Mehr als fromme Wuensche
Geschichten der Opfer gehört werden und die Schuld der Täter ausgesprochen wird. Ich wünsche mir, dass wir die Geschichten und die Schuldbekenntnissehören, bevor die Generation der Zeuginnen und Zeugen für immer verstummt.
„Und nun höre, Israel, die Gebote und Rechte, die ich euch lehre, dass ihr sie tun sollt, auf dass ihr lebet und hineinkommt und das Land einnehmt, das euch der Herr, der Gott eurer Väter, gibt. Ihr sollt nichts dazutun zu dem, was ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon tun, auf dass ihr bewahrt die Gebote des Herrn, eures Gottes, die ich euch gebiete.“ (5. Mose 4,1ff.)
Kinder brauchen Erwachsene!
B rennende Barrikaden in Paris, brennende Autos, Verletzte, Straßenkämpfe mit der Polizei. Da gärt ein Schwelbrand, der uns Angst machen kann. Junge Einwanderer, die keinen Ort gefunden haben in der Gesellschaft, Jugendliche ohne Perspektive – daraus wird eine gefährliche Saat von Gewalt. So haben wir es im Fernsehen gesehen, ganz nah.
Geht uns das was an in Deutschland? Oder ist das schlicht Sache der Franzosen, schlimm, aber die werden schon irgendwie damit fertig? Ich denke, wir sollten uns das ganz genau anschauen und zu Herzen nehmen. Jeder dritte arbeitslose Jugendliche bei uns ist ohne Schulabschluss. Jedes siebte Kind in Niedersachsen wächst in Armut auf. Das muss uns zum Handeln drängen! Immer weniger Kinder gibt es im Land, da gilt es, um jedes Kind zu kämpfen. Den Slogan „ Dieses Kind braucht Deutschland “ finde ich richtig gut. Ja, wir brauchen die Kinder in unserem Land, und die Kinder brauchen uns, und zwar alle. Wir brauchen Eltern, die sich engagieren müssen für ihre Kinder, die sie nicht vernachlässigen dürfen. Das hat die Pisa-Studie ja gerade gezeigt, dass Kinder aus armen Familien auch weniger Chancen haben, weil sie zu Hause nicht unterstützt werden.
Aber auch in den Kindertagesstätten, in den Schulen, in unseren Kirchengemeinden müssen wir für Kinder da sein. Und auch alle, die keine Kinder haben, können sich in der Nachbarschaft kümmern, bei Großelternbörsen engagieren, Mentorwerden, um zu helfen, dass Kinder lesen lernen – tolle Projekte gibt es da schon. Vorbild sein, zur Seite stehen, fördern, vernetzen, da ist noch lange nicht alles ausgeschöpft. Ich wünsche mir, dass wir uns für die benachteiligten Kinder im Land stärker engagieren, für Kinder aus Familien in Armut, für Kinder aus Zuwandererfamilien, für Kinder, die nicht genügend Unterstützung erfahren. Da können wir alle einen Beitrag leisten. Der Satz des französischen Innenministers Sarkozy, er wolle die Vorstädte mit dem „Hochdruckreiniger“ von dem „Gesindel“ befreien, ist menschenverachtend und destruktiv. So finden wir keine Lösungen! Die gibt es nur, indem wir Kinder fördern, damit sie aufrechte Menschen werden, die unser Land eines Tages mitgestalten. Nicht schlecht, eigentlich, was Jesus in der Bibel sagt: „Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen, denn solchen gehört das Himmelreich.“ (Matthäus 19,14)
Mr. Merkel
„ W o war ihr Mann?“, titelte BILD am Tag, an dem die Bundeskanzlerin eingeführt wurde. Und das schien die ganze Republik zu interessieren. Haben wir aber erstmals in der Geschichte unseres Landes eine Frau als zentrale Politikerin, hätte da der Titel nicht lauten müssen: „Erste Frau als Regierungschefin!“ Oder: „Deutschland hat eine Frau im Kanzleramt!“ Nein, da gibt es Umfragen nach dem Motto: „Was halten Sie davon, dass Professor Joachim Sauer seine Frau nicht zu ihrer Vereidigung begleitet hat?“ Oder: „Würden Sie von Ihrem Mann erwarten, dass er an Ihrer Seite stünde?“
Zum einen: Ich denke, das geht uns nichts an. Vielleicht ist es schlicht an der Zeit, dass wieder klar wird: Bei Politikerinnen und Politikern geht es zuallererst um Politik und nicht um die Farbe des Ballkleides oder die Frisur oder die Liebesbeziehung. Sie sind weder Popstars noch Schauspieler oder Sternchen, sondern sollen unser Land gestalten, Verantwortung übernehmen! Sie sind rechenschaftspflichtig und ihr Beruf ist kein „Job“ und schon gar keine unterhaltsame Angelegenheit.
Zum anderen: Auf diese Weise wird klar, dass sich etwas verändert hat. Die „Gattin“ ohne eigene Berufstätigkeit ausschließlich als „die Frau an seiner Seite“ wird seltener. In den Ehen unserer Zeit üben auch Frauen oft eine eigene Berufstätigkeit aus, stellen nicht das ganze eigene Leben auf „ihn“ ab. Wahrscheinlich
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