Mehr Sex weniger Abwasch

Jahr 2005. Joes persönlicher Gewinn beläuft sich somit auf über 300 Millionen Dollar.
    Im Allgemeinen befürworten Ökonomen strukturwirksame Kompensationsmaßnahmen wie diese. In gewissem Maße waren Bonusleistungen schon immer das Herzblut der Wall Street. Der Zweck, der so einem Bonussystem zugrunde liegt, ist folgender: Zahlt man Arbeitern einen Stundenlohn, bekommt man nur eine Art stundenlohnbezogene Leistung; stellt man ihnen dagegen einen wahren Geldregen in Aussicht, schuften sie, als hinge ihr Leben und das ihrer Frauen, Kinder, Mütter und Steuerberater davon ab. » Ein Grundpfeiler der Personalökonomie ist, dass Arbeiter auf Anreize anspringen«, schreibt Edward P. Lazear, Wirtschaftswissenschaftler an der Standford Business School.
    Leistungsanreize sind aber nicht nur im Bereich der Personalökonomie (und an der Wall Street) anwendbar, sondern in fast allen Lebensbereichen. Im vorangegangenen Kapitel haben wir gesehen, wie gut solche Anreize gegen das moralische Risiko funktionieren. In diesem Kapitel wollen wir zeigen, zu welchen weiteren Wunderwerken sie taugen – sie schaffen es in der Tat, dass Menschen Dinge tun, von denen man möchte, dass sie sie tun.
    Zunächst einige Beispiele: Als Regierung möchten Sie, dass das Volk das Rauchen aufgibt (weil Ihnen die Gesundheit der Bürger am Herzen liegt, aber auch, weil die Raucher die Gesundheitskassen schröpfen). Sie erhöhen also so lange die Tabaksteuer, bis den Menschen das Rauchen zu teuer wird und sie es bleiben lassen. Oder Sie sind Betreiber eines Fitnessstudios, haben aber in letzter Zeit nicht genügend Zulauf. Also bieten Sie potenziellen Neumitgliedern ein einmonatiges Gratistraining an. Oder Sie haben es als Stadtverwaltung satt, dass die Autofahrer ständig rote Ampeln ignorieren. Sie installieren Kameras, um die Verkehrssünder zu überführen und ihnen Strafzettel zu verpassen. Kreditkartenfirmen offerieren eine kostenlose und zinsfreie Nutzung der Kreditkarte im ersten Jahr. Schuhgeschäfte bieten beim Kauf von einem Paar Schuhen das zweite zum halben Preis. Buchratgeber versprechen einen Waschbrettbauch oder eine bessere Partnerschaft.
    Doch auch im privaten Umfeld werden Anreize bemüht. Wenn Ihr Kind nicht essen will und Ihnen allmählich der Geduldsfaden reißt, sagen Sie zu ihm: Wenn du heute noch ein Eis willst, dann isst du jetzt besser deinen Spinat. (Wir behaupten nicht, dass das die beste Methode ist, aber Sie haben ja schließlich nicht ewig Zeit.) Jedes Mal, wenn Sie Ihren Partner dazu bewegen wollen, den Abwasch zu machen, den Keller aufzuräumen oder endlich das Bild aufzuhängen, das Sie vor einem halben Jahr gerahmt haben, bieten Sie ihm Anreize: Sie sind besonders nett zu ihm, sprechen Drohungen aus, setzen Ultimaten oder machen Versprechungen. Wenn sein Bauch bedrohliche Ausmaße annimmt, schenken Sie Ihrem Partner zum Geburtstag Nordic-Walking-Stöcke, um ihn sachte anzustoßen, sich hin und wieder zu bewegen. Sie organisieren einen Babysitter und buchen ein Zimmer in dem Romantikhotel, in dem Sie Ihre Hochzeitsnacht verbracht haben, um Ihre Chancen zu steigern, das erste Mal nach Jahren wieder tollen Sex zu haben. Sich unter die Haube zu begeben, gehört rein zufällig mit zu den effektivsten Anreizen überhaupt: Schwöre, dass du mich nie verlässt, und ich mache eine brave und biedere Hausfrau (oder einen Hausmann!) aus dir.
Was die Leute sagen …
    Über Anreize
    Viele derer, die an unserer » Ehe-Umfrage« teilnahmen (zumindest die 49 Prozent, die ehrlich waren), gaben zu, dass sie Anreize gebrauchen, um den Partner dazu zu kriegen, Dinge zu tun, die er andernfalls nicht zu bewegen ist zu tun. Unter den Taktiken, die als » effektiv« oder » sehr effektiv« gelten, sind:
    • ihn loben (49 Prozent),
    • ihm anbieten, sich erkenntlich zu zeigen (48 Prozent),
    • ihm erklären, wo der Nutzen liegt (43 Prozent),
    • ihn immer wieder bitten (25 Prozent),
    • ihn auf den Freundeskreis verweisen, wo die Partner damit kein Problem haben.
    Ohne Anreize wäre die Wall Street ein öder Ort, die Fitnessstudios würden pleitegehen, Ihre Kinder würden an Eisenmangel leiden, und Ihr Partner würde irgendwann vergessen haben, dass es so etwas wie Sex überhaupt gibt. Kurzum, ohne Anreize würde keiner von uns je nur einen Finger rühren. Hätten Sie nun gerne einen Anreiz weiterzulesen? Bitteschön: Wenn Sie in Sachen Anreize mitreden wollen, dann müssen Sie auch die entsprechende Falle kennen.
    Die Falle
    Mit Joe