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Mehr als fromme Wuensche

Mehr als fromme Wuensche

Titel: Mehr als fromme Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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darüber nach, dass sie damit auch Verantwortung übernehmen – für lange Zeit? Ein Tier ist kein Weihnachtsgeschenk, das nachher vielleicht in der Ecke liegt, ein Tier ist angewiesen auf Versorgung.
    Als unser Golden Retriever mit zwölfeinhalb Jahren starb, hat die ganze Familie getrauert. Wir haben über ein Jahr lang gezögert, ob wir wieder einen Hund anschaffen sollten, denn ein Hund braucht Zeit, Zuwendung und tägliche Spaziergänge. Schließlich sind wir ins Tierheim gefahren. Ich war sehr skeptisch: Ist es nicht besser, mit einem Welpen anzufangen, den man selbst erziehen und prägen kann? Im Tierheim fiel mir ein großer schwarzer Mischling aus Schäferhund und Huskie auf, der sich durch das Gitter anlehnte. Ein echter Lastrami, eine Landstraßenmischung. Auch er war angebunden an einen Laternenpfahl gefunden worden. Für ihn haben wir uns entschieden.
    Gut fand ich, dass im Tierheim sehr klar nachgefragt wurde: Wissen Sie, welche Verantwortung Sie übernehmen? Sind alleFamilienmitglieder einverstanden? Als ich ihn zwei Tage später mit nach Hause nahm, war mir etwas mulmig: so ein großes Tier! Aber Ole war offensichtlich einfach froh, wieder in einer Wohnung zu sein. Er hat einmal durchgeschnüffelt und sich dann zufrieden hingelegt. Das ist jetzt gut zwei Jahre her. Inzwischen ist er Teil der Familie und lässt sich bei mancher Sitzung auch nicht von seinem Lieblingsplatz in der Bischofskanzlei vertreiben. Ich möchte ihn nicht mehr missen und gehe brav jeden Morgen um halb sieben eine Runde mit ihm, die anderen Spaziergänge werden in der Familie aufgeteilt. Mein Joggen um den Maschsee verlangsamt er deutlich durch sein ständiges Schnuppern.
    Drei Monate, nachdem Ole hier eingezogen war, kam ein Mann vom Tierschutzverein, um zu überprüfen, ob alles okay ist. Das ist ein tolles Engagement, finde ich. Tierschutz geht uns alle an. Auch Tiere sind Geschöpfe Gottes, da ist Achtsamkeit gefragt.

    „Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt’s ohne Zahl, große und kleine Tiere. Dort ziehen Schiffe dahin; da sind große Fische, die du gemacht hast, damit zu spielen.
    Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub. Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.“ (Psalm 104,25ff.)

Weibsbilder
    W er eine Buchauflage steigern will, muss Aufmerksamkeit erregen. Da kommt zum Erscheinen des Buches von Günther Grass etwa die Beichte gerade recht, er sei in der Waffen-SS gewesen. Und Eva Hermann erklärt, es sei von der Natur so gedacht, dass Frauen Kinder und Haushalt versorgen. Wie bitte? Welche Natur? Die Natur hat uns Hände mitgegeben zum Arbeiten und einen Verstand zum Denken. Fast alle Frauen auf der Welt müssen arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In Afrika sorgen Frauen für 80 Prozent der Nahrung. Da geht es um harte, mühsame Feldarbeit. Ja, glaubt Frau Hermann, die Frauen schuften alle aus Spaß?
    Auch in Deutschland sind Frauenarbeitsplätze in der Regel nicht so abwechslungsreich wie der einer Tagesschausprecherin. Die meisten Frauen arbeiten nicht aus Eitelkeit oder weil sie das besonders schick finden, sondern weil das Einkommen notwendig ist, auch um Kinder zu versorgen. Und wenn es zu einer Scheidung kommt, dann wird das für eine Ehefrau bitter, die sich ganz dem Mann und den Kindern gewidmet hat. Sie kann ganz schnell abstürzen ins soziale Abseits, weil die Unterhaltszahlungen ihren Lebensstandard kaum sichern und sie nach Jahren ohne Berufstätigkeit auf dem Arbeitsmarkt nahezu chancenlos ist. Da habe ich zum Beispiel bei mancher engagierten Pfarrfrau, die sich über Jahre an der Seite ihres Mannes engagiert hat, ein bitteres, ja brutales Erwachen miterleben müssen.
    Viele Frauen haben keinen Ehemann an der Seite, der soviel verdient, dass sie ganz zu Hause bleiben können, das ist für die meisten Familien Luxus. Und viele haben gar keinen Ehemann an der Seite, das höchste Armutsrisiko in unserem Land haben alleinerziehende Mütter.
    In Frankreich sind 70 Prozent der Mütter berufstätig und die jungen Franzosen sind wahrhaftig nicht alle

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