Mein Baby!
„Ich befürchte, ich werde eine alte Jungfer“, fügte sie leicht spöttisch hinzu.
„Es war doch nur ein Scherz.“ Er eilte um den Schreibtisch herum und legte ihr den Arm um die Schultern. „Du bist doch erst fünfundzwanzig, Andie, und hast noch viel Zeit, dich zu verlieben und zu heiraten.“
„In zwei Monaten werde ich sechsundzwanzig“, wandte sie ein. Adam konnte natürlich nicht wissen, warum sie mit den Tränen kämpfte. Es ging ihr nicht darum, sich zu verlieben und zu heiraten. Wenn sie den Mann, den sie liebte, nicht haben konnte, würde sie nie heiraten.
„So alt schon?“, sagte Adam sanft. Er legte ihr die Finger unters Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
Andie schüttelte den Kopf und löste sich von Adam. „Ich bin aus einem ganz anderen Grund so … emotional. Wahrscheinlich fällt es mir schwer, mich damit abzufinden, dass Harrie und Danie nicht mehr nur meine Schwestern sind, sondern zugleich auch Quinns und Jonas’ Frauen“, erklärte sie bestimmt.
Daran musste sie sich wirklich erst gewöhnen. Noch vor drei Monaten hatten sie sich so nahe gestanden, dass sie keine anderen Freundinnen gebraucht hatten. Ihre Schwestern hatten noch gar nicht ans Heiraten gedacht. Und dann hatte sich schlagartig alles geändert, und innerhalb von nur zwei Monaten hatten die beiden vor dem Traualtar gestanden.
Adam blickte sie mitfühlend an. „Harrie ist die Frau eines Bankers, und die temperamentvolle Danie hat einen Arzt geheiratet. Es ist erstaunlich.“
Ja, das ist es wirklich, stimmte Andie ihm insgeheim zu. Aber auch in ihrem Leben würde es bald Veränderungen geben …
„Andie, komm mit zum Essen“, bat Adam sie. „Und wenn du es nur deshalb tust, damit ich meinem Ruf gerecht und mit einer sehr schönen jungen Frau gesehen werde.“
Sie sah ihn skeptisch an. „Du mit deinen vielen Freundinnen! Wozu brauchst du mich da noch?“
Er seufzte und ging ungeduldig um den Schreibtisch herum. „Dein Vater hätte dir den Hintern versohlen sollen, als du noch lernfähig warst.“
„Das hätte meine Mutter nie zugelassen“, erklärte Andie überzeugt. Ihre Mutter war eine sehr sanfte, warmherzige Frau gewesen.
Adams Miene wurde ernst. „Ja, da hast du recht“, stimmte er ihr seltsam unsicher zu.
Andie wusste genau, warum er so unsicher war: Adam war in ihre Mutter verliebt gewesen.
Als sie und ihre Schwestern noch Kinder gewesen waren, hatte Adam die meisten Wochenenden bei ihnen auf dem Landgut verbracht, obwohl ihm das Leben auf dem Land nicht gefiel. Erst später war Andie klar geworden, warum er ihre Eltern trotzdem so oft besucht hatte. Und nachdem ihre Mutter vor zehn Jahren gestorben war, hatte Adam mit ihnen getrauert und war genauso untröstlich gewesen wie die ganze Familie.
Ja, er musste Barbara geliebt haben.
Zunächst war Andie bestürzt gewesen über die Erkenntnis. Mit ihren Schwestern sprach sie nicht darüber, denn das Thema war ihrer Meinung nach zu heikel. Sie hatte sich jedoch gefragt, wie ihr Vater reagieren würde, falls er es erfuhr. Adam versuchte nie, seine Gefühle zu verbergen. Alle wussten, wie nahe ihm Barbaras Tod gegangen war.
Seltsamerweise schien es Rome, wie ihr Vater genannt wurde, zu trösten, dass Adam Barbara auch gemocht hatte. Die beiden Männer verband schon lange eine herzliche Freundschaft.
Andie warf Adam einen fragenden Blick zu. „Heißt das, du ziehst deine Einladung zurück?“
„Nein, natürlich nicht“, fuhr er sie ärgerlich an. „Ich bitte dich auch gar nicht mehr, mich zu begleiten, sondern fordere dich dazu auf! Was auch immer du zu tun hast“, er machte eine wegwerfende Handbewegung in Richtung ihres Schreibtisches, „es kann warten. Außerdem kannst du nach einer Pause und einem leichten Essen besser und konzentrierter arbeiten.“
Insgeheim gestand Andie sich ein, dass er recht hatte. Es gefiel ihr jedoch nicht, herumkommandiert zu werden. Sie schüttelte den Kopf. „Trotzdem komme ich nicht mit, Adam. Es tut mir leid.“
„Es tut dir überhaupt nicht leid“, antwortete er hart. „Verdammt, Andie, wir waren doch mal Freunde …“
„Das sind wir immer noch“, versicherte sie ihm kühl. „Aber ich habe keine Zeit, wie ich dir schon gesagt habe.“
„Okay“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „vielleicht hat ja April Lust mitzukommen.“
Andie lächelte. „Das würde sie bestimmt gern tun. Doch ihr Verlobter hätte wahrscheinlich etwas dagegen.“
Adam runzelte die Stirn. „Du bist
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