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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nicht verfehlte. Er sah zu ihr herüber, und sein Blick verriet ein so großes Interesse, daß sie errötend die Augen senkte. Sie wußte nicht, daß Nicholas sie beide beobachtete und die Stirn runzelte.
    Nach dem Gottesdienst fand das Abendessen statt, das Dougless im Audienzsaal zusammen mit Lady Margaret, Honoria und noch vier Damen einnahm. Es gab eine Fleischsuppe mit Gemüseeinlagen, ein ekelhaft bitteres Bier und Kaninchenbraten. Ein Mann - Honoria bezeichnete ihn als Butler - hackte zuerst mit einem Messer die Holzkohlenasche von der Brotkruste, ehe er den Laib aufschnitt und servierte. Das erklärte die Löcher in dem Brot, das Dougless am Nachmittag gegessen hatte.
    Die anderen vier Damen, erfuhr Dougless von Honoria, waren Lady Margarets adelige Kammerfrauen. Soweit Dougless das beurteilen konnte, hatte jeder im Haushalt einen besonderen Rang, und Diener hatten Diener, welche wiederum selbst Diener hatten. Und zu Dougless’ Überraschung hatten sie alle geregelte Arbeitszeiten. Ihre Kenntnisse von Dienstboten stammten aus Büchern über die Viktorianische Zeit, wo Hausangestellte vom frühen Morgen bis zum späten Abend schuften mußten; aber wie sie jetzt auf ihre Fragen hin von Honoria erfuhr, gab es viele Dienstboten im Haushalt der Staffords, die nie länger als sechs Stunden hintereinander arbeiteten.
    Beim Abendessen wurde Dougless den Kammerfrauen vorgestellt, die sich nun eifrig nach Lanconia und ihrem Onkel, dem König von Lanconia, erkundigten. Dougless errötete und gab einsilbige Antworten, worauf sie die Damen rasch von diesem Thema abzulenken suchte, indem sie diese nach ihren Kleidern ausfragte. Sie erhielt ein paar faszinierende Auskünfte über den spanischen Kleiderstil und über die französische, englische und italienische Mode. Dougless war so angetan von allem, was sie hörte, daß sie sogar daran dachte, sich selbst ein Kleid im italienischen Stil zuzulegen, das kein Drahtgestell unter den Röcken hatte, sondern eine sogenannte Steißrolle.
    Nach dem Abendessen räumten die Diener die Tische weg, und Lady Margaret verlange jetzt Dougless’ Lieder zu hören. Das Ergebnis war ein sehr lebhafter und lustiger Abend. Da es kein Fernsehen gab und auch noch niemand -außer Dougless natürlich - in seinem Leben eine professionelle Darbietung erlebt hatte, scheute sich auch keiner davor, sich im Tanzen und Singen zu produzieren. Dougless hatte es bisher noch nie gewagt, auch nur laut zu singen, weil sie wußte, wie schrecklich sich das anhören mußte im Vergleich zu den Interpreten im Radio und auf Schallplatten, aber noch bevor dieser Abend zu Ende ging, sang sie zu ihrem Erstaunen sogar Solopartien.
    Christopher stieß zu den Frauen, und Honoria legte ihm die Noten von »They Call the Wind Mariah« vor, die er anschließend auf der Laute spielte. Jeder der Anwesenden schien mindestens ein Instrument zu beherrschen, und alsbald bildete Lady Margaret mit ihren Kammerzofen ein kleines Orchester, das die Melodien, die Dougless ihnen aus der Neuzeit mitgebracht hatte, auf eigenartig geformten, seltsam klingenden Instrumenten spielten. Da gab es eine Art von Gitarre, die jedoch wie eine Geige aussah; eine Violine mit drei Saiten; ein winziges Piano; eine mächtige Laute und eine Reihe von Flöten und Hörnern.
    Dougless fühlte sich zu Kit hingezogen. Er war Nicholas so ähnlich - dem Nicholas, den sie im zwanzigsten Jahrhundert gekannt hatte, nicht diesem Nicholas, der die Frauen wechselte wie Männer im zwanzigsten Jahrhundert die Hemden. Dougless sang »Get Me to the Church on Time«, und Kit griff die Melodie rasch auf und begleitete sie auf der Laute. Und schon sangen sie alle die lustige Melodie im Chor.
    Einmal sah sie Nicholas unter der Tür stehen und finstere Blicke durch den Raum schicken. Er weigerte sich, das Zimmer zu betreten, als Lady Margaret ihn mit einer Handbewegung dazu aufforderte.
    Es war erst neun Uhr abends, als Lady Margaret sagte, daß es Zeit wäre, die Versammlung aufzuheben. Kit küßte Dougless die Hand, und sie lächelte ihm zu und folgte dann Honoria in ihr gemeinsames Zimmer.
    Eine Zofe - Honorias Zofe - kam herein, um den Damen beim Auskleiden zu helfen. Dougless machte ein paar herrliche tiefe Atemzüge, und angetan mit dem langen Leinenhemd, das sie unter ihrem Kleid getragen hatte, und einer kleinen Kappe als Schutz für ihre Frisur, stieg sie ins Bett. Die Bezüge waren aus Leinen, kratzten und waren nicht allzu sauber; aber die Matratze war mit

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