Mein Baby!
zuckte die Schultern. „Ich werde eine Zeit lang gar nicht arbeiten. Immerhin habe ich in den letzten Jahren viel sparen können. Vielleicht mache ich Reisen und sehe mir alles an, was mich interessiert.“
Die Antwort überzeugte Andie nicht. „Du bist doch ständig mit Dad umhergereist“, wandte sie ein.
„Das waren meist Geschäftsreisen.“ Audrey seufzte. „Oft habe ich noch nicht einmal gewusst, in welchem Land ich mich gerade befand. Sitzungszimmer sehen überall gleich aus.“
Okay, das klingt plausibel, überlegte Andie. Audrey war erst Anfang vierzig und jung genug, sich ihre Träume zu erfüllen. Dennoch wurde Andie ihre Zweifel nicht los. Aber Audrey war ein freier Mensch und konnte tun und lassen, was sie wollte.
„Man kann nie wissen, was geschieht“, fügte Audrey lächelnd hinzu. „Vielleicht lerne ich jemand kennen und bekomme noch Kinder. Dazu bin ich noch nicht zu alt.“
„Stimmt“, ertönte Adams Stimme hinter ihnen. Er gesellte sich zu ihnen auf die überdachte Terrasse. „Wer auch immer er ist, er kann sich glücklich schätzen.“
Andie hatte gewusst, dass Adam an diesem Wochenende kommen würde. Trotzdem war sie über sein plötzliches Auftauchen verblüfft und ärgerte sich, dass er sie in ihrer Unterhaltung störte.
Außerdem gefiel es Andie nicht, dass er ungeniert mit Audrey flirtete und sie bewundernd betrachtete. Sie hatte nie an die Möglichkeit gedacht, dass Audrey auch heiraten und Kinder haben wollte. Irgendwie war sie überzeugt gewesen, Audrey sei mit ihrem Leben und ihrem Job zufrieden. Sie alle hatten es als selbstverständlich hingenommen, dass Audrey immer da war. Das war vielleicht egoistisch gewesen, zumindest aber gedankenlos.
Audrey hatte recht, mit ihren zweiundvierzig Jahren war sie noch nicht zu alt, um Kinder zu bekommen.
„Danke, Adam, das war nett von dir.“ Audrey stand auf und küsste ihn auf die Wange.
„Ich habe es nicht nur so dahingesagt, sondern es ernst gemeint.“ Er sah sie aufmerksam an.
„Trotzdem danke.“ Audrey lächelte und legte ihm sekundenlang die Hand auf den Arm. „Ich hole dir auch einen Kaffee. Setz dich hin“, forderte sie ihn auf, ehe sie den Raum verließ.
Dann herrschte Schweigen. Unter halb gesenkten Lidern warf Andie Adam einen Blick zu.
Er trug ein schwarzes Seidenhemd zu perfekt sitzenden schwarzen Jeans. Das hellgraue Jackett hatte er achtlos auf einen der Rattansessel gelegt. Er war groß und schlank, und das silberblonde Haar war im Nacken etwas zu lang.
Adam war der Inbegriff eines sehr erfolgreichen Geschäftsmanns und ein sehr begehrenswerter Junggeselle.
Schließlich sah er sie an, ohne eine Miene zu verziehen. „Offenbar hast du dich doch noch entschlossen zu kommen“, stellte er leise und gleichgültig fest.
Andie war klar, dass er sich immer noch ärgerte. Warum eigentlich? Okay, die ganze Familie hatte sich keine Gedanken über Audreys Kündigung gemacht. Aber Adam ahnte nicht, was in den letzten Wochen los gewesen war. Und er würde es auch nicht erfahren, jedenfalls nicht von ihr, Andie.
Er durfte sich nicht anmaßen, etwas beurteilen und verurteilen zu können, wovon er nichts verstand. Außerdem war sie immer noch der Meinung, dass keiner von ihnen versuchen sollte, Audrey den Wunsch, ihr Leben zu ändern und etwas anderes zu machen, auszureden.
„Richtig“, erwiderte sie. „Entschuldige mich bitte, ich wollte sowieso gerade ins Gewächshaus zu den Rosen gehen.“
„Ich bin sicher, sie kommen die nächsten zehn Minuten auch noch ohne dich aus“, antwortete er spöttisch. „Du kannst mir ruhig Gesellschaft leisten, während ich den Kaffee trinke.“
Sie atmete tief ein. Adam machte sich über sie lustig. Die Atmosphäre zwischen ihnen war in der letzten Zeit viel zu gereizt, was Andie gar nicht gefiel.
„Natürlich“, stimmte sie ihm sanft zu und blieb sitzen. Sie fühlte sich seltsam verletzlich, nachdem sie ihren letzten Arbeitstag hinter sich hatte, und wollte eine erneute Auseinandersetzung mit Adam unbedingt vermeiden. „Weißt du, dass Jonas am Anfang ihrer Beziehung Danie einen Strauß gelber Rosen geschenkt hat? Sie sahen genauso aus wie die, die unsere Mutter gezüchtet hat. Das war für Danie die Bestätigung, dass sie ihn liebt.“
„Nein.“ Adam lächelte und ließ sich in den Sessel ihr gegenüber sinken. „Die Reaktion passt zu unserer unberechenbaren Danie, so kennen wir sie, und so lieben wir sie“, fügte er voller Zuneigung hinzu. „Wie geht es dir
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