Meggie (German Edition)
folgte seinen Blicken, obwohl sie nicht wusste, wen sie suchen wollten. Sie hatte nur den David vom Foto in Erinnerung und dieses Foto musste mehr als zehn Jahre alt sein. Doch sie erkannte einen jungen Mann, der viel Ähnlichkeit mit dem Jungen auf dem Foto hatte. Er saß in einer Ecke und lachte ausgelassen mit einigen Mädchen, die um ihn herumstanden. Er hatte die gleichen dunklen Augen wie John und die gleichen strahlend weißen Zähne.
Meggie zupfe John am Arm und zeigte auf den jungen Mann. Johns Gesicht erhellte sich. Es war David, sein Sohn. Zusammen gingen sie zu ihm hinüber. David sah sie erst, als sie schon kurz vor ihm standen. Er umarmte John stürmisch und sagte: „ Hey, Dad, du bist schon hier?“.
„Herzlichen Glückwunsch, mein Sohn“, unterbrach John ihn. Meggie zog sich etwas zurück.
„ Wir feiern ein bisschen meinen Abschluss“, versuchte David zu entschuldigen.
„ Ein bisschen ist gut. Ich glaube, du hast ganz Pittsburgh eingeladen“, sagte John. „Soviel Menschen, wie bei dir sind, habe ich nicht einmal auf den Straßen gesehen.“
David lachte und auch sein Lachen glich dem von John.
Erst jetzt kam Meggie an die Reihe. John nahm sie in die Arme und wollte etwas zu David sagen. Aber David fiel ihm ins Wort.
„ Schon gut. Du brauchst nichts zu erklären. Willkommen.“
Meggie reichte ihm die Hand und stellte sich vor.
„Meggie O’Niell“, wiederholte er. „ich kenne einen O’Niell, der als Minister aktiv werden soll. Bist du mit ihm verwandt?“
„ Er ist mein Vater“, erklärte Meggie.
„ Oh“, brachte David erstaunt hervor. „Na ja, hat zwar nicht meine Sympathie, aber seine Tochter ist mir sehr sympathisch.“
David hatte eine ehrliche, herzliche Art. Meggies Befürchtungen, er könne etwas gegen ihre Verbindung haben, bestätigte sich nicht. Er akzeptierte es so wie es war.
Während David ihnen etwas zu essen und zu trinken besorgte, schleifte John sie in eine ruhigere Ecke der Wohnung. Hier waren sie einigermaßen ungestört. John hatte Meggies Verlegenheit und Angst die ganze Zeit gespürt.
„ Jetzt erleichtert?“ fragte er. Meggie nickte.
David servierte auf einem Tablett Hot dogs, die mittlerweile kalt waren und schleppte einige Dosen Bier heran.
Als kurze Zeit später eine von Davis Freundinnen John zum Tanzen aufforderte und John widerwillig mitging, war Meggie mit David alleine.
„ Mein alter Herr scheint noch gute Chancen zu haben“, sagte er. „Mit dir hat er ja einen Volltreffer gelandet.“
Meggie wurde verlegen, was eigentlich selten vorkam.
„Wie stehst du zu ihm?“ fragte David weiter.
„ ich liebe ihn. Es ist ein wunderschönes Gefühl mit ihm zusammen zu sein.“
„ Na-ja, meinen Segen habt ihr“, entgegnete David.
„ Und ich dachte schon, dass…“
„… .dass ich etwas gegen euch hätte“, fiel David ihr ins Wort.
„ Nein, warum denn?“
„ Wegen eurer Mutter….“ David unterbrach sie erneut.
„ Sie ist seit 2 Jahren tot. Ich habe es immer gewusst, dass er nicht allein bleibt. Nur, dass er mit jemanden ankommt, der noch so jung ist, damit habe ich nicht gerechnet. Trotzdem bin ich sehr froh darüber, dass er nicht mehr alleine ist.
Ich habe bestimmt nichts gegen euch. Da könnte euch Paul schon eher Schwierigkeiten machen. Er hatte Mutter vergöttert und er sieht alles in einem anderen Licht. Aber damit werdet ihr schon fertig werden. Er wird sich einfach daran gewöhnen müssen. Ich jedenfalls freue mich für Vater. Ich habe ihn selten so glücklich und ausgelassen gesehen.“
John kam zurück und sie unterbrachen das Gespräch. David hatte nichts gegen ihre Verbindung. Aber Paul, er würde ihnen Schwierigkeiten machen. Irgendwie spürte sie eine Angst, obwohl Meggie nicht sagen konnte, ob diese Angst mit Paul zu-tun hatte. Sie hatte vor etwas Angst, was sie nicht kannte. Und sie kannte Paul nicht.
Den lernte sie erst am späten Nachmittag kennen, als David das Diplom überreicht wurde. Sie nahm mit John an dieser Feierlichkeit teil, die aus langen Ansprachen und Reden bestand. Meggie fühlte sich sehr müde. Sie spürte die Nacht, die sie nicht geschlafen hatte. Aber die Zeit, die sie hier verbrachte, war zu schade, um zu schlafen. Sie genoss das Zusammensein mit John. Wenn sie mit ihm zusammen war, lebte sie in einer anderen Welt. Nie zuvor hatte sie die Ruhe und Zärtlichkeit gefunden, die sie jetzt bei John fand.
Die unendlichen Reden, die abgehalten wurden, verstärkten Meggies Müdigkeit. Einmal
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