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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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noch trauriger aus als sonst.
    Â»Ich müsste mal mit Christian sprechen«, antwortete Erica und hoffte, dass sie nicht gezwungen sein würde, hier draußen vor dem Haus eine Erklärung abzugeben.
    Â»Er ist nicht zu Hause.«
    Â»Wann kommt er denn?«, fragte Erica geduldig. Sie war beinahe erleichtert, dass das Treffen mit ihm ein wenig in die Ferne rückte.
    Â»Er schreibt. Im Bootshaus. Wenn du willst, kannst du hinfahren, aber du störst ihn auf eigene Verantwortung.«
    Â»In Ordnung.« Erica zögerte. »Es ist wichtig.«
    Sanna zuckte die Achseln. »Mach, was du willst. Findest du den Weg?«
    Erica nickte. Sie hatte Christian bereits einige Male in seiner kleinen Schreibhöhle besucht.
    Fünf Minuten später parkte sie vor den Bootshäusern. Christian saß und arbeitete in einem Häuschen, das sie von Sannas Familie geerbt hatten. Ihr Großvater hatte es zu einem Spottpreis erworben, und nun war es eins der wenigen, das sich noch im Besitz von Leuten befand, die das ganze Jahr hier lebten.
    Christian hatte das Auto offenbar kommen hören, denn er öffnete die Tür, bevor sie anklopfte. Erica bemerkte eine Wunde an seiner Stirn, beschloss aber, dass es nicht der richtige Moment war, ihn mit Fragen zu löchern.
    Â»Ach, du bist es«, sagte er mit genauso wenig Begeisterung wie Sanna.
    Langsam kam Erica sich wie eine Pestkranke vor. »Ich und ein paar Freunde von mir«, scherzte sie, aber Christian wirkte nicht amüsiert.
    Â»Ich arbeite.« Er machte keine Anstalten, sie ins Haus zu bitten.
    Â»Es dauert nur ein paar Minuten.«
    Â»Du weißt doch selbst, wie es ist, wenn man im Schreibfluss ist.«
    Es lief sogar noch schlechter, als Erica erwartet hatte. »Ich hatte gerade Besuch von Gaby. Sie hat mir von eurem Treffen erzählt.«
    Christians Schultern sanken herab. Er seufzte. »Ist sie deswegen den weiten Weg gekommen?«
    Â»Sie hatte in Göteborg eine Besprechung. Aber sie macht sich große Sorgen. Und sie dachte, dass ich … Können wir uns nicht drinnen unterhalten?«
    Wortlos machte Christian endlich einen Schritt zur Seite und ließ sie herein. Die Decke war so niedrig, dass Christian leicht gebückt gehen musste, aber Erica, die einen halben Kopf kleiner war als er, konnte aufrecht stehen. Er wandte ihr den Rücken zu und ging voraus in den Raum am Wasser. Der eingeschaltete Computer und die ausgebreiteten Manuskriptseiten deuteten darauf hin, dass er tatsächlich arbeitete.
    Â»Was hat sie denn gesagt?« Er setzte sich, schlug die langen Beine übereinander und verschränkte auch die Arme vor der Brust. Sein gesamter Körper signalisierte Abwehr.
    Â»Wie gesagt, sie ist besorgt. Vielleicht ist bekümmert das richtige Wort. Sie sagt, du stellst dich nicht mehr für Interviews und weitere Werbemaßnahmen zur Verfügung.«
    Â»Das stimmt.« Christian presste die Arme an den Körper.
    Â»Darf ich fragen, warum?«
    Â»Das müsstest du doch wissen«, zischte er. Erica zuckte zusammen. Er schien das zu bemerken, denn er änderte seinen Tonfall. »Du weißt, warum«, sagte er dumpf. »Ich kann nicht … seit dieses Zeug über mich in der Zeitung stand, geht es einfach nicht mehr.«
    Â»Hast du Angst, noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen? Liegt es daran? Hast du noch mehr Drohungen erhalten? Weißt du, von wem sie stammen?« Die Fragen sprudelten nur so aus ihr heraus.
    Christian schüttelte heftig den Kopf. »Ich weiß gar nichts.« Seine Stimme war wieder lauter geworden. »Rein gar nichts! Ich will nur in Ruhe arbeiten und nicht mehr …« Er wandte sich ab.
    Erica betrachtete Christian stumm. Er passte überhaupt nicht in die Umgebung. Der Gedanke war ihr bereits bei ihren wenigen Besuchen hier gekommen, und nun fiel es ihr noch stärker auf. Zwischen all den Gegenständen an der Wand, die früher zum Fischfang benutzt worden waren, wirkte er wie ein Fremdkörper. Der kleine Bootsschuppen sah wie eine Puppenstube aus, in die er mühsam seine langen Gliedmaßen gezwängt hatte. Nun steckte er darin fest. Sie warf einen Blick auf das Manuskript auf dem Tisch. Sie konnte nicht lesen, was darauf stand, schätzte aber, dass es etwa hundert Seiten waren.
    Â»Ist das dein neues Buch?« Sie wollte das Gesprächsthema, das ihn so aufgeregt hatte, nicht fallenlassen, hielt es aber für klug, ihm ein bisschen

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