Meggie (German Edition)
muss zwar um 19.00 Uhr bei einer Vorstandssitzung sein, aber vorher ist er zu Hause. Ansonsten morgen früh, da muss er ebenfalls früh aufstehen“, sagte Meggies Mutter.
Seitdem man ihn auf die Ministerliste gesetzt hatte gab er nur noch Gastrollen zu Hause. Meist kam er nur um irgendwelche Akten und vorbereitete Reden abzuholen, sah kurz nach dem Rechten und verschwand wieder.
Aber sie musste ihn um Erlaubnis fragen. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, wer July oder Helen waren, aber sie sollte fragen.
Und sie wollte ihn fragen. Sie wollte ihrer Mutter den gefallen tun. Auch wenn sie wusste, was er sagen würde. – Ach Liebes, bitte jetzt nicht, später. So lange muss es schon Zeit haben- und dann vergaß er es und im Endeffekt tat sie dann doch immer das, was sie wollte, ohne gefragt zu haben. An diesem Abend hatte Meggie Glück. Ihr Vater war zu Hause, saß wie gewöhnlich an seinem Schreibtisch und schrieb Reden für wichtige Wahlveranstaltungen.
Meggie ging in sein Arbeitszimmer.
„ Na, was gibt es?“ fragte ihr Vater ohne von seiner Arbeit aufzusehen.
„ Ich wollte dich fragen, ob ich am Wochenende nach Pittsburgh fahren kann. Mam hat schon zugesagt, wenn du nichts dagegen hast.“
„ Was gibt es denn so Wichtiges in Pittsburgh, das du dahin fahren möchtest?“
„ July und ich wollen dort eine gemeinsame Freundin besuchen, Helen Lawson.“
„ Kenne ich sie?“ fragte er.
„ Nein, du kennst sie nicht“, antwortete Meggie.
Wie sollte er sie auch kennen. Er kannte ja nicht einmal July. Nach einigem Zögern sagte er schließlich zu.
„Okay, wenn Mutter nichts dagegen hat, habe ich auch nichts dagegen. Wann wirst du wieder zu Hause sein?“
„ Sonntagabend bestimmt“, antwortete Meggie. „ Okay“, sagte er.
Meggie atmete auf. Dem Wochenende mit John stand nichts mehr im Wege. Sie musste nur noch mit July sprechen und sie auf ihre Lüge aufmerksam machen. Schließlich musste July damit einverstanden sein, dass sie für eine Ausrede missbraucht wurde.
July musste sie am Freitag abholen und sie musste sie Sonntagabend wieder nach Hause bringen, damit der Schein gewahrt wurde.
Meggie erzählte ihr es am anderen Morgen in der Schule und July war von Meggies Vorhaben nicht begeistert.
„Du weißt, ich hab das nicht so gerne, wenn ich da hineingezogen werde. Das geht meistens schief. Was ist, wenn dein Vater mich irgendwo sieht? Was soll ich dann sagen?“
„ Er sieht dich nicht. Außerdem kennt er dich nicht einmal richtig. Also was soll da schief gehen“, versuchte Meggie July zu beruhigen.
„ Aber deine Mutter kennt mich“, wandte July ein.
„ Bitte July“, flehte Meggie sie an.
„ Wen besuchen wir überhaupt in Pittsburgh?“ fragte July nach. „Helen Lawson.“
„ Helen Lawson? Helen Lawson“, wiederholte July ohne dass ihr einfiel, wer Helen Lawson überhaupt war.
„ Du weißt doch, die Rothaarige, die vor einem Jahr wegen so einem Kerl fortgegangen ist“, erklärte Meggie ihr.
Bei July fiel der Groschen nur langsam. „Ach die, jetzt weiß ich.“
„Was macht die eigentlich?“
Meggie zuckte die Schultern. „ keine Ahnung.“
„Meiner Mutter habe ich erzählt, dass sie auf einem Flughafen in Pittsburgh arbeitet“, erklärte Meggie.
„ Und sie hat es dir abgenommen?“
„ Natürlich. Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich was will.“
„ Ich verstehe nicht, warum du deinen Eltern nicht die Wahrheit sagst. Ich meine, so schlimm kann es doch gar nicht sein, wenn sie von dir und John erfahren. Gegen Jeff hätten sie doch auch nichts gehabt.“
„ Jeff“, wiederholte Meggie. „ Bei Jeff wäre es etwas anderes. Er passt zu meinem Alter und er kommt aus einer guten Familie, deren Vereinigung mit unserer Familie meinem Vater sehr gelegen kommen würde.“
„ Ich denke, John ist Geschäftsmann und kommt ebenfalls aus guten Kreisen“, wandte July ein.
„ Das schon“, gab Meggie zu. „Aber meine Eltern würden unser Zusammensein für eine Laune halten, für etwas Unnatürliches. Und sie würden alles daran setzen, uns auseinander zubringen.“
July sah schließlich ein, dass Meggie nicht anders handeln konnte.
„Wen besucht ihr eigentlich wirklich in Pittsburgh?“ fragte sie aus Neugier.
„ Johns Sohn. Er ist 25 und hat gerade sein erstes Examen bestanden. Er will Architekt werden.“
„ Na, hoffentlich hat er nichts gegen euer Zusammensein.“
„ John sagt nein, er wäre demgegenüber ziemlich aufgeschlossen.“
„ Na, dann habt
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