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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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schob sich so heftig an ihr vorbei, daß sie gegen die Gartenmauer taumelte, und sie sah ihm mit schwerem Herzen nach, als er wütend den Pfad hinunterlief. Wie sollte sie in diesem Jahrhundert etwas erreichen, wenn er ihr nicht einmal zuhören wollte? Was konnte sie dagegen tun, daß er nicht einmal zehn Minuten in ihrer Gesellschaft verbringen wollte? Was konnte sie dagegen unternehmen? Ihn mit dem Lasso einfangen? Richtig, dachte sie, fessle ihn und erzähle ihm, daß du aus der Zukunft stammst und in seine Zeit zurückgekommen bist, um seinen Hals zu retten - buchstäblich. »Und ich bin sicher, daß er mir glauben wird«, flüsterte sie.
    Honoria kam nun mit einem Schreibbrett und Federn, die sie geschickt anspitzte, Tinte und drei Blatt Papier in den Garten zurück. Sie bat Dougless, die Musik niederzuschreiben, während sie die Noten Vorspielen wollte.
    Ihre Meinung von Dougless’ Bildungstand sank noch weiter, als sie hörte, daß Dougless weder Noten schreiben noch lesen konnte.
    »Was ist ein Batlet?« fragte Dougless.
    »Ein Schlagholz, mit dem man den Staub aus den Kleidern klopft«, antwortete Honoria, die Dougless’ Lieder zu Papier brachte.
    »Schäkert - äh - schäkert Nicholas hier mit allen Frauen?«
    Honoria hörte zu spielen auf und blickte Dougless an.
    »Ihr solltet Euer Herz nicht an Sir Nicholas verlieren.
    Eine Frau sollte nur Gott ihr Herz schenken. Die Menschen sterben, Gott jedoch nicht.«
    Dougless seufzte. »Richtig; aber solange wir leben, können wir uns das Leben lebenswert machen oder auch nicht.« Dougless wollte noch mehr zu diesem Thema sagen, aber in diesem Moment blickte sie hoch, sah jemand auf der Terrasse stehen, und dieser Kopf erinnerte sie . ..
    »Wer ist dieses Mädchen dort?« fragte Dougless, zur Terrasse hindeutend.
    »Sie soll Lord Christopher heiraten, sobald sie im heiratsfähigen Alter ist. Wenn sie so lange lebt. Sie ist ein kränkliches Kind und verläßt nur selten das Haus.«
    Aus dieser Entfernung sah das Mädchen Gloria verblüffend ähnlich - genauso dick, der gleiche Schmollmund. Dougless erinnerte sich daran, daß Lee zu ihr gesagt hatte, Nicholas’ ältester Bruder sollte eine französische Erbtochter heiraten, und aus diesem Grund hätte er Letticens Heiratsangebot ausgeschlagen.
    »Soso. Nicholas ist Lettice versprochen, und Christopher ist mit einem Kind verlobt«, sagte Dougless. »Wenn dieses Kind nun stürbe - würde Kit dann erwägen, Lettice zu heiraten?«
    Honoria war entsetzt über die respektlose Weise, mit der Dougless die Angehörigen des Hochadels beim Vornamen nannte. In ihrem Land mußten ganz andere Sitten herrschen als hier. »Lord Christopher ist Erbe einer Grafschaft und mit der Königin verwandt. Lady Lettice nimmt nicht einen so hohen Rang ein.«
    »Aber Nicholas.«
    »Sir Nicholas ist ein jüngerer Sohn. Er erbt weder den Besitz noch den Titel. Für ihn ist Lady Lettice eine gute Partie. Sie ist zwar ebenfalls mit der Königin verwandt, aber nur entfernt. Ihre Mitgift ist nicht sehr groß.«
    »Wenn Lettice nun Nicholas heiraten und Christopher etwas zustoßen würde, wäre Nicholas der Graf und würde den Besitz übernehmen, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte Honoria und hörte auf zu schreiben. Sie sah hinauf zur Terrasse, wo das dicke, kränkliche Mädchen sich gerade umdrehte und wieder ins Haus zurückging. »Sir Nicholas würde an die Stelle von Lord Christopher treten, richtig«, sagte sie nachdenklich.

14
    Als Dougless an diesem Abend neben Honoria in das Pfostenbett stieg, war sie restlos erschöpft. Kein Wunder, daß sie so wenig dicke Menschen gesehen hatte und die Frauen so winzige Taillen hatten. Wenn eine Frau mit so einem Stahlkorsett ständig in Bewegung sein mußte, hatte das Fett keine Chance, sich in ihrem Gewebe festzusetzen.
    Sie hatte mit Honoria den Garten verlassen, um an der Vesper in der kleinen Kapelle im Erdgeschoß des Hauses teilzunehmen. Sie hatten einem prächtig gekleideten Geistlichen zugehört, der eine lateinische Messe sang, und dabei eine beträchtliche Zeit auf ihren Knien verbracht. Dougless sah sich alsbald in ihrer Andacht gestört, weil sie förmlich geblendet war von der Pracht der Gewänder der hier versammelten Männer und Frauen - Seide, Satin, Pelzwerk, Juwelen.
    In dieser Kapelle konnte sie auch zum erstenmal einen Blick auf Christopher werfen. Er sah Nicholas ähnlich, war nur nicht so jung und so hübsch wie er. Eine ruhige Kraft ging von ihm aus, die ihre Wirkung auf Dougless

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