Mein argentinischer Maerchenprinz
langsam.
„Und Sie suchten keinen Arzt auf?“
„Nein. Es war in einem so frühen Stadium der Schwangerschaft. Es gab keine Folgen außer der Blutung. Was hätte man schon tun können?“ Erneut überwältigte sie die Trauer, und sie barg das Gesicht in den Händen. „Können wir bitte aufhören? Warum ist das denn so wichtig?“
„Weil ich nicht glaube, dass Sie das Baby verloren haben“, sagte der Arzt. „Ich bin mir sogar sehr sicher, dass Sie noch immer schwanger sind.“
Faith lag da und starrte ihn eine Weile sprachlos an. Schließlich fand sie die Worte wieder. „Was? Immer noch schwanger?“
„Sie hatten vermutlich nur eine leichte Blutung, das kommt vor. Sogar viel öfter, als man allgemein glaubt. Sie hatten keine Fehlgeburt. Und nach meiner Berechnung sind Sie im dritten Monat schwanger.“
Schwanger?
Sie hatte das Baby gar nicht verloren?
Faith legte die Hand auf ihren flachen Bauch, Freude durchflutete sie.
Bis sie begriff, und die Freude finsterer Verzweifelung wich.
So wundervoll die Nachricht auch war, bedeutete sie zugleich das Ende ihre Beziehung zu Raul.
Wie wird Raul auf diese Nachricht reagieren? fragte sich Faith und wappnete sich auf das wohl schwierigste Gespräch ihres Lebens.
Jetzt war es vier Uhr in der Nacht. Er stand mit dem Rücken zu ihr. Sie hob die Hand, um ihn zu berühren, ließ sie aber gleich wieder sinken.
„Raul?“, sprach sie ihn sanft an. Als er sich umdrehte, sah sie Besorgnis in seinen Augen.
„Also?“ Er legte beide Hände auf ihre Schultern und drückte sie fest. „Was hat der Arzt gesagt?“
Faith zuckte zurück. „Du tust mir weh …“
„Entschuldigung.“ Er ließ ihre Schultern los und umfasste ihr Gesicht. „Tut mir leid, Cariño . Ich sorge mich nur so.“
Der sorgenvolle Unterton in seiner Stimme gab ihr fast den Rest. „Tut mir leid.“ Wie sollte sie es ihm nur beibringen? Wie es ausdrücken, damit es für sie beide nicht so schwer war? „Raul … ich …“
„ Dios mío , du machst mir Angst. Sag, was hat der Arzt festgestellt? Du siehst völlig verängstigt aus! Komm, wir werden es schon wieder hinkriegen, das verspreche ich dir.“
„Man kann nicht alles hinkriegen, Raul.“ Rasch trat sie von ihm zurück. Sie brachte es nicht über sich, die Wahrheit auszusprechen, denn in dem Moment, da die Worte heraus waren, würde alles vorbei sein. Sie würden sich trennen.
Sie schloss die Augen und nahm sich vor, auf keinen Fall zu weinen, was immer er auch tun würde. Sie fühlte sich so elend, so verzweifelt.
„Faith.“ Er zwang sie, ihn anzusehen. „Rede jetzt endlich!“
Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Ich bin schwanger.“ Hastig fügte sie hinzu: „Ich habe das Baby nicht verloren. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich bin noch immer schwanger.“
Er sah sie sprachlos an und wurde blass.
Er ließ die Hände sinken und trat einen Schritt zurück, Unglaube im Blick. Und schwieg. Kein einziges Wort kam über seine Lippen. Nur das Rauschen der Wellen war zu hören und ihr eigener wilder Herzschlag. Raul schien sie eine halbe Ewigkeit nur anzustarren, dann wandte er sich abrupt ab und ging.
Das war es also! Faith brach in die lang unterdrückten Tränen aus und ließ sich schluchzend auf den warmen Sand sinken.
12. KAPITEL
Gepackt war schnell, denn Faith brauchte nicht viel.
Nur ihre Arztutensilien und einige Kleidungsstücke.
Den Koffer an der Hand, verließ sie das Strandhaus. Draußen blieb sie stehen, drehte sich um und gönnte sich noch einen letzten Blick auf die Szenerie.
Es ist nur ein Haus, sagte sie sich. Nur ein Haus .
Nur erinnerte sie alles an Raul. Es war unser Zuhause.
Sie machte kehrt, um endgültig zu gehen, als sie Rauls Stimme hinter sich hörte.
„Wenn du ernsthaft glaubst, ich würde dich noch einmal gehen lassen, kennst du mich wirklich nicht“, sagte er finster.
Mit heftig klopfendem Herzen wandte sie sich um.
„Ich dachte du …“, begann sie unsicher. „Ich dachte, du wärst gegangen.“ „Gegangen? Wohin denn?“, fragte er aggressiv. „Ich weiß nicht. So weit weg wie möglich, nehme ich an.“ „Ich bin nicht der, der immer wegläuft. Bedeutet dir unsere Ehe wirklich so wenig?“, fragte er grimmig, umfasste ihr Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. „Wenn du weinen willst, dann kannst du das verdammt noch mal an meiner Schulter tun und nicht bei irgendeinem Fremden im Flugzeug.“
„Lass mich gehen, Raul“, flüsterte sie erstickt.
Er legte einen Arm um sie, zog sie
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