Mein argentinischer Maerchenprinz
an sich und führte sie ins Haus zurück. „Sprich mit mir, Cariño . Ich will wissen, was du denkst. Normalerweise redest du doch über alles . Warum willst du überhaupt fort, obwohl wir so gut zusammenpassen?“
„Hast du nicht gehört? Ich bin schwanger.“
Argwöhnisch kniff er die Augen zusammen. „ Sí , das habe ich gehört. Und wieso fühlst du dich deshalb so elend? Ich dachte, du wolltest das Kind.“
„Ja, sicher!“ Sie lächelte gequält. „Aber ich will auch dich, und die beiden Wünsche sind nicht vereinbar. Du willst kein Kind. Du magst keine Kinder! “
Eine angespannte Stille folgte, dann atmete Raul tief ein und ließ Faith los. „Ich habe nie gesagt, dass ich Kinder nicht mag.“
„Keine Ehe, keine Babies“, zitierte sie ihn. „Das waren deine Worte.“ „Vielleicht. Ich meine … Ja, das habe ich gesagt, aber niemals, dass ich keine Kinder mag.“
„Ist schon gut, Raul. Du musst das nicht erklären.“
„ Dios mío , ich versuche gerade, dir etwas zu sagen. Sonst drängst du mich permanent zu reden, und nun lässt du mich nicht!“
„Weil ich weiß, wie sehr du das hasst …“
„Ich will es dir aber erklären.“
„Oh“, hauchte sie verwirrt.
„Ich habe keine Ahnung, wie ich es sagen soll“, rief er ungeduldig aus. „Ich bin nicht wie du. Ich kann meine Gefühle nicht einfach so offenbaren. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.“ Er funkelte sie an. „Es ist nicht so, dass ich Kinder nicht leiden könnte“, begann er unsicher.
Faith versuchte, ihm zu helfen. „Ich verstehe. Du magst dieses großartige luxuriöse Leben mit den ewigen Reisen zu sehr. Warum solltest du das aufgeben?“
Raul machte eine lange Pause, ehe er antwortete.
„ Es ist nicht wegen Sofia “, sagte er zusammenhanglos.
Ratlos sah Faith ihn an. „Was ist nicht wegen ihr?“
„Dass ich keine Kinder will, hat mit ihr nichts zu tun“, erklärte er unwirsch.
„Aber es war eine Frau, die dich verletzt hat?“
„Ja, aber nicht so, wie du denkst.“ Er atmete schwer, und an seiner Wange zuckte ein Muskel. „Sie hat mir alles genommen, was mir je etwas bedeutete, alles , was ich liebte. Sie war unmoralisch, selbstsüchtig und gierig.“
Einen Moment lang herrschte drückendes Schweigen. Vor Furcht, falsch zu reagieren, stand Faith wie erstarrt da. Er sah ihr in die Augen. „Und damals schwor ich mir, dass so etwas nie wieder passieren würde.“ Faith musste sich zwingen, ihre Frage zu stellen. „Hast du sie geliebt?“
Der Blick seiner dunklen Augen war hart und kalt, sein Mund nur noch ein schmaler Strich. „Sie war meine Mutter.“
Völlig schockiert sah Faith ihn an, wagte nicht einmal, ihn tröstend zu berühren.
„Weißt du, nicht jede Frau kennt Muttergefühle. Sie ließ sich schwängern, einzig und allein, damit mein Vater sie heiratete, und als ich neun war, ließ sie sich scheiden. Es war schrecklich. Sie war fest entschlossen, meinem Vater jeden Penny abzuluchsen, und benutzte mich als Druckmittel. Nachdem sie ihn bis aufs Hemd ausgezogen hatte, nahm sie ihm auch mich noch weg.“
„Du meinst, du bist bei deiner Mutter geblieben?“
„Ich meine, dass sie mich ihm weggenommen hat. Nicht, weil sie mich liebte, sondern weil sie wusste, wie sehr mein Vater mich liebte. Ich war ihr Trumpf.“
Entsetzte schüttelte Faith den Kopf. „Nein.“
„Das Land hier gehörte meinem Vater.“ Raul drehte sich um und sah aus dem Fenster zur Estancia . „Er war ein echter Pferdekenner. Es gab kein Pferd, mit dem er nicht zurechtgekommen wäre. Er hatte mehr Geduld, als jeder andere Mensch, den ich kenne.“
„Ich dachte, du hättest die Estancia gekauft. Du hast sie geerbt?“
„Nein. Nach der Scheidung musste mein Vater sie verkaufen, um meine Mutter auszuzahlen. Ich sagte ja, sie benutzte mich als Druckmittel. Er verkaufte sie, obwohl dieses Land seit Generationen im Besitz der Familie war.“ Einen Moment schwieg er, von seinen Gefühlen überwältigt. „So, nun weißt du es.“
„Estancia La Lucia“, murmelte sie. „Hieß deine Mutter so? Ich …“
„Lucia war meine Ururgroßmutter.“
Ich hatte ja keine Ahnung. „Raul …“
„Diese Estancia war seit über hundert Jahren im Besitz meiner Familie. Die Pferdezucht lag meinem Vater im Blut, und mir auch“, sagte er rau. „Er brachte mir das Reiten bei, noch ehe ich laufen konnte. Wir sollten das Anwesen später gemeinsam führen.“
Schweigend hörte Faith ihm zu. Sie konnte den Schmerz des kleinen
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