Mehr von deinen Küssen
erwarten Dancers Befund.”
“Dann haben wir Klarheit, was seine Anfälle verursacht hat.”
“Vielleicht.”
“Du bezweifelst das?”
“Ich glaube, es wird nicht mehr so wichtig sein.” Jesse sah zu, wie Dancer über die Koppel stürmte. “Hauptsache, er lebt.”
“Du bist also nicht der Meinung, dass es nur ein Dummejungenstreich war?”
Jesse bedachte Jackson mit einem langen Blick. Dann seufzte er auf. “Du etwa?”
Jackson antwortete ebenso vorsichtig. “Nein, ich glaube auch nicht an einen Dummejungenstreich, obwohl ich es sehr gern täte. Dancer ist ein paar Millionen Dollar wert, denn immerhin ist er der Begründer einer Pferdedynastie. Irgendjemandem scheint es nicht zu passen, was ich an ihm habe, und er will mir wohl einen Strich durch die Rechnung machen.”
“Der nächste Versuch dürfte nicht so leicht werden, da du ja jetzt gewarnt bist. Und das hast du einer bestimmten Person zu verdanken.”
“Haley.” Jackson sprach ihren Namen beinahe liebevoll aus, ohne zu bedenken, wie Jesse das deutete.
“Du warst so darauf fixiert, dass sie nicht angerufen hat. Ist dir gar nicht in den Sinn gekommen, dass es nicht schlecht wäre, wenn du sie anrufst? Dich vielleicht ein wenig entschuldigst und dich bedankst? Könnte auch nicht schaden, dich nach ihrem Rücken zu erkundigen.”
“Du hast recht.” Seit fast einer Woche machte er sich Sorgen um sie. Und wenn er sich nicht sorgte, träumte er von ihr. Vielleicht war es ganz gut, dass er von ihren Anrufen nichts gewusst hatte. Das gab ihm den perfekten Vorwand, persönlich nach ihr zu sehen. “Aber statt sie anzurufen, werde ich sie besuchen.”
“Ohne dich anzukündigen?”
“Ja.” So, wie er sich benommen hatte, würde sie ihm am Telefon vermutlich sagen, er solle sich zum Teufel scheren. Wenn er dagegen einfach bei ihr aufkreuzte, würde sie ihn, nett und höflich wie sie war, bestimmt nicht abweisen.
Im nächsten Moment war Jackson schon auf dem Weg ins Haus, um sich für seinen Besuch in Belle Terre umzuziehen.
“Es ist keine gute Idee, ohne Ankündigung hinzufahren”, rief Jesse.
“Du irrst dich. Es ist die beste Idee, die ich seit fünf Tagen habe.” Jackson winkte lachend. “Dann bis später.”
Jesse sah ihm nach. “Eine Schnapsidee ist das”, murmelte er. “Wer unangemeldet bei einer hübschen jungen Dame auftaucht, muss womöglich erfahren, dass nicht alle Männer der Gegend so blind sind wie Jackson Cade.” Plötzlich schmunzelte er. “Aber wenn ich es mir recht überlege”, sprach er weiter, während er Dancer, der zu ihm an den Zaun gekommen war, den Hals tätschelte, “ist das vielleicht genau die richtige Lektion für Jackson.”
Dancer wieherte leise.
Jesse musste lachen. “Schön, dass du auch meiner Meinung bist.”
Jackson stand vor dem Gartentor. Schon seit fünf Minuten. Das Stadthaus gehörte seinem Bruder Lincoln, wurde jedoch momentan von Haley Garrett bewohnt, und zu klingeln fiel ihm mindestens ebenso schwer wie zu entscheiden, was er hatte anziehen sollen. Schließlich hatte er sich für eine Kakihose entschieden und für das dunkelgrüne Hemd, das er Haley in der Nacht übergestreift hatte, als sie in seinem Bett schlief.
Vielleicht war ihr die Erinnerung daran, dass sie nur in seinem Hemd und ihrem Slip aufgewacht war, so unangenehm, dass sie seinem Vorschlag zustimmte, ehe sie wusste, wie ihr geschah.
Die ganze Fahrt von River Trace war er voller Zuversicht gewesen. Doch jetzt, wo der Moment des Wiedersehens gekommen war, war er sich gar nicht mehr sicher.
“He, Mister”, hörte er eine Kinderstimme. “Wollen Sie nun klingeln oder nicht? Wenn Sie es nicht bald tun, ist Ihr schöner Strauß dahin.”
Jacksons Blick fiel auf einen kleinen Jungen in zerrissenen Jeans und schmutzigem Hemd, der ihn ohne Scheu angrinste.
“Sie wird Sie schon nicht beißen. Sie ist eine nette Lady.” Der Kleine musterte ihn mit seinen pechschwarzen Augen. “Sie müssen ein Neuer sein, ich hab Sie hier noch nie gesehen.”
“Ein Neuer?”
“Ein neuer Freund.” Der Junge schwang sich auf sein verrostetes Fahrrad. “Ich wollte gerade nachfragen, ob ich was für sie erledigen kann. Aber da sie Besuch kriegt, komm ich morgen wieder.”
Ehe Jackson eine weitere Frage hätte stellen können, fuhr der Junge los. “Klingeln Sie doch einfach, Mister.”
Jackson tat es.
“Hallo. Du bist früh dran”, meldete Haley sich über die Sprechanlage. “Komm herein, das Tor ist offen. Du kannst im Garten
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