Mehr Sex weniger Abwasch
Anreize adäquat einzusetzen, kann nicht oft genug betont werden. Sie nämlich machen den Unterschied zwischen einem wirtschaftlich nutzbringenden AIG oder einem AIG aus, das die USA wirtschaftlich und finanziell ausbluten lässt; sie machen den Unterschied zwischen einem Fettwanst und einem Hungerhaken und zwischen einer Sexflaute und unbändiger Lust im Bett. Anreize können eine Person zu einem bestimmten Verhalten bewegen – bestimmt auch Ihren Partner, ab und zu das Bett zu machen.
Fallstudie 1
Die Akteure: Jenny und Thorold
Wenn es eine Sache gab, die Jenny (eine der Autorinnen dieses Buches) bezüglich ihres Mannes wusste, dann die, dass er es hasste, wenn man ihm sagte, was er zu tun habe. Man bitte ihn, sein » Wochenend -T-Shirt« alle halbe Jahre mal zu wechseln … und man erlebe ihn Woche für Woche in demselben alten Fetzen, auf dem das Bild eines grinsenden Hühnchens prangt. Man bestehe darauf, dass er die 13 Buddhas, vier unidentifizierbare Holzdinger und diese unselig dreinblickende Gorilla-Schnitzfigur vom Kaminsims entfernt … und kann sicher sein, dass alles bis zum Sankt-Nimmerleinstag so stehen bleiben wird. Man erinnere ihn zum x-ten Mal daran, dass der allerletzte Termin für die Steuererklärung in drei Tagen sei … und man sieht ihn zum Hörer greifen, um einen nochmaligen Aufschub zu beantragen.
Es gab eine Zeit – in einer frühen Phase ihrer Partnerschaft –, da liebte Jenny diese Seite an Thorold. » Das ist toll, er lässt sich nichts vorschreiben«, hatte sie damals gedacht. Und nun hatte sie ihn, diesen Mann, der machte, was und wie es ihm gefiel. Sein Wesen war voller Widersprüche: Auf der einen Seite hatte er einen picobello gepflegten Blumengarten, in den er sich gerne zurückzog. Auf der anderen Seite sah es im Bad immer aus wie in einem Saustall, und ein Badezimmer putzt sich schließlich nicht von alleine. Jenny, die nach dem Abendessen gerne sofort den Abwasch erledigt, um es sich danach bei einem Hitchcock-Film gemütlich zu machen, weiß, dass Thorold es genau anders herum macht: Fernsehen, spazieren gehen, neueste Nachrichten abrufen … und dann kommt der Abwasch.
» Dem Abwasch ist es doch egal, wann er erledigt wird«, hielt er ihr entgegen.
Dabei schien anfangs alles so romantisch zu sein.
Nachdem sie zusammengezogen waren, hatte Jenny nichts zu meckern. Im Umgang mit den lästigen Alltäglichkeiten (wie Putzen, Steuern, Schimmel) hatten die beiden zwar eine diametral entgegengesetzte Art. Aber wen juckte das schon?
» Ich hatte einen Mann gefunden, der mich morgens weckt, um mit mir den Sonnenaufgang zu sehen, der eine Woche lang von Buttertee leben kann, und der mich zum Lachen bringt«, sagte Jenny. » Seine mangelnden Fähigkeiten beim Putzen störten mich da herzlich wenig.«
Dann heirateten sie, und Thorolds charmanter, antiautoritärer Charakterzug wandelte sich bald zu einer Art Anti-Jenny-Programm, nach dem Motto » Ich will nicht das, was meine Frau will.«
Überfordert mit einem Säugling, ihrem Buchprojekt, der plötzlich viel zu engen Wohnung und ihrer bevorstehenden Rückkehr in einen Vollzeitjob, spürte Jenny, wie Thorolds » Art« ihre Geduld mehr und mehr strapazierte. Sie begann, ihn mehr in die Pflicht zu nehmen und Forderungen zu stellen. Und diese Forderungen klangen immer mehr nach » Nörgelei« – ein Begriff, den sie bis dahin nie und nimmer auf sich bezogen hätte. Könnte er vielleicht hin und wieder den Müll rausbringen? Oder ab und zu den Windeleimer leeren? Oder einmal sein Glas spülen? Und was fiel ihm eigentlich ein, morgens quietschfidel aufzuwachen und sie zu fragen, ob sie gut geschlafen hätte? Als hätte er die Nacht nicht neben ihr verbracht, während der sie viermal aufgestanden war, um das Baby zu füttern?
Thorold fand seine so veränderte Frau alles andere als toll. Wie konnte es sein, dass er vor nicht allzu langer Zeit nichts falsch machen konnte, und sie ihm nun den Tag vergällte, kaum dass er morgens die Augen aufschlug.
» Ich wusste, dass sie Stress hatte, aber ich hatte keine Ahnung, wieso sie das ausgerechnet an mir ausließ«, sagte er.
Er versuchte, diplomatisch zu sein, wies immer wieder darauf hin, dass sie beide doch nur ihr Bestes taten. Jenny stimmte ihm bei, war aber keine Minute später wieder wütend auf ihn.
Thorold reagierte völlig natürlich: Er begann sich zurückzuziehen. Und das machte Jenny nur noch wütender. Aber auch traurig. Denn tief in ihrem Innern hasste sie die Person,
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