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Meggie (German Edition)

Meggie (German Edition)

Titel: Meggie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hackbart
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hieß, wenn er bei der Wahl in einigen Wochen gewählt würde, konnte er endlich den Ministerposten besetzen, auf den er schon so lange gewartet hatte. Dieses Ziel hatte er schon seit vielen Jahren vor Augen.
    Ihr Vater war über diese Wende glücklich. Er machte einen zufriedenen Eindruck, schien äußerlich ruhiger zu sein, was natürlich täuschte. Innerlich war er noch angespannter und gereizter als sonst.
    In der folgenden zeit änderte sich vieles zum negativen, was die Familie betraf. Es fand eine enorme Umwandlung statt. Von nun an sollte jeder noch eindringlicher auf seinen Umgang achten und überall den bestmöglichen Eindruck machen. Jede Missachtung dieser Regel und jede Untadeligkeit würde auf ihn, den zukünftigen Minister zurückzuführen sein und ihm das Ansehen und die Stimmen von Wählern kosten. Meggie wusste nicht, ob sie sich für ihren Vater freuen sollte. Sie spürte eine negative Veränderung, über die sie nicht froh war. Dennoch spielte sie die Komödie mit. Sie hatte sich in all den Jahren viel zu sehr an dieses Komödienspiel gewöhnt, als dass sie sich dem jetzt widersetzt hätte.
    Die folgenden drei Tage bis zum Schulanfang verbrachte Meggie zum großen Teil in ihrem Zimmer. Sie lag auf dem Bett und träumte von John. Sie ging nur zu den Mahlzeiten hinunter und erzählte ihren Eltern, dass sie dringend etwas für die Schule tun müsse, um ihre Abgeschiedenheit zu erklären.
    July rief einmal am Tag an und fragte, wie es ihr ginge. Es ging ihr schlecht und nur July konnte den Grund dafür verstehen. Dennoch war ihr die Wandlung etwas fremd.
    „ Mein Gott, du warst doch sonst nicht so. Was hast du denn ausrechnet an diesem Mann gefressen?“ sagte July.
    „ Nein, sonst war es auch nicht so“, versuchte Meggie July zu erklären.
    Am ersten Schultag wartete July vor dem Eingang auf Meggie.
    „Du siehst schlecht aus“, stellte July fest und kam nicht umhin, es Meggie auf ihre Art zu sagen.
    „ Komisch, manchen sieht man ihren Kummer an und mir kann es noch so schlecht gehen, mir sieht man es nie an“, fügte July verständnislos hinzu.
    „ Ich habe John immer noch nicht erreichen können“, erklärte Meggie ihr schlechtes Aussehen.
    „ Er wird sich schon melden. Er wird ebenfalls abgereist sein. Als du nicht mehr da warst, wird es ihm auch nicht mehr gefallen haben“, erklärte July.
    „ Aber ich habe doch seine Privatnummer in New York und da meldet er sich auch nicht.“
    „ Ach komm, mach dir nichts daraus. Er wird sich schon wieder melden.“ July konnte Meggie mit ihren Äußerungen nicht beruhigen.
    Sie versuchte zwar, so wenig wie möglich an John zu denken, aber das gelang ihr nicht. Sie dachte während des Unterrichts an ihn. Im Kunstunterricht malte sie, ohne dass sie es überhaupt beabsichtigt hatte, Meer, Strand, einen blauen Himmel und einen Mann am Wasser stehend. Mrs. Brend, die Kunstlehrerin sah sie verständnislos an.
    „Ihre Träume lassen sie doch besser zu Hause“, sagte sie barsch.
    Meggie wachte wie aus einem Traum auf und sah auf das Bild. „ Entschuldigung“, stammelte sie. Die ganze Klasse lachte.
    Sie war verliebt und es war schmerzhaft, alles, was damit zusammenhing. Freude und Schmerz lagen noch nie so eng beieinander.
    Am Freitag war sie länger als geplant in der Schule gewesen. Es wurde eine weitere Stunde angehängt, in der die Schulsprecherwahl durchgeführt wurde. Wie nicht anders erwartet wurde July gewählt. Ihr Organisationstalent hatte gesiegt.
    Die Ernennung zur Schulsprecherin kam für July nicht unerwartet. Sie hatte vielmehr damit gerechnet und wäre enttäuscht gewesen, wenn es nicht so ausgegangen wäre.
    Als Meggie an diesem Tag mit July das Schulgebäude verließ, bombardierte July sie unaufhörlich mit Vorschlägen, die sie im kommenden letzten Jahr durchführen wollte. Meggie war mit ihren Gedanken woanders, aber sie tat so, als würde sie July gebannt zuhören. Sie schritten geräuschvoll die Treppen hinunter und verabschiedeten sich vor dem Eingang. Meggie ging langsam zu den Fahrradständern. Sie hatte es nicht sonderlich eilig nach Hause zu kommen. Sie schloss das Fahrradschloss auf, klemmte ihre Bücher wie gewöhnlich auf den Gepäckträger und versuchte, sie mit einem breiten Gummiband zu sichern. Plötzlich hörte sie eine Stimme hinter sich.
    „Ich würde mich freuen, wenn du mit mir Essen gehen würdest“, sagte diese Stimme.
    Meggie brauchte sich nicht umzudrehen. Sie erkannte diese Stimme auch so. es war Johns

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