Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
und der Erinnerungsfilm blieb stehen. Auf dem zitternden Bild war Meg Finn zu sehen, wie sie sich abwehrend über den verletzten alten Mann beugte.
»Aha!«, sagte Beelzebub. »Sie hat ihn beschützt. Deshalb ist sie davongekommen. Wie stehen die Chancen dafür? Ungefähr eins zu einer Million, schätze ich.«
Myishi nahm einen Taschenrechner in Scheckkartengröße heraus. »Eins zu siebenundachtzig Millionen, um genau zu sein«, korrigierte er mit öliger Stimme.
Beelzebub zählte leise bis zehn. Man musste schon die Geduld eines Heiligen haben, um diesen Klugscheißer zu ertragen. Und er war kein Heiliger. Drohend richtete er seinen Dreizack auf den Mann am Computer. »So nützt mir dieser hirnlose Klops gar nichts, und Sie genauso wenig, wenn Sie ihn nicht wieder in Gang bringen.«
Myishi grinste unbeeindruckt. »Kein Problem, Beelzebub- san. Ich werde ihm ein virtuelles Hilfshologramm installieren und ihn aufrüsten, von komatös zu … sagen wir … jagdeifrig.«
»Wie wäre es mit infernalisch?«
»Unmöglich. Nicht mit diesem Hirn. Nur sehr wenige Schädel verkraften das wirklich Böse, dazu braucht man einen starken Charakter. Dieses Exemplar hier wird nie mehr sein als ein einfacher Verbrecher.«
»Gut, dann also jagdeifrig.«
Myishis polierte Fingernägel bewegten sich mit leisem Geklacker über die Fernbedienung. »Das, zusammen mit den Hundegenen, dürfte ihn in einen regelrechten Automaten verwandeln. Haben Sie ihn erst einmal losgeschickt, wird er nicht stehen bleiben, bis der Auftrag erledigt oder sein Lebenssaft aufgebraucht ist.«
Myishi drückte auf Senden, und Belchs Körper begann zu zucken, als die Bytes durch den Gehirnspieß schossen. »Wieso eigentlich diese Eile? Was haben Sie mit dem Kerl vor?«
»Das wird mein neuer Seelenfänger«, erklärte Beelzebub mit glänzenden Augen. »Ich schicke ihn zurück, um unsere verlorene Seele zu holen.«
Myishi strich sich über das Ziegenbärtchen, eine Miniaturausgabe von dem des Teufels. »Dann sollte ich ihm besser eine kleine Vitaminspritze verpassen. Ein paar Kubikzentimeter verflüssigte Seelenreste, direkt in die Großhirnrinde. Er … es wird glatter laufen als ein frisch geölter Höllenspieß.«
»Es?«, bemerkte Beelzebub. »Sie kriegen den Hund nicht aus ihm heraus?«
»Nein, Beelzebub-san. Der Zentralserver ist zu stark beschädigt.«
»Zentralserver?« Beelzebub war überzeugt, dass Myishi diese Ausdrücke nur benutzte, um ihn zu verwirren. Womit er natürlich Recht hatte.
»Zentralserver gleich Gehirn. Das wäre ungefähr so, als wollten Sie Salz und Wasser mit einem Löffel trennen.« Myishis Stimme troff vor kaum verhohlener Herablassung.
»Wie lange dauert es, bis er einsatzbereit ist?«
Myishi zuckte lässig die Achseln. »Einen Tag, vielleicht auch zwei.«
Beelzebub hatte genug von seiner schnippischen Art. Gut, er konnte es sich nicht leisten, Myishis Seele auszulöschen, aber ein kleiner Dämpfer war durchaus drin.
Er wartete, bis sich in seinem Dreizack eine ordentliche Ladung angesammelt hatte und jagte sie Myishi in den Hintern. Der Programmierer machte einen Satz, der einem Olympiaspringer zur Ehre gereicht hätte.
»Ich brauche ihn in zwei Stunden. Wenn er dann nicht fertig ist, werden Sie richtig Bekanntschaft mit meinem Spielzeug machen.«
Myishi nickte, die Wangen aufgeblasen von unterdrückten Schmerzensschreien.
Beelzebub lächelte. Seine gute Laune war wiederhergestellt.
»Nun, freut mich, dass wir uns verstehen.«
Er wandte sich zum Gehen, sodass ihm der Saum seines schwarzen Kaftans um die Füße wehte. »Ach, und noch was.«
» Hai, Beelzebub-san?«
»Seien Sie so gut und legen Sie den Deckel zurück auf seinen Schädel, ja?«
Kapitel 4
Unwillkommene Besucher
L owrie McCalls Bein sagte Regen voraus. Zwei Jahre war es jetzt her, dass dieser Köter ein Stück aus ihm herausgebissen hatte, und das Bein war noch immer nicht in Ordnung. Was es auch nie wieder sein würde. Die Ärzte sagten, er würde für den Rest seines Lebens hinken. Lowrie lachte bitter. Für den Rest seines Lebens? Ein schlechter Witz.
Er zündete sich eine dicke, stinkende Zigarre an. Er hatte wieder angefangen zu rauchen. Warum auch nicht? Schließlich war niemand mehr da, der sich darüber beschweren konnte, und das Nikotin würde ihn bestimmt nicht umbringen.
So war es nicht immer gewesen. Alles trübe und düster. Aber jetzt … nun, jetzt lagen die Dinge anders. Er wusste genau, wann es angefangen hatte: in jener Nacht
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