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Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Levithan
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nennen es Orientierungshilfe.
    »Dich trifft keine Schuld, Evan! Du hast dich richtig verhalten!«
    Mrs McGuinness sah mich.
    »Sie war krank! Wenn sie verletzt auf der Straße gelegen hätte, hättest du auch Hilfe geholt. Es ist genau dasselbe!«
    Mrs McGuinness merkte in diesem Augenblick, dass unser letztes Gespräch schon eine Weile her war.
    »Ich bin für dich da, Evan! Wir sind alle für dich da!«
    Ich musste aufhören, mich zwischen allen hindurchzudrängen. Ich musste umkehren. Ich durfte nicht zulassen, dass sie mich jetzt in ein Gespräch verwickelte.

17 E
    Du hast sie gehasst.
    »Was wissen die denn von DER WAHRHEIT ?«, hast du gesagt. »Orientierungshilfe. Ja, so nennen sie das. Und auf welchen Kurs sollen wir dabei gebracht werden? Ist doch merkwürdig, dass sie das nie genauer erläutern.«
    »Wenn sie verletzt auf der Straße gelegen hätte, hättest du auch Hilfe geholt. Es ist genau dasselbe!«
    »Typisch«, konnte ich dich darauf erwidern hören. »Das ist ja genau der Punkt. Ich lag eben nicht verletzt auf der Straße. Ich war nicht dabei, an Krebs zu sterben. Man konnte von mir keine Röntgenaufnahme machen, um festzustellen, was nicht stimmte. So leicht war es bei mir mit einer Diagnose nicht. Man konnte nur vermuten. Und alle haben falsch vermutet.«
    Aber der Punkt ist, dass ich überhaupt keine Vermutungen angestellt habe. Ich habe einfach darauf vertraut, dass du immer gewusst hast, was du tust.
    Mich hast du immer sehr überzeugt.
    Und ich.
    Ich hab dich kaputtgemacht.

17 F
    Ich hatte noch nicht mal Zeit, mir mein Mittagessen aufs Tablett zu stellen, da zerrte Jack mich schon weg.
    »Lass uns eine Runde drehen«, sagte er und zog mich die ganze Schlange entlang aus der Cafeteria raus.
    » Krieg ich jetzt Ärger? Was ist los?«, fragte ich.
    Aber er wartete, bis wir draußen waren. Ich dachte zuerst, wir würden uns auf dem Schulhof unterhalten. Doch Jack ging mit mir noch weiter, so lange, bis die Geräuschkulisse der Schule völlig verstummt war.
    »Ich hab deine Mail heute Morgen bekommen«, sagte er und wirkte dabei nicht gerade glücklich. »Ich kann’s nicht fassen, dass dieses Mädchen, wer auch immer sie ist, dir das antut. Ist das die erste Mail, die du von ihr gekriegt hast?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es kam vorher schon eine. Mit einem Foto von Ariel.«
    Jack fingerte in seiner Hosentasche nach einer Zigarette, aber ohne Erfolg.
    »Ich hab sie in meinem Spind gelassen.« Er sah mich fragend an. »Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du ja wohl keine hast?«
    »Korrekt«, sagte ich.
    »Korrekt.« Das war ein Ausdruck von dir und wir wussten es beide. Ich hatte ihn von dir übernommen.
    »Hör zu, Evan«, sagte Jack. »Ich hab mit Miranda darüber gesprochen. Gestern Abend, noch bevor ich deine Mail bekommen habe. Ich hab ihr nicht alles erzählt – sie muss nicht alles über Ariel wissen und darüber, was passiert ist. Aber ich hab ihr von den Fotos erzählt. Und weißt du, was sie gesagt hat? Sie hat gesagt: ›Dieses Mädchen verfolgt Evan und dich. Sie ist eine Stalkerin.‹ Im Grunde wusste ich das selbst schon, aber erst in dem Moment, als Miranda es ausgesprochen hat, ist es mir so richtig klar geworden. Und weißt du was? Wir haben sie auch noch ermutigt, weil wir uns auf ihr mieses Spiel eingelassen haben. Ich weiß, das hab ich dir das letzte Mal auch schon gesagt, aber jetzt bin ich noch viel mehr davon überzeugt – wir müssen uns da rausziehen. Wir dürfen nicht tun, was sie sagt. Wir müssen sie irgendwie verunsichern. Selbst wenn du weißt, wo das Feld da auf dem Foto ist, darfst du nicht hingehen. Bleib weg. Deswegen wird sie nicht gleich mit ihrem Spiel aufhören, sie meldet sich bestimmt wieder, da bin ich mir sicher. Aber lass uns mal abwarten, was sie tut, wenn wir nicht so mitspielen, wie sie sich das vorstellt.«
    Mir war klar, dass es darum jetzt nicht ging, aber ich sagte: »Du hast es Miranda erzählt?«
    Wir waren an der Zuschauertribüne des Footballfeldes angelangt. Ein paar Läufer waren auf der Bahn unterwegs, aber sonst war es menschenleer.
    Jack ging bis zur obersten Sitzreihe hoch und setzte sich hin. Ich folgte ihm.
    Alle deine Ichs, alle meine Ichs. Ich überlegte, ob Jack mit Miranda ein anderer Jack war. Ich dachte darüber nach, ob wir alle uns andauernd verändern, ob wir uns in unzählige Facetten aufsplittern. Und wenn ich keine neuen Menschen mehr kennenlernen würde, wenn ich immer nur mit denselben Leuten reden würde, mein

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