Mein auf ewig
Schicksal einfach noch nicht akzeptieren wollte, fing an zu beten. Sie nahm den Griff des Sets und starrte die Nagelfeilen und den grellroten Nagellack an, als wären sie züngelnde Schlangen.
Aus dieser Situation gab es kein Entrinnen. Sie hatte keine Waffen – sogar die Nagelfeilen waren aus Pappe, und Nagelscheren eigneten sich nicht als Waffe, auch wenn die Fluggesellschaften das anders sahen. Unbewaffnet hatte sie nicht die geringste Chance gegen ihn. Und um sich eine andere Fluchtmöglichkeit auszudenken, war sie einfach nicht clever genug.
Jetzt konnte sie nur noch versuchen, es Constance so leicht wie möglich zu machen.
Sie griff nach der rechten Hand der zitternden Frau und machte sich an die Arbeit. Als sie fertig war, waren beide Frauen überall mit rotem Nagellack bekleckert, aber besser hatte Ashley es mit ihren zitternden Händen nicht hinbekommen.
„Gut. Jetzt hilfst du ihr aufstehen. Wir gehen wieder rüber.“
Er brauchte ihr nicht zu erläutern, von welchem Raum er sprach .
Erst nimmt er deine linke Hand, dann deine rechte.
Constance hatte nicht gelogen.
„Ich würde sie gern erst zur Toilette bringen. Sie war den ganzen Tag noch nicht.“
„Dafür haben wir keine Zeit.“
„Dann wird sie vermutlich alles nass machen. Willst du das wirklich aufwischen müssen?“
Kurz huschte ein Ausdruck von Ekel über sein Gesicht. „Na gut. Aber beeilt euch!“
Ashley musste Constance fast schon zur Toilette tragen. Gary machte sich nicht die Mühe zu protestieren, als sie die Tür hinter ihnen schloss. Er wusste, dass die Frauen ihn nicht aufhalten konnten. Er hatte alles fest im Griff.
Ashley ließ Constance auf den Toilettensitz sinken, dann nahm sie die Flasche mit den Schmerztabletten aus der Tasche und zählte sie. Zwölf.
Sie war nicht sicher, ob das reichen würde, aber das Risiko musste sie eingehen.
Sie schob Constance mehrere Tabletten auf einmal in den Mund und hielt ihr ein Glas Wasser an die Lippen. „Trink, Liebes! Bald ist alles vorbei.“
Zumindest für eine von ihnen.
12
Elise hatte am Vormittag mit zwei Entführungsopfern gesprochen und sofort gewusst, dass sie nicht auf der richtigen Fährte war. Keiner der beiden Entführer war gefasst worden, deshalb hatte sie zunächst gedacht, dass einer von ihnen auch Ashley entführt haben könnte, aber da war sie falschgelegen.
Die erste Frau war von einem Schwarzen entführt worden – eindeutig nicht der Mann auf dem Foto –, die zweite von einem ihrer ehemaligen Freunde. Elise hatte ihr das Foto von dem Stalker in Ashleys Garten gezeigt, und die Frau war überzeugt, dass es sich nicht um ihren Entführer handelte.
Jetzt saß Elise in ihrem Wagen und ging noch einmal die Listen durch, die sie gemacht hatte. In wie vielen Sackgassen würde sie wohl noch landen, bevor sie auf eine brauchbare Spur stieß? Ihr Blick wanderte zu dem einzigen außergewöhnlichen Fall – der vermissten Frau, von der lediglich eine Hand aufgetaucht war. Susan Maloney.
Susans Mutter wohnte nur etwa eine halbe Stunde entfernt von dort, wo Elise sich gerade befand. Vielleicht sollte sie kurz bei ihr vorbeifahren, damit sie diesen Fall abhaken konnte. Wenn sie Susans Entführer ausschließen konnte, würde sie vielleicht auch das Bild der kopf- und handlosen Leiche aus dem Kopf bekommen.
Aber klar doch.
Ohne Probleme fand Elise das Haus, in dem Susan aufgewachsen war. Es lag in einem älteren, gut erhaltenen Viertel mit riesigen Bäumen und makellosen Rasenflächen. Sie stieg aus, ging den von Blumen gesäumten Weg zum Haus entlang, holte tief Luft und klingelte.
Sie hatte keine Ahnung, ob die Frau von der handlosen Leiche im Leichenschauhaus von Chicago gehört hatte. Ihr war klar, dass sie ihr davon erzählen musste; vielleicht handelte es sich ja tatsächlich um ihre Tochter.
Eine leicht verwahrlost wirkende Frau öffnete die Tür. Ihre Kleidung war zerknittert und voller Flecken, und ihr graues Haar sah aus, als wäre es seit Wochen nicht mehr gekämmt worden. „Ja?“, sagte sie mit rauer Stimme.
„Sind Sie Susan Maloneys Mutter?“, fragte Elise.
Die Lippen der Frau zogen sich zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammen. „Keine Journalisten.“ Sie machte Anstalten, die Tür zu schließen, aber Elise stemmte die Hand dagegen.
„Ich bin zwar Journalistin, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich hier bin. Meine Schwester ist verschwunden. Ich muss unbedingt mit Ihnen reden.“
Die Frau sah sie zweifelnd an.
„Bitte! Nur ein
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