Mehr als nur Traeume
den Klauen eines Alptraumes. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Nicholas«, flüsterte sie; doch er reagierte nicht darauf, sondern fuhr fort, um sich zu schlagen. Sie rüttelte ihn an der Schulter; aber er wollte nicht aufwachen.
Sie setzte sich auf den Bettrand und beugte sich über ihn: »Nicholas, wachen Sie auf. Sie haben einen Alptraum.«
Sogleich griff er mit seinen starken Armen nach ihr und zog sie an sich.
»Lassen Sie mich los!« sagte sie und wehrte sich gegen seinen Griff; aber er gab sie nicht frei. Statt dessen hörte er auf, sich zu wälzen und um sich zu schlagen und schien vollkommen damit zufrieden zu sein, sie an seinem Körper zu spüren.
Dougless bot ihre ganze Kraft auf, um sich aus seiner Umarmung zu befreien, und schlüpfte hinüber in ihr eigenes Bett. Kaum befand sie sich unter ihrer Zudecke, als er wieder zu stöhnen und um sich zu schlagen begann. Sie verließ ihr Bett und stellte sich neben dem seinen auf. »Nicholas, Sie müssen aufwachen«, sagte sie laut; aber das hatte keine Wirkung auf ihn.
Sich seufzend in ihr Schicksal ergebend, hob sie seine Decke an und legte sich neben ihn. Sofort griff er nach ihr wie ein verschrecktes Kind nach einer Puppe und beruhigte sich sofort. Dougless sagte sich, daß sie eine perfekte Märtyrerin sei, daß sie das nur für ihn tat; aber irgendwo in ihrem Inneren wußte sie, daß sie genauso einsam und verschreckt war, wie er es zu sein schien. Sie legte ihre Wange in die Höhlung seiner warmen Schulter und schlief ein.
Sie erwachte noch vor Anbruch der Dämmerung, lächelte, bevor sie die Augen aufschlug, als sie Nicholas’ großen warmen Körper an ihrer Haut spürte. Sie fühlte sich dazu gedrängt, sich in seinen Armen umzudrehen und seine warme Haut zu küssen.
Aber dann öffnete sie rasch die Augen, schlüpfte leise aus seinem Bett und hinüber in das ihre. Dort lag sie dann allein, betrachtete ihn, wie er friedlich schlief, die schwarzen Locken auf dem weißen Kopfkissen. War er ihr eigener Ritter in schimmernder Rüstung? Würde er letztendlich sein Gedächtnis wiederfinden und sich daran erinnern, daß er irgendwo in England ein Heim hatte? Würde er vielleicht verlangen, daß sie dieses Heim mit ihm teilte? Was wäre, wenn sie zwischen Robert und diesem Mann zu wählen hätte?
Sie kam sich nun ein bißchen wie ein Kobold vor, als sie aus dem Bett stieg, auf Zehenspitzen zu der Tüte ging, in der das Tonbandgerät lag, und die Kassette mit den Stones herausnahm. Sie legte den Recorder neben Nicholas’ Kopf auf das Kissen, legte das Tonband ein, drehte am Lautstärkenregler und schaltete dann das Gerät ein.
Nicholas setzte sich wie der Blitz kerzengerade auf, als ihm die Melodie von »Can’t Get No Satisfaction« ins Ohr dröhnte. Lachend über das Gesicht, das er machte, schaltete Dougless das Gerät wieder ab, ehe sie damit die anderen Pensionsgäste aufweckte.
Nicholas saß mit weit aufgesperrten Augen da, als habe er einen Schock erlitten. »Was für ein Chaos war das?«
»Musik«, sagte Dougless und lachte, aber als dieser schockierte Ausdruck sich nicht aus seinem Gesicht verlor, setzte sie hinzu: »Es war nur ein Scherz. Es ist Zeit zum Aufstehen.«
Er sah sie an, sagte aber nichts, und Dougless hörte auf zu lächeln. Sie vermutete, daß elizabethanische Männer solche Scherze nicht mochten. Oder vielmehr Männer, die glaubten, Zeitgenossen von Königin Elizabeth I. zu sein, korrigierte sie sich.
Es war zwanzig Minuten später, daß Dougless würgend und spuckend aus dem Badezimmer herauskam. »Sie haben mir Shampoo auf die Zahnbürste geschmiert!«
»Ich, Madam?« erwiderte Nicholas mit unschuldigem Gesicht.
»Sie . . .!« sagte sie und schleuderte ein Kopfkissen nach ihm. »Das werde ich Ihnen heimzahlen!«
»Noch mehr von Eurer Musik in der Morgendämmerung?« sagte er, ihr Kissen abwehrend.
Dougless lachte. »Schön. Ich schätze, ich habe das verdient. Sind Sie soweit, daß wir frühstücken können?«
Beim Frühstück teilte Dougless ihm mit, daß sie für ihn einen Termin mit einem Zahnarzt vereinbart habe, und als er das Gesicht verzog, maß sie dem keine Bedeutung bei. Jeder verzog das Gesicht bei dem Gedanken an einen Zahnarzt. Während sie aßen, entlockte sie ihm noch die Namen anderer Besitztümer, die er neben Thornwyck besaß, damit sie in der öffentlichen Bibliothek nachforschen konnte, was aus ihnen geworden war und ob einige davon ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich waren.
Er war
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