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Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Levithan
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mich zurückgelassen. Weil sie mich jetzt an allem zweifeln lässt, Ariel. Es ist alles ins Schwanken geraten. Wenn du wenigstens hier wärst, denn du bist die Einzige, die mir sagen könnte, was ich jetzt tun soll. Schickst du mir diese Fotos? Kommt das alles von dir? Allmählich fang ich nämlich an, zu begreifen. Wirklich. Zu begreifen, wie verstörend DIE WAHRHEIT gewesen sein muss. Zu wissen, dass es sie da draußen gibt, unmittelbar vor einem, dass man aber nie an sie herankommt. Wir sehen immer nur Schatten, nie DIE WAHRHEIT . War es das, was dich so umgetrieben hat? Hat dieser Zweifel schließlich auch auf dich selbst übergegriffen? Nicht zu wissen, wer du wirklich bist? Ariel, du musst damit aufhören. Ariel, das ertrage ich nicht länger. Ariel, ich hab dich immer geliebt. Und wenn es nicht gereicht hat, dann bitte ich dich um Verzeihung. Mehr konnte ich nicht tun. Du hast mir keine andere Wahl gelassen. DU HAST MIR KEINE ANDERE WAHL GELASSEN . Verstehst du, was ich dir sagen will, Ariel? Verstehst du den Sinn meiner Worte? Kannst du überhaupt noch in irgendwas einen Sinn finden? Gibt es für dich einen Unterschied zwischen dem Sinn und DER WAHRHEIT ? Ich weiß, dass es da einen Unterschied gibt. Ich weiß es. Du hast mir gesagt, dass du unglücklich bist. Aber ich hab gedacht, du meinst damit nur eine vorübergehende Stimmung. Ich wusste nicht, wie sehr dich das Unglück erfüllt hat. Hat es dich ganz erfüllt, Ariel? Wie einen das Glück erfüllen kann. Auch so eines dieser Wörter. Ist Glück ein verlogenes Wort, Ariel? Ich versuche dich ja nur zu verstehen, Ariel. Ich kann dich nicht vergessen, Ariel. Du bist immer noch bei mir. Nie würde ich wollen, dass du mich verlässt, auch nicht, um weiterleben zu können. Nein. Ich will, dass du mich verlässt. Ich will, dass es aufhört. Ich vermisse dich so, Ariel. Ich weiß, du kannst mich nicht hören. Hörst du mich?
    Ich presste das Gesicht ins Kopfkissen und schrie. Keine Wörter. Der reine Schrei. Aber für mich klang alles wie dein Name.
    Meine Mutter kam ins Zimmer gerannt.
    »Was ist los, Evan?«, fragte sie, und dann noch einmal: »Evan? Was ist los?«
    Dann sah sie das Foto auf meinem Computer.
    »Oh Evan«, sagte sie. »Bitte nicht.«
    Sie versuchte es ja. Alle versuchten, mir zu helfen. Und jedes Mal fühlte es sich so an, als ginge alles im Leben allein darum, herauszufinden, ob Versuche jemals wirklich ausreichen.

17
    Um fünf Uhr morgens erhielt ich die nächste E-Mail von ArielsRächerin. Da war ich nicht wach. Aber ich sah sie, als ich vor der Schule schnell noch mal meine Mails checkte.
    du hast ihr nie das wasser reichen können.
    sie wusste so viel mehr als du.
    deshalb musstest du sie zerstören.
    du glaubst, du hast sie gerettet. aber du hast sie kaputtgemacht.

17 A

17 B
    Ich hab es fast sofort aufgegeben. Man konnte ein Feld erkennen. Am Rand ein paar Bäume. Vielleicht auch ein Gebäude. Ich zoomte das Foto größer, aber da verschwamm gleich alles. Und einem Teil von mir war es auch egal. Es war sowieso alles sinnlos. Nicht Nullen und Einsen. Nur Nullen … leere Kreise … ohne Inhalt … keine Schnittmengen.
    Ich packte meine Sachen für die Schule zusammen.
    Bevor ich ging, schickte ich die Mail noch an Jack weiter.

17 C
    Katie kam noch vor der ersten Stunde auf mich zu und zog mich in ein leeres Klassenzimmer.
    »Mr Rogers ist heute nicht da«, sagte sie. »Ich hab’s nicht länger ausgehalten, deshalb … ähm, also, ich hab auf seinem Schreibtisch nach der Liste gesucht. Gefunden hab ich allerdings nichts. Er muss sie in seiner Tasche haben oder sie liegt bei ihm zu Hause oder was weiß ich. Ich hab sogar in seinem Computer nachgeguckt. Zum Glück hat mich keiner erwischt.«
    Ich konnte an Katies Stimme hören, wie aufgeregt sie war. Es erinnerte mich ein bisschen an dich. Oder an mich, wenn ich mit dir zusammen war.
    »Dann müssen wir wohl bis Montag warten«, sagte Katie.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, noch so lang zu warten.

17 D
    Ich bildete mir ein, sie auf dem Gang zu sehen.
    Zwischen zwei Unterrichtsstunden. Als alles voller Schüler war.
    Ich versuchte es trotzdem.
    Ich drängte mich
    zwischen Gesprächen hindurch
    drängte mich
    an Unbeteiligten vorbei
    drängte
    obwohl manche mich wegrempelten
    und mir sagten, ich solle gefälligst aufpassen.
    Sie war vor mir. Ich schwör’s.
    Aber dann verlor ich sie aus den Augen.
    Stattdessen sah ich Mrs McGuinness aus ihrem Büro kommen. Die Schultherapeutin.
    Sie

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