. Auch mit den Kindern, wenn Cia einverstanden ist. Dann nehmen wir uns die engsten Freunde vor, Erik Lind, Kenneth Bengtsson und, nicht zu vergessen, Christian Thydell. Irgendwas an diesen Drohbriefen â¦Â«
Patrik öffnete die oberste Schreibtischschublade und holte die Klarsichthülle mit dem Brief und der Karte heraus. Er berichtete ausführlich, wie Erica sie in die Finger bekommen hatte. Paula staunte nicht schlecht. Dann las sie schweigend die furchteinflöÃenden Worte.
»Die Sache ist ernst«, murmelte sie. »Wir sollten die Schriftstücke analysieren lassen.«
»Ich weië, antwortete Patrik, »aber wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Ich habe nur so ein Gefühl, dass alles irgendwie zusammenhängen könnte.«
»Ja.« Paula stand auf. »Ich glaube auch nicht an Zufälle.« Bevor sie Patriks Zimmer verlieÃ, blieb sie stehen. »Sollen wir heute mit Christian reden?«
»Nein. Ich möchte lieber, dass wir den Rest des Tages dafür nutzen, das gesamte Material zusammenzutragen, das es über die drei gibt: Christian, Erik und Kenneth. Dann gehen wir das Ganze morgen früh gemeinsam durch und sehen, ob etwas Nützliches für uns dabei ist. AuÃerdem sollten wir uns noch einmal sorgfältig die Notizen ansehen, die wir uns während der Vernehmungen kurz nach Magnusâ Verschwinden gemacht haben, und sie mit den aktuellen Aussagen der drei Männer vergleichen. Dann fällt uns sofort auf, wenn ihre Angaben nicht mit dem übereinstimmen, was sie beim letzten Mal gesagt haben.«
»Ich gehe zu Annika. Sie ist uns bestimmt bei der Recherche behilflich.«
»Gut. Ich rufe Cia an und frage, wann ihr unser Besuch passt.«
»Hören Sie endlich auf, hier anzurufen!« Wütend legte Sanna auf. Das Telefon hatte den ganzen Tag ununterbrochen geklingelt. Journalisten auf der Suche nach Christian. Sie sagten nicht, was sie wollten, aber es war nicht schwer zu erraten. Als Magnus so kurz nach Bekanntwerden der Drohbriefe tot aufgefunden worden war, hatten sie Blut geleckt. Dabei war es völlig absurd. Die beiden Ereignisse mussten gar nichts miteinander zu tun haben. Gerüchten zufolge war Magnus zwar ermordet worden, aber das glaubte sie erst, wenn es ihr von wirklich zuverlässigen Quellen bestätigt wurde. Und selbst wenn etwas so Undenkbares wahr war â wieso sollte da ein Zusammenhang zu den Drohbriefen bestehen, die
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