Mein Baby!
gehen, ohne dass man versuchte, sie zurückzuhalten.
Ihm wurde ganz übel.
Andie seufzte. „Das ist mir klar, Adam“, erwiderte sie. „Ich habe mit ihr geredet …“
„Offenbar ohne Erfolg, denn sie hat ja ihren Entschluss nicht geändert“, fuhr er sie an.
Sie sah ihn misstrauisch an. „Vielleicht kannst du ja am Wochenende etwas erreichen“, entgegnete sie ruhig.
Adam presste ärgerlich die Lippen zusammen. Er war erschüttert. Für die Summers war es wohl ein ganz normaler Vorgang, dass Audrey sich nach so langer Zeit enger Zusammengehörigkeit sang- und klanglos verabschieden wollte. Aber es ging ihm nicht nur um Audrey, wie er sich eingestand. Erwartete ihn etwa am Ende dasselbe Schicksal?
Vor fast zwanzig Jahren hatte Adam als beinah Zwanzigjähriger Rome kennengelernt. Er hatte viele gute Ideen, doch kein Geld gehabt. Rome hatte ihn damals mehrere Jahre finanziell unterstützt, bis er auf eigenen Füßen hatte stehen können. Adam hatte ihm alles zurückbezahlt, und die letzten fünfzehn Jahre war er als Filmproduzent so erfolgreich gewesen, dass sein Unternehmen mehrere Millionen wert war.
Da er keine eigene Familie mehr hatte, hatte er sich im Lauf der Zeit genau wie Audrey als Mitglied der Familie Summer gesehen. Rome war für ihn wie ein älterer Bruder, und die drei Mädchen waren so etwas wie seine Nichten gewesen.
Es war reine Dummheit, dass er geglaubt hatte, es würde immer so bleiben.
„Ja, das hoffe ich“, antwortete er schließlich. „Irgendjemand muss etwas unternehmen.“
Sekundenlang blickte Andie ihn schweigend an. Die Spannung zwischen ihnen wurde beinah unerträglich. Dann nahm sie ihren Marker wieder in die Hand. „Vielleicht sehen wir uns am Samstag“, sagte sie leise.
„Ja, das ist möglich.“ Er drehte sich um und durchquerte den Raum. An der Tür blieb er kurz stehen und fügte hinzu: „Falls es dir gelingt, dich von deiner Arbeit zu lösen.“
Der Blick, den sie ihm zuwarf, wirkte hart. „Ich bin sicher, dass ich es schaffe“, erwiderte sie kühl.
Adam kniff die Augen zusammen und sah Andie noch einmal an, ehe er ihr Büro verließ und die Tür hinter sich schloss.
Die hübsche, junge Sekretärin in Andies Vorzimmer lächelte ihn scheu an. Es kostete ihn viel Mühe, eine freundliche Miene aufzusetzen und die junge Frau anzulächeln, während er hinauseilte. Sie war ja nicht schuld an seinem Ärger.
Auf wen bin ich eigentlich so zornig? fragte er sich draußen auf der Straße.
Auf Rome, weil er nicht merkte, dass Audrey ihn liebte und dass er im Begriff war, sie zu verlieren? Oder auf Andie, weil es ihr offenbar egal war, dass Audrey gekündigt hatte? Oder etwa nur auf sich selbst?
Letzteres war am wahrscheinlichsten, wie er sich eingestand. Nichts war mehr so wie zuvor, obwohl er geglaubt hatte, es würde sich nie etwas ändern. Harrie und Danie waren verheiratet und hatten ihr eigenes Zuhause. Audrey hatte sich entschieden, die Familie zu verlassen, und Andie war für ihn plötzlich eine Fremde.
Das reicht, Selbstmitleid hilft mir in dieser Situation wirklich nicht, ermahnte er sich dann.
2. KAPITEL
Audrey lächelte wehmütig. „Es ist Zeit für mich, etwas anderes zu machen, Andie“, sagte sie gleichgültig.
Andie hatte nicht vorgehabt, dieses Wochenende auf dem Landgut ihres Vaters zu verbringen. Nach ihrem letzten Arbeitstag in der Redaktion vor dem eher unfreiwilligen, längeren Urlaub brauchte sie erst einmal Zeit für sich selbst. Sie hatte sich eingestanden, dass Adam recht hatte, obwohl sie sich über seine Bemerkungen geärgert hatte. Deshalb hatte sie sich entschlossen, mit Audrey zu reden.
Sie war schon am Abend zuvor eingetroffen, doch erst jetzt war sie mit Audrey allein. Rome war irgendwo auf dem Gut unterwegs, und die beiden Frauen machten es sich bei einer Tasse Kaffee auf der überdachten Terrasse gemütlich.
Audrey war so schön wie immer. Das elegante blaue Kleid passte zu der Farbe ihrer Augen, und das offene blonde Haar fiel ihr über die Schultern. Doch sie wirkte seltsam traurig. So kannte Andie sie nicht.
„Was hast du denn vor?“, fragte Andie.
„Ich habe noch keine festen Pläne“, gab Audrey zu.
Andie sah sie mit großen Augen an. „Nein? Ich habe gedacht, du hättest einen besseren Job gefunden.“
Plötzlich hatte sie das Gefühl, Audrey sei leicht verunsichert. Oder bildete Andie es sich nur ein? Hatte Adam vielleicht recht? Hatte Audreys Kündigung ganz andere Gründe, als sie alle glaubten?
Audrey
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