Mehr als nur ein sinnlicher Traum?
die Hand auf den Bauch. Vermutlich an dem Tag in der Aquarienwelt, als Heath ihr den Ring geschenkt hatte.
Als die Schlafzimmertür aufgerissen wurde, schreckte Amy hoch. Eilig kam Megan herein.
„Wie geht es dir heute, Süße?“
„Wundervoll“, strahlte Amy. „Gerade war Dr. Shortt hier und hat mir versichert, dass dem Baby nichts passiert ist. Ich bin so froh!“
„Oh, Gott sei Dank“, sagte Megan und umarmte sie. „Das freut mich sehr. Wann soll das Baby kommen?“
„Ende Juni.“ Im neuseeländischen Winter. Amy konnte einfach nicht aufhören, ihren Bauch zu streicheln.
„Wir müssen unbedingt einkaufen gehen“, sagte Megan voller Vorfreude. „Ich habe noch nie Umstandskleidung oder Babysachen gekauft.“
Etwas unsicher lachte Amy. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich bin froh, dass du mir hilfst. Weißt du, mein ganzes Leben habe ich mir eine Schwester gewünscht. Und eine Schwägerin zu haben, ist zumindest so ähnlich.“
„Mir geht es genauso. Obwohl ich – ob du es glaubst oder nicht – auch an meinen Brüdern sehr hänge.“
Auch das konnte sich Amy nur zu gut vorstellen. Immer nach Besuchen auf Saxon’s Folly hatte sie bedauert, keine Geschwister zu haben.
„Jetzt gehörst du zu uns, Schwesterherz. Wir alle freuen uns für dich und Heath. Er ist ja so glücklich.“
Verblüfft fragte Amy: „Heath ist glücklich?“
„Er schwebt auf Wolke sieben. Er ist ja so verliebt in dich. Finde ich süß.“
Heath in sie verliebt? Was redete Megan da?
„Pscht“, machte Megan und legte den Finger auf den Mund. „Sag meinem Bruder bloß nicht, dass ich das Wort ‚süß‘ in Bezug auf ihn verwendet habe. Er würde mir den Hals umdrehen. Irgendwie hängt er immer noch an seinem alten Draufgängerimage.“ Sie ging zur Frisierkommode und tupfte sich etwas von Heath’ Rasierwasser hinter die Ohren. „Als er uns gesagt hat, dass ihr beide heiraten wollt, konnten wir es kaum glauben.“
Gespannt wartete Amy.
„Mutter machte sich Sorgen – bis Heath ihr versicherte, dass er dich aus Liebe heiraten will.“
Heath liebte sie!
Danach plauderte Megan noch über alles Mögliche, aber Amy hörte kaum zu.
Als sie wieder allein war, blickte sie starr zur Zimmerdecke – während ihre Gedanken sich schier überschlugen.
Das, was Megan gesagt hatte, warf ein völlig neues Licht auf Heath’ Verhalten. Seine Aufmerksamkeit auf Mataora … Seine Besorgnis und Fürsorge während ihrer Krankheit … Und wie er sie oft anlächelte … Das Glitzern seiner Augen …
Weil er sie liebte!
Plötzlich erschien ihr die Zukunft in viel freundlicheren Farben.
Als kurz darauf die Tür aufging und Heath hereinkam, lächelte sie ihm erfreut und zärtlich zu.
Nachdem er sie eingehend gemustert hatte, sagte er fröhlich: „Du siehst besser aus. Wie wäre es, wenn ich dich hinunter ins Wohnzimmer trage? Ich mache die Glastüren auf und lasse Licht und frische Luft herein.“
„Gute Idee. Aber ich kann selbst laufen.“
„Brauchst du nicht“, widersprach er und hob sie hoch. Mit einem Seufzen fügte sich Amy, kuschelte sich an seine Brust und genoss seinen männlichen Duft.
Im Wohnzimmer ließ er sie auf eines der bequemen Sofas mit Samtbezug sinken und öffnete die Glastüren. Auf die kostbaren Teppiche schien golden das Licht der Sommersonne.
„Warte, ich hole dir eine Decke.“
„Danke, das ist wirklich nicht nötig.“
Doch trotz ihres Protestes verschwand er im Flur, wo sie ihn im Schrank etwas suchen hörte.
Allmählich begriff Amy, wie verantwortungsbewusst Heath in Wahrheit war – und dass er sie nie im Stich lassen würde. Ihr Vater hatte mit seiner Einschätzung völlig recht gehabt: Heath war immer da, wo er gebraucht wurde.
Komisch, dass ihr das bisher nicht aufgefallen war.
Einmal hatte Heath halb im Scherz gesagt, dass ihre Wahl auch auf ihn hätte fallen können – eine Vorstellung, die sie sofort von sich gewiesen hatte. Doch nach und nach kam ihr der Verdacht, dass sie sich, vielleicht weil sie noch so jung gewesen war, den Falschen der Saxonbrüder ausgesucht hatte …
An Roland hatte sie vor allem sein weltmännisches Auftreten beeindruckt. Und es war ein herrliches Gefühl gewesen, verliebt zu sein. Heath dagegen hatte damals wirklich nicht den besten Ruf gehabt. Auf jeden Fall hatte er nicht in ihre Jungmädchenträume von einem Märchenprinzen und einer Hochzeit in Weiß gepasst.
Auch wenn er ihr nicht zu der Art Hochzeit verholfen hatte, von der sie damals
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