Mehr Sex weniger Abwasch
erledigten Wäsche« nach Hause kam, versuchte Jenny, das Gelernte umzusetzen und erwähnte die Wäsche mit keinem Wort. Stattdessen fragte sie ihn beim Abendessen nach seinem Tag und erzählte ihm von ihrem. Nein, sagte sie sich immer wieder, er hat die Wäsche nicht vergessen – er wird sie schon noch erledigen. Sie kanalisierte all ihre Energie in dieses Vertrauen – weg von ihrer Wut. Ruhig zu bleiben fiel ihr nicht leicht, denn Jenny ist von Natur aus ungeduldig. Doch sie wusste, dass ihr mangelndes Vertrauen in ihren Mann seinen Verdruss nur verstärkte, was wiederum ihre Wut steigerte. Um diesen Kreis zu durchbrechen, musste sie Vertrauen in ihn setzen – und es in dem Augenblick, da er sie enttäuschte, nicht gleich wieder zerbröseln lassen.
» Natürlich wollte er mir alles recht machen«, sagte Jenny. » Aber ich habe ihm ja gar keine Chance gelassen.«
Nach dem Abendessen warf Thorold seine Socken in den Wäschekorb, und plötzlich fiel ihm ein, dass er die Wäsche vergessen hatte. Er fühlte sich schrecklich. Aber nicht, weil Jenny ihm dieses Gefühl vermittelt hätte. Nein, er fühlte sich schrecklich, weil er wusste, dass er sie enttäuscht hatte. Er entschuldigte sich bei ihr und blieb die halbe Nacht lang auf, bis die Wäsche erledigt war. Nein, sie sei ihm nicht böse, versicherte Jenny ihm. Und damit vertrugen sich die beiden wieder.
Thorold zu bestrafen, weil er etwas vergessen hatte – egal, wie fix und alle sich Jenny gefühlt haben mag –, wäre definitiv ein unwirksamer Anreiz gewesen. Das in ihn gesetzte Vertrauen hingegen wirkte wahre Wunder! Doch nicht nur Jenny hat an jenem Tag eine Lehre gezogen, auch Thorold: Wenn Jenny heute gereizt reagiert, erinnert er sie an jene schwierige Phase von damals und daran, dass sie viel mehr davon hatte, wenn sie ihm vertrauen und nicht diesen » gereizten Ton« anschlagen würde.
Kommen wir noch einmal auf das Experiment zurück, das bewiesen hat, dass ein Verwalter mehr Geld zurückbezahlt, wenn er weiß, dass die Möglichkeit einer Strafe zwar besteht, der Anleger diese aber nicht wahrnehmen wird. Damit am Ende beide auf der Gewinnerseite stehen, muss einer den ersten Schritt tun – im Experiment war das der Anleger, indem er dem Verwalter einen Teil seines Geldes » anvertraute« und ihn wissen ließ, dass er ihn nicht mit einer Strafe belegen würde, komme, was da wolle. Dieser erste Schritt setzt eine Kettenreaktion von gegenseitigem Vertrauen in Gang. Vertrauen gegen Vertrauen – ein Geschäftsmodell, das wir auch für die Partnerschaft erstrebenswert finden. Meinen Sie nicht auch?
Fallstudie 2
Die Akteure: Rebecca und Paul
Paul und Rebecca waren beide eigensinnig und bockig und auf sture Trägheit abonniert. » Ich wusste, dass ich den Richtigen gefunden hatte, als ich die zweite Runde Getränke übernehmen wollte, und er nichts dagegen hatte«, sagte Rebecca. » Für mich war das ganz selbstverständlich. Wieso sollte er gleich zweimal bezahlen?«
» Es schien mir nur fair, dass sie die zweite Runde zahlte«, meinte Paul. » Schließlich leben wir nicht mehr in den 50ern.«
Sie lernten sich kennen, als sie beide mit Anfang 30 in derselben Firma arbeiteten. Paul war schon einmal für kurze Zeit verheiratet gewesen und hatte sich geschworen, es ein für alle Mal seinzulassen. Rebecca war seit sieben Jahren in einer festen Beziehung, aber noch nicht bereit für den ewigen Bund. Während sie herausfand, was sie wirklich wollte, verging ein ganzer Monat, in dem sie mit Paul und anderen Kollegen ein Projekt vor Ort bei einem Kunden betreute.
In jenem Monat entdeckten sie, wie ähnlich sie sich waren. » Nach täglich zehn Stunden harter Arbeit gingen wir essen und feiern und kamen immer wahnsinnig spät ins Bett«, erzählte Rebecca. Morgens im hoteleigenen Fitnessraum trainierte Rebecca trotzdem eisern mit Paul, der ebenso diszipliniert sein Programm durchzog. » Rebecca ist die ehrgeizigste Person, die ich kenne«, sagte Paul und fügte an: » Nach mir.«
Nach ihrer Rückkehr trennte sich Rebecca von ihrem Freund und zog mit Paul zusammen.
Sofern sie nicht Schach spielten, in Karaokebars gingen, Ausflüge machten, mit Freunden abhingen, Drachen steigen ließen oder sonst irgendetwas taten, das auch nur die geringste Chance barg, miteinander in Konkurrenz zu treten, war die Anfangsphase ihrer Beziehung frei von Sorgen.
Das galt im Großen und Ganzen auch für ihre Ehe. Als wir die beiden kennen lernten, waren sie seit acht Jahren
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